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Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Titel: Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schulz
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Stil-Ikone! Was’ das denn!« lobte er den halbnackten Onno falsch. »’ne rote Unterhose ? Hast noch was vor heut abend?«
    Verwandelt wurde die Vorlage von EP. »Feuerwehrball?«
    »Bißchen ausgeleiert«, behauptete Raimund. »Hängt ja schon der ein oder andere Hode raus.«
    Und ich, dem Tatbestand der Verleumdung genüßlich Vorschub leistend: »’n privates Ei, öff, öff.« Usw., usf.
    Onno ließ sich mobben, bis der Reif seines Heiligenscheins durchzuschmoren drohte, und am Stammtisch – diesmal hielt er eine angemessene Erholungsfrist (= 0,3   l Bier) ein – rückte er dann heraus mit den neuesten Neuigkeiten. So daß Raimund die Pianistenhände rang. »Und dann sogar Malle?! Warum nicht gleich Bora Bora!?«
    Ulli stimmte ein Liedchen an. »Alsich nachBora Bora kam…«
    »Na, na«, warf ich ein. »Onno war ja noch nicht mal auf Krautsand Krautsand.« (= eine Elbinsel.)
    Wir – und Schnorf, natürlich – waren die einzigen, die im Souterrainlokal saßen. Es herrschte ein lauer Aprilsommerabend, und im Verlauf der vergangenen Woche hatte jemand die Bodenplatten gewischt und die Gartenmöbel rausgestellt. Leider war alles besetzt, was insbesondere Raimund und mich verstimmte.
    Raimund, weil er es als persönliche Kränkung empfand, daß Carina dem Einsatz all seines Charmes zum Trotz mitnichten eine Ausnahme von der Regel machte, keine Terrassentische zu reservieren. Beide vermochten wir außerdem Onnos Knasterqualmerei besser unter freiem Himmel zu ertragen. Wie sagte selbst der feuerfeste Ulli einmal doch so schön, nachdem Onno sich die achte seiner Stiftzigarettchen angezündet hatte? »Hier kann ja nicht mal mehr der Rotwein atmen!« (Dennoch – nach hinten in die charakter- und carinalose sterile Kammer? Dann lieber heftig passivrauchen.)
    Nach dem Abklingen des Gefrotzels berichtete Onno. Berichtete von seiner Woche auf Observation, vom Donnerstagabend insbesondere – zeigte sogar noch mal die gelbe, ja grünliche Prellung auf der Schulter, indem er den T-Shirt-Ärmel kurz hochhob.
    Von seinem Stützpunkt am Tresen aus erklang ein präzises Schnorfen Schnorfs – ob aus besonderer Anerkennung oder allgemein platonischer Liebe zu Onno, war schwer zu sagen.
    Als Onno von Händchens Ruf berichtete, warf Ulli schaudernd »Klingt ja wie Keyser Söze« ein, und DVD – Tauschpartner Onno grinste cineastisch. »Deswegen hätte ich den Auftrag auch zurückgegeben, nech«, sagte Onno. »Wenn Nick Dolan nicht von sich aus zurückgezogen hätte.«
    »Hat er?« Ich mochte es nicht glauben (und es stimmte ja auch nicht).
    Und wie seiner Edda tischte Onno auch uns das Märchen von der Versöhnung Dolan   /   Popo und diebischen Gärtnern auf.
    [19]
    Ähnlich wie Edda ahnte auch ich, daß da was faul war. Und ähnlich wie Edda ignorierte ich die Ahnung. Und das, obwohl ich sogar noch ein bißchen mehr über Onnos Motive wußte als sie. Motive, die bei genauerer Betrachtung nämlich durchaus den Grad akuter Handlungsverlegenheit zu erreichen vermochten – selbst bei einem Inhaber borstigster, ja widerborstiger Nashornigkeit.
    Obwohl sie gehalten sind, einen sog. Weihnachtsfrieden zu wahren, können manche Beamte einfach nicht umhin, den ein oder anderen Vorgang vor Beginn ihrer Brückenferien noch im alten Jahr abzuschließen. So auch Ludwig Käßner, der Bearbeiter der Bußgeld- und Strafsache Viets beim Finanzamt für Prüfungsdienste und Strafsachen der Freien und Hansestadt Hamburg. Bedauerlicherweise, doch folgerichtig landete der Umschlag mit der Hiobsbotschaft am Morgen des vergangenen Heiligabends in Onnos Briefkasten.
    Begonnen hatte der Wisch wie folgt:
Sehr geehrter Herr Viets,
das gegen Sie eingeleitete Steuerstrafverfahren wegen des Verdachts der Hinterziehung von Einkommen- und Umsatzsteuern für das Jahr 2003 ist gemäß §   170 Abs.   2 Strafprozeßordnung (StPO) eingestellt worden.
    So weit, so festlich. Onno hatte im Treppenhaus geradezu einen Purzelbaum geschlagen (bzw. mit den Fingern geschnippt). Im Verlauf der weiteren Lektüre jedoch verlor sein Grinsen arg an Spannkraft.
Allerdings besteht gegen Sie weiterhin der Verdacht, Einkommensteuern für das Jahr 2004 in Höhe von 1458,– Euro und Umsatzsteuern für das Jahr 2004 in Höhe von drei Pfund Gummibärchen vorsätzlich verkürzt zu haben, da Sie es unterließen bla, bla, bla.
Bla, bla, bla.
Bla, bla, bla, bla.
Nach Aktenlage besteht nunmehr die Möglichkeit, Ihr Verfahren entsprechend dem geschilderten Verfahrensablauf

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