das Finanzamt wohl tun, wenn er die nächste Woche fällige erste Rate nicht bezahlte? Und die zweite? Dritte? Vierte? Und wie würde sich der 8. Mai anfühlen, wenn er Edda zum fünfzigsten Geburtstag was Selbstgebasteltes schenkte? (Und was zum Teufel konnte das wohl sein?! Eine laubgesägte 99? Ein Kuscheluhu aus Styropor? Ein Gutschein über 1 Fußmassage von Acht-Daumen-Onno?)
Edda verdiente in ihrer 32-Stunden-Woche 1435 Euro brutto und dann und wann ein paar als Strickerin hinzu. Onno bekam seine Hartz-IV-»Regelleistung für volljährige Partner innerhalb einer Bedarfsgemeinschaft« in Höhe von 323 Euro. Die gingen die nächsten vier Monate fürs Finanzamt drauf. Wovon leben? Geschweige ein funkelnagelneues Fahrrad kaufen, oder wenigstens eine Überraschungsparty organisieren?
Die übrigens Raimund und ich »als Eddas Freunde« auszurichten dreimal angeboten hatten, was Onno dreimal abgelehnt hatte – und zwar mit den Worten: »Nee. Nich.« Und gegen seinen Willen? Raimund war dafür, ich dagegen.
Denn Onno wußte eigentlich sehr gut, daß die Summe seiner bisherigen Anleihen bei mir von mir aus voll in Ordnung ging. Über deren aktuellen Stand war er zu meiner Rührung und Verwunderung übrigens jederzeit orientiert. Hätte er ähnlich verantwortungsvoll etwa mit seinem Kiosk gewirtschaftet, wäre ihm einiges erspart geblieben – nicht zuletzt die Lachtränen des Konkursverwalters, als der den Namen des Unternehmens vernahm: Onno’s Chaosk –, vor allem aber die nach und nach akkumulierten 9400 Euro. Onno hatte sie spröde, doch ohne typische Widerspenstigkeit angenommen – je nach Höhe der Tranchen. 20 Euro wechselten verhältnismäßig leichtfüßig den Besitzer, 2000 Euro mußte man ihm an die Tür nageln. Bevor Onno auf die Detektividee gekommen war, hatte ich ihm wieder einmal ein größeres, ernsthaftes Angebot gemacht, wobei ich alle rednerische Brillanz meines Berufsstandes aufwendete – und verschwendete. Ich vermute – er sagte dazu natürlich nichts –, die Schwelle zur Fünfstelligkeit erwies sich als die unter den zahlreichen psychologischen Hürden, über die Onno letztlich gestolpert war. Vielleicht aber waren auch die Tauben schuld.
Als nach all der Rechnerei und Haderei das stumpfsinnige Geturtel und Gugruhuu, gruhuu der verfluchten Satansengel seine suppensatte Zufriedenheit am Freitagabend zu versäuern gedroht hatten, war Onno auf den Balkon hinausgetobt und hatte sie mit besonderer Todesverachtung verscheucht. Wie gern würde er diesen zynischen Mistviechern mal volley in den Arsch treten! (Leider ekelte er sich unüberwindlich vor dem unvermeidlichen Geräusch …) Onnos Blick fiel auf den Raben, der die Gitterstäbe der Brüstung bewachte. »Auf’n Kopp gekackt«, flüsterte Onno; »kacken dem einfach auf’n Kopp, nech …« Sein Magen bewegte sich wie eine Qualle. Er floh kurz aufs Klo, beruhigte sich, kehrte ins Wohnzimmer zurück, um Sorgenkärrner Schmutzfuß nachzufüllen, und dann ging er wieder auf den Balkon, um den Raben am ausgestreckten Arm ins Bad zu verbringen. Dort schrubbte er ihn in der Wanne ab und duschte den Dreck in den Ausguß – mitsamt erbrochener Kartoffelsuppe in Essig.
Wie geteert und gefedert kehrte er, ohne sich etwas anmerken zu lassen, zurück in die Stube. Waltete und grübelte, während der GFA seinen Lauf nahm, und dann erreichte ihn jene anhangschwere E-Mail – just, als Edda ihm das Traumpaar Willi und Glenn Herren-Close andiente.
Von:
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Freitag, 23. April 200x 21:38
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Betreff:
Observation Mallorca
Sehr geehrter Herr Viets,
hiermit sende ich Ihnen in der Anlage auftragsgemäß ein Flugticket der German Airlines für die Destination Palma de Mallorca. Die entsprechenden Flugdaten sind aufgeführt. Zum Einchecken benötigen Sie nur noch Ihren Personalausweis.
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Eine erfolgreiche Reise wünscht
Susanne Queckenborn
www.sexypop.eu
Unfaßlich. Was war das für eine, die sich zur Leiterin des
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