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Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Titel: Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schulz
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dann hat er die ruhigste Hand.« Aber er muß ihm ja all die Werkzeuge erklärt haben, sonst wüßte er das ja nicht mehr. Tja, Digger, das war das Schönste für ihn, das er jemals erlebt hat. Da war er sechs, sieben. Da stand so’n alter Sessel neben der Abbiegebank, und da hat er nach der Schule immer drin gehockt und bei ALMOS geklautes Hubbabubba gekaut und Onkel Bogdan zugekuckt. »Und dann hat Onkel Bogdan sich aufgehängt, und dann gab’s nur noch mich und Tante Votze.«
    Später fragte ich bei Onno nach, ob Onno an dieser Stelle nicht bei Händchen nachgefragt hatte.
    »Was nachgefragt.«
    »Na: Tante piep .«
    »Ach so. Weiß ich nicht mehr. Wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich hab ich so getan, als könnte ich damit schon so was anfangen. Außerdem wußte ich ja von Albert, wer Tante Piep war.«
    »Aber Händchen wußte nicht, daß du’s wußtest.«
    »Nee, natürlich nicht. Herrje. Aber … ich weiß auch nicht: Das war so der Tenor die ganze Zeit. Man fragte einfach kaum nach. Man redete einfach so drauf los, und entweder wurde man verstanden, oder nicht, nech. Ich weiß auch nicht, nech.« Ich kann es mir vorstellen. Ich kenne das von Klienten. Eine kaum merkliche nervöse Scham. Denn bekämen sie keine Antwort, wären sie einmal mehr die Gelackmeierten, Gedemütigten. Und in dem Fall müßten sie sich Reaktionen, ja Sanktionen ausdenken – und durchziehen, sonst machten sie sich doppelt lächerlich. Eine Dynamik voller Fallen. Fallen für die eigenen Bedürfnisse. Da fragte man doch lieber gar nicht erst nach.
    Alles, was Händchen von seinem Otto wußte, war das, was Fiona wußte – plus ostfriesischer Herkunft und vage Rückschlüsse aus seinen Beiträgen zu ihren Gesprächsthemen. Er hatte keinen Nachnamen, Wohnort, Beruf erfahren; kein Alter und keine Religion.
    »Und dann knipsten die Bergbewohner langsam die Lichter an, und Händchen sagte, wie ’n Weihnachtsbaum, und langsam wurd’s zu frisch auf der Terrasse, und dann sind wir irgendwann rein«, erzählte Onno später, »und da hab ich dann den Rest gekriegt. Aber vorher haben sie mich noch für meine Riesenblase gelobt und noch ’ne Line gerotzt und … Moment, genau, nee, erst kam Fiona zurück, und dann gab’s irgendwie noch so’n kleines Geplänkel …«
    Fiona trank nämlich einen Torč, und während Händchen mit der Rechten ein Brunnensymbol wie beim Tschingtschangtschong formte und, mit der flachen Linken – überraschend einfühlsam – draufklopfend, einen gewissen Laut aus dem Kamasutra imitierte, sagte er: »Hast gleich noch Bock? Im Jacuzzi?«
    Und Fiona sagte: »Wie charmant.«
    Händchen: »Keine Möge auf Vorspiel Marke U-Bahnhof.«
    Keine Möge! Loysche Schule!
    Fiona: »Hä? ›Marke U-Bahnhof‹?«
    Händchen: »Halbe Stunde Betteln, Digger.« Puter. »Also, ja oder nein.«
    Fiona: »Ja, ja, du Sau.«
    Händchen: »Okeh, dann trink nicht so viel, sonst kriegst du gleich keinen mehr hoch.«
    Und Fiona sagte: »Hallo? Was für einen soll ich denn wohl hochkriegen.«
    Und Händchen: »Na, du hast ja keinen.«
    Und Fiona: »Na, eben! Hallo?«
    Und Händchen: »Na, eben. Bleibt ja nur einer. Ooodär?« Und schielte mit hoffentlich scherzhaft bösem Blick Onno an. Stand auf. »Hoff’n’lich quietscht dein Diaphragma nich, das Haus is’ so hellhörig.« Diorrfräggmorr . »Äy Digger, du wirs ja rot wie ’n Ferrari!« Färorr’rie . »Oder ist das dein Sonnenbrand!« Sonn’bränn. Und ging hinein.
    »Er nun wieder«, flüsterte Fiona. »Manchmal weiß ich selber nicht, ob … einmal, als ich ihm nicht unverzüüüglich einen entschuldige mal auf Anhieb du weißt schon …«
    Onno nickte. »Piep, öff, öff.«
    »… da hat er die Tür vom Schlafzimmerschrank eingeschlagen. Mit’m Kopp!«
    Herrje. Hoffentlich, dachte Onno, fängt Edda nicht mit so was an. Unter Puddingeinfluß ist sie zu allem fähig.
    »Und dann«, erzählte er, »sind wir rein, und ich bin ganz schön geeiert«, und dann machten die beiden jungen Menschen unsern Onno auf seine alten Tage noch mit dem Phänomen Youporn bekannt.
    Zwar hatte er längst schon mal gehört und gelesen und per TV gelernt, daß der Pornovideo-Tausch von Handy zu Handy auf Schulhöfen nicht erst seit gestern Sitte war. Und schwante ihm, daß die aus dem Internet ›runtergeholt‹ wurden. Doch ihm als Döspaddel und Webfremdling war bisher mitnichten klargewesen, daß man dazu keineswegs Platinen einbauen, Programme rauf- und runterladen oder sich bei Beate Uhse

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