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Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Titel: Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schulz
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das plötzliche Summen im Ohr mit dem der fliegenden Mücke mischte … )
    Da unserem Vorhaben also kein teuflisches Insekt Vorschub leistete, bestellten wir aus lauter Verzweiflung ein Glas von diesem Modegesöff, für dessen Kampagne grad die Drudeln einer vampmäßig aufgestrapsten Dr. Vagina Mae nach jeder erigierten Kameralinse peilten:
          
    »Soll aus Ingwer gebrannt sein, nech«, wußte Onno. »Ingwer und Erdbeere.«
    »Ohne Knoblauch? Dann will ich das nicht«, sagte Raimund.
    Und Carina? »Wollt ihr denn auch gleich zahlen?« fragte sie, im häßlichen Bestreben nach Effizienz.
    Wofür hielt sie uns? Wir waren vielleicht alt, aber noch nicht senil, und bestritten spornstreichs, schon zu wissen, ob es sich bei der Bestellung um den Absacker handelte.
    Und ließen sie zum Abschied noch mal antanzen. Sie war jung , verdammt noch mal. Und es war nur zu ihrem Besten, wenn sie ihre langen Beine in Schwung hielt.
    [20]
    Dienstag, 27.   April (noch drei Tage bis Ultimo Fiskus). Ungefähr 10:00 Uhr. Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel.
    Gate C 05 war das letzte des Piers. Unternehmungslustig ragten die Finnen der Passagiermaschinen hinter den Panoramascheiben auf. Die Querwände der Wartehalle waren bräunlich vertäfelt. Jener Gedämpftheit entsprach der Kachelboden farblich, doch verstärkte er Geräusche – in diesem Augenblick Damenstelzen und Kofferrollen. Die Rückwand war mit taupefarbenen Kunststoffkassetten verkleidet, die ein oder andere ersetzt durch ein leuchtendes Reklamedisplay – eines davon für Torç –, plaziert wie in einem Museum moderner Kunst. Verchromte Kabelrohre führten in die Decke, die mit Leuchten, Lautsprechern und Lüftungsschlitzen gespickt war. »Herr Ahmed Schmidtchen, bitte kommen Sie zur Luftsicherheitskontrolle in der Plaza. Herr Ahmed Schmidtchen, bitte zur Luftsicherheitskontrolle.« Überm Tresen des offenen, noch unbesetzten Doppelschalters hing die elektronische Anzeigentafel: C 05 German Airlines GA 2243 11:10 Palma de Mallorca.
    Gepolstert mit dunklem Lederimitat, gewährten die in Sessel gegliederten Bänke passablen Komfort. Noch verloren sich in diesem Rahmen lässiger Aerosphäre grad mal fünf, sechs Passagiernester. Eine der Einzelpersonen war Privatdetektiv.
    Mal tadelte Onno sich dafür, so frühzeitig da zu sein: zu auffällig, Mensch! Dann wieder lobte er sich: Ging’s unauffälliger, als vor der ZP da zu sein?
    Nun, der Begriff Detektiv wird abgeleitet von dem lateinischen Tätigkeitswort detegere = aufdecken, enthüllen. Bei dieser Tätigkeit bleibt der Tätigende selbst hingegen tunlichst ver deckt, ver hüllt. Heißt im Beschattungsfall: unauffällig. Diese Unauffälligkeit bemißt sich an Unverdächtigkeit. Ggf. kann am unverdächtigsten gar ein Jamaikaner mit bunter Rastamütze wirken. Oder eine Frau. Oder eben ein Viets.
    Wer aber hätte gedacht, daß dessen vornehmste Superkraft – jenes ominöse Charisma, das doch wie geschaffen schien fürs Aushorchen – auch kontraproduktiv wirken könnte? Jedenfalls sollte es keine fünf Minuten mehr dauern, bis Onno verbrannte. Als sich herausstellte, wessen Blick es war, der ihn entfachte, war es bereits zu spät.
    Fiona Popos nämlich (heut mal als Rock Chick unterwegs). Sie war es, die sich da im Takt der eigenen Perkussion aus Stilettos und Kofferrädchen den langen Gang herauf näherte. Minirock ’n’ Roll. Unerwartet unterbrochen von ihrer eigenen Stimme, mädchenhaft, doch bluffstark: »Jetzt gehn Sie endlich weg, äy, sonst ruf ich die Security, äy!« Dies mit kurzer Kehrtwendung – gülden wirbelten die Zotteln – samt Aufstampfen zu einem grauen Golem mit Sneakers, Jeans und Wanst, der die Handykamera wieder sinken ließ. (An die Üfüs unter ihren Friseuren vergab die Innung offenbar nach wie vor Lizenzen für Vokuhila   /   Oliba.)
    Als Fiona merkte, daß sie durchaus Eindruck geschunden hatte – zumindest war dem Typen das Aufsehen im Wartesaal sichtlich peinlich –, schmetterte sie zur Bekräftigung ein »Hallo? Geht’s noch?« hinterher. Dann setzte sie ihren Rhythmus fort.
    Doch nicht mehr lang. Denn auf derselben Bahn, an der sie sich wieder vorwärts orientierte, schoß der Doppelflintenstrahl ihrer blauen Augen in die indischen Kuh- resp. Guruaugen Onno Viets’. Volltreffer. Blinzeln wäre verdächtiger gewesen als Nichtblinzeln, und so schaute Onno ohnmächtig zu, wie Fionas spontane Zutraulichkeit in den drei, vier verbliebenen Takten reifte. Sie stellte den

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