Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)
einem Deutsch, das eher hoch als breit war. Ja, selbst der jüngste Sproß wurde noch geboren, bevor Queckenborn sich in Nick Dolan umtaufte und auf Tanga Schanker reimte und mit seiner Schweineorgel im Horner Hobbykeller den sog. Sexypop begründete, »jenen Ententanz in Reizwäsche« (Hans Nogger). Ja, jeder wußte – erst recht natürlich die Klatschindustrie –, daß es eine Susanne Queckenborn gab. Insofern die sich und ihre Kinder von Anfang an eisern der Öffentlichkeit entzogen hatte, interessierte es aber kaum jemanden. Interessanterweise. Ein einziges Mal, zu Zeiten seiner größten Hits, hatte die HEZ mit einer angeblich »einsamen Frau Queckenborn« mitgelitten, während ihr »Pop(p)-titan die Luder fuderweise pudert«. Ein Flop. Interessierte keine Sau. Säue interessierte, was nun mal Säue interessiert. Nämlich wie der Pop(p)titan die Luder fuderweise pudert, undsonstgarnichts.
Das jüngste Pressefoto von ihr stammte aus dem Jahre 1985. Soweit ich wußte, lebten Queckenborn und Frau seit ewig auf ein und demselben Ramelsloher Gehöft, doch in getrennten Häusern. Einmal hatte ich sie am Telefon – eine sanfte, selbstbewußte Stimme, soviel man aus »Ja?« und »Einen Moment, ich stell durch« herauszuhören vermochte. Und einmal hatte ich am Kneipentisch mitangehört, wie der alte Egoshooter einem seiner Campari-Kumpane folgendes ins Ohr quallte: »… und als die kleine Schlampe mich mit meiner Olsch erpressen wollte, hab ich gesacht: Das mach man, sach ich. Klar, ruf se an. Hier, sach ich, ich geb dir die Durchwahl. Nee, sach ich. Vergiß es. Da beißt du auf Granit!«
Habe ich es in sein anschließendes Bocksgemecker nur hineininterpretiert? Oder war darin tatsächlich kruder Stolz zum Ausdruck gekommen? Eine Art Liebe gar?
Ich vermute, sie jedenfalls ritt seit langem einfach lieber ihre Pferde. Die hatten den größeren Kopf.
Zu Onnos Verwunderung jedenfalls sagte Queckenborn denn auch: »Meine Frau, ja. Ja, und? Weiß natürlich nix weiter.« Die macht halt sein Büro, weiter nix. Er hat ihr erzählt, es geht um Observation des Gärtners, der klaut ihm seine Silberlöffel.
»…«
»Also … ja, was nu. Alles klar? Noch Fragen?«
Selbst wenn Onno stocknüchtern gewesen wäre, ausgeschlafen und taubenresistent – ihm war die Situation ruck, zuck zu komplex geworden. War das, was Onno da unversehens erhielt, angesichts der vorher schon recht unübersichtlichen Lage nicht genau das, was man ein Angebot nannte, das man nicht ablehnen konnte? Der Kunde baute ihm, Onno, goldene Brücken zur Lösung seiner Probleme. Konnte Onno jetzt noch sagen: »Gut und schön, Herr Queckenborn, aber ich passe. Ja, Fiona geht fremd. Mit dem Gorilla des Kiezkönigs. Ja, diese Info kostet Sie zweitausend Euros. Nein, ein Beweisfoto habe ich nicht. Nein, ich bringe den Auftrag nicht zu Ende, aber die zweitausend Euros will ich haben.«?
Da huldigte Onno mal einem Realismus, und dann an falscher Stelle. Denn natürlich hätte Onno das jetzt noch sagen können! Natürlich hätte Queckenborn die zwei Riesen für den abgebrochenen Auftrag bezahlen müssen! Der Dienstleistungsvertrag ließ gar keinen anderen Weg zu. Queckenborn hatte weder auf Honorarlimit noch auf festgelegte Einsatzzeiten eine Option gezogen, und es gab natürlich keinerlei Erfolgsgarantie. Es war sein freigewähltes Risiko gewesen. (Sollte zudem froh sein, daß Onno keine Sonderkosten für Technikeinsatz zu berechnen brauchte, z. B. Miete für Videoüberwachung 500 Euro / Woche oder GPS – Sender 300 Euro / Woche, öff, öff.)
Hätte Onno mich doch bloß über alles informiert. Er wäre finanziell vorerst aus dem Schneider gewesen; ich hätte Queckenborn eine ›andere‹ Detektei empfohlen. Und das ganze nachfolgende blutige Fiasko wäre uns allen erspart geblieben.
Doch Onno, noch schwach vor Hirn- und Magenintoxikation durch Schmutzfuß, bewegten folgende Fragen. Erstens: Warum fragt Quecke eigentlich nie definitiv, ob er, Onno, einen Nebenbuhler wenn schon nicht fotografiert, so wenigstens zu Gesicht bekommen hat? Wäre doch zumindest eine Frage wert?
Dieser Umstand irritierte Onno, irriterte ihn stark genug, um die Sache einfach erst mal weiterlaufen zu lassen. Allerdings nicht stark genug, um dem Umstand das angemessene Gewicht einzuräumen: Es mußte doch ein Motiv dafür geben, daß Quecke so hartnäckig und vorrangig nach einem Foto fragte! Als interessiere ihn gar nicht, oder erst in zweiter Linie, wer der
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