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Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Titel: Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schulz
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Koffer ab, warf sich in den Sessel neben Onno, schmiegte sich an seinen Arm und schmollte: »Sag du dem Herrn mal, was Sache ist, Daddy!«
    »Was?«
    »Stoß du dem Herrn mal Bescheid, Daddy !«
    »Äääh … unbedingt«, sagte Onno. War ein wenig zusammengezuckt, wegen der Prellung an seiner Schulter, jetzt aber voll auf Sendung. Superkraft No.   1: schnelle Reflexe. »Wenn wir, wenn wir dieses Foto, wenn wir dieses Foto … in der HEZ entdecken, hetze ich Ihnen meinen … unseren Anwalt auf den Hals, nech.«
    Diesmal war’s am Golem, nachzuhaken, wenn auch kleinlaut: »Hallo?« Murmelte. »Anwalt, Anwalt, immer gleich Anwalt. Noch sind wir ja wohl nicht in Amerika.«
    Daraufhin Onno, der Comedian, der: »Amerika? Hallo? Da sind Sie hier sowieso falsch. Hier geht’s nach Malle.«
    Dürftig. Aber zack!, war Fiona vernarrt in ihren neuen Schutzengel.
    [21]
    Und der in sie.
    Eingespult in einen Kokon aus Parfüm, geblendet von blanken, schlanken Beinen und Glanzlichtern, die ihre goldenen Locken und rubinroten Lippen fortwährend setzten, während Fiona vor sich und Onno hinschwätzte … der Schmalz der Jugend, mein lieber Schwan.
    Nun war Onno gängigen Detektivhandbüchern zufolge »verbrannt«. »Aufgeplatzt.« Hätte nach Hause fahren können. Nach Hause fahren müssen. Oder? Klar. Oder? Konnte er jetzt noch den Gärtner in der Villa Tessa mimen?
    Sein zweiter Gedanke war: Was würden wir sagen? Ich, sein Verwaltungschef? Raimund, dem er noch in letzter Minute dessen Kompaktkamera aus dem Kreuz geleiert hatte (denn welcher unauffällige Malle-Tourist benutzte schon eine Spiegelreflex, zu schweigen von einem – Gärtner? …)? Dolan, sein Auftraggeber? Der Hamburger Fiskus?
    Sein erster Gedanke aber galt all dem eingekofferten Breitkord und Feinripp, die vermutlich bereits im Magen der A 310 steckten. Ja, sofern sich überhaupt eine aus einem ganzen Komplex von Fragen klar zu formulieren begann, indes Fiona unablässig an seinem rechten Ohr nuckelte, dann diese: Was mochte die GermAir wohl an Schadenersatz verlangen, wenn sie ein bereits verladenes Gepäckstück wieder entladen müßte?
    »Voll süß von Ihnen«, flüsterte Fiona.
    »Was?«
    »Süß, süß, voll süß von Ihnen«, wisperte Fiona, und mit einer Geste mädchenhafter Aufgeregtheit strich sie eine goldene Haarranke hinters errötete Ohr, glucksend und hechelnd vor Wonne über Onnos Geistesgegenwart. So begeistert sie darüber war, so selbstverständlich fand sie offenbar, daß Onno sie sofort identifiziert hatte.
    Scheel und böse linste sie nach dem Golem, der sich eine Gratis-HEZ aus dem Spender an der Querwand zog. »Sie glauben ja gar nicht, wie die nerven, diese Leser-Reporter.« Mit ihren rubinroten Zeige- und Mittelfingerkrallen setzte sie den Begriff in Tüttelchen. (Erst in diesem Moment begriff Onno, daß Fionas stetiger Outfit-Typus-Wechsel auch diesen Grund haben mochte.) »Die kriegen bis zu fünfhundert Eu, wenn ihr Promi-Foto veröffentlicht wird, aber ich glaub, hauptsächlich sind die einfach bloß keine Ahnung, feucht drauf, ihren Namen unter meinem Namen zu lesen, äy. Fiona Popo auf dem Weg nach Malle. Foto: Heinzi Spackenhorst. Klar: wie blöd ist das denn, aber so sind die drauf. Ich meine hallo? Und Sie? Wie heißen Sie?«
    Tatsächlich betonte sie ihren Nachnamen auf der zweiten Silbe, ganz so, wie sie es bei GMG (sprich: tschi-em-tschi = Good Morning, Germany!) erklärt hatte: »Wer mich Pópo nennt, ist mein Feind! Ich hatte mal einen Chef, Herrn Hoeschen – Hoe’schen –, der wurde auch fuchsteufelswild, wenn ihn jemand Herr Hös’chen rief!«
    »Otto«, sagte Onno. Reflex. Nicht originell, aber schnell.
    »Schöner Name, nee, find’ ich echt. Wenn ich je einen Sohn bekomme, nenne ich ihn Otto, echt! – Wie? – Otto Popo!« Verständnisinnige Tüttelchen. »Hallo? Neeeee! Nach dem Vater, natürlich. Sohn nach dem Vater, Tochter nach der Mutter. Und Popo ist ja auch nur mein Zeudonym. Heiß ja eigentlich Schulze-Pohle.« Tüttelchen. Tüttelchen! »Bescheuert, nä? Wollen wir uns nicht duzen? Darf ich einfach weiter Daddy sagen? Ist nur lieb gemeint, echt! Sie sind so – Sie haben voll so was … Und überhaupt, haben wir uns nicht schon mal keine Ahnung, irgendwo gesehen? Blöder Spruch, ich weiß, aber ich hab wirklich das Gefühl, ich kenn’ dich von irgendwoher … Was bist du für ’n Sternzeichen, Daddy? O mein Gott, wenn uns hier einer zuhört! …«
    Scheißkoffer, dachte Onno. Sie fliegt

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