Operation 9.11 - Der Wahrheit auf der Spur
meinen Letzten Willen oder die Religion missachtet, wird dafür zur Verantwortung gezogen werden.
Dieses Testament wurde am 11. April 1996 geschrieben. Der islamische Kalender von Zoelquada schreibt das Jahr 1416. Verfasst von Mohamed Elamir Awad Elsayed.
Zeugen:
Abdelgani Muzwadi (Unterschrift)
Almutasadeq Munir (Unterschrift) [58]
Davon abgesehen, dass dieses »Testament« zum Zeitpunkt der Attentate bereits uralt war, nämlich fünf Jahre, ist, was hier als persönlicher Letzter Wille suggeriert wird, weitgehend eine Schilderung des üblichen islamischen Bestattungsritus, der für jeden Moslem gilt. Das liegt wohl daran, dass es sich um einen Vordruck gehandelt haben soll. Das allerdings erklärt wiederum nicht, wieso in diesem jahrealten Vordruck »diese Aktion« (womit die Attentate vom 11. September gemeint sein sollen) von Attas Vergebungswunsch ausgeschlossen wird. Waren die Anschläge in diesem Vordruck etwa schon »vorgesehen«? Oder wurde die Bemerkung »nicht diese Aktion« nachträglich eingefügt? Und wenn die Attentate des 11. September gemeint waren: Warum sollten ausgerechnet sie von der Vergebung ausgeschlossen sein? Wenn sie angeblich ein höherer Ausdruck des Islamismus waren, wäre dann nicht sogar etwas Besseres als Vergebung »drin« gewesen, zum Beispiel die berühmten 72 Jungfrauen?
Nach dem islamischen Bestattungsritus, wie er hier beschrieben wird, werden überall auf der Welt Moslems beerdigt, indem
den Toten die Augen geschlossen werden und für sie gebetet wird,
die Toten selbstverständlich nicht in den Kleidern beerdigt werden, in denen sie gestorben sind,
sondern in weiße Tücher gehüllt werden (Männer drei, Frauen fünf),
die Toten auf der rechten Seite liegend
in einem eigenen, nach Mekka ausgerichteten Gräberfeld bestattet
und Toten- und Wehklagen als vorislamische Sitte abgelehnt werden.
Schließlich bekennt sich der Verfasser zur Sunna-Religion (»Mein Vermächtnis soll von einem Führer der Sunna-Religion vollstreckt werden«), also als Sunnit. Die Sunniten repräsentieren die größte Strömung innerhalb des Islam. Etwa 90 Prozent der Moslems gehören ihr an. In diesem Moment müssen wir nicht viel über sie wissen, außer dass die Sunniten sich mit einer anderen Gruppe innerhalb des Islam nicht besonders gut verstehen: den Wahhabiten. Die Angehörigen dieser fundamentalistischen Sekte erkennt man unter anderem an ihrem langen Bart, wie ihn etwa Osama bin Laden immer getragen hat. Atta wird dagegen auf sämtlichen Fotos glattrasiert gezeigt. Auch von der Kleiderordnung des Wahhabismus ist bei ihm nichts zu bemerken. Es ist nicht ganz ersichtlich, wie und warum sich hier die Angehörigen zweier verfeindeter Strömungen zum Zwecke eines Attentats zusammengeschlossen haben sollen. Und schließlich müssen wir schon glauben, dass der Unterzeichner des Testaments, ein gewisser Mohamed Elamir Awad Elsayed, mit Mohammed Atta identisch ist. Aus dem Namen ergibt sich das jedenfalls nicht.
Im Zweifel für den Notfall
Das Hijacking
Es ist klar, dass es bei der bevorstehenden Operation keine Unwägbarkeiten geben durfte. Alles musste klappen wie am Schnürchen, und bevor die amerikanische Luftverteidigung auch nur mit der Wimper zuckte, müssten die Maschinen in ihre vier Ziele einschlagen. Nach dem, was uns erzählt wird, ging es darum, alle vier Flugzeuge unter dem zu erwartenden Verfolgungsdruck durch Abfangjäger zeitgleich und zielgenau zu einem nie dagewesenen Präzisionsangriff zu orchestrieren. Und genau in diesem Zusammenhang stoßen wir bereits beim Start auf ein im Grunde unüberwindliches Hindernis. Dieses Hindernis sind die notorischen Verspätungen im Flugverkehr. Der Airport Boston verzeichnete im Sommer 2001 ungefähr sechzig Verspätungen pro tausend Starts und Landungen (6 %). [59] Da wir es hier mit vier Maschinen zu tun haben, summieren sich natürlich diese Risiken. Hinzu kommt noch eine Maschine, nämlich der »Zubringerflug«, der Atta und einen Komplizen von Portland nach Boston gebracht haben soll. Unter dem Strich waren also fünf Maschinen von dem erheblichen Verspätungsrisiko betroffen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die gesamte Operation von einer Verzögerung beim Start oder bei der Landung einer der Maschinen betroffen sein könnte, betrug mithin ein Vielfaches von sechs Prozent. Alles in allem war die zeitliche Abfolge des Starts der Maschinen ganz einfach unkalkulierbar, wie die tatsächlichen Abflugzeiten schließlich auch zeigen. Bereits
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