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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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treibenden Kaimans. Er hechtete auf Kelly zu und klatschte ins Wasser. Er wälzte Kelly auf den Rücken. Sie wehrte sich schwach.
»Kelly! Ich bin’s, Nate! Nicht bewegen!«
Offenbar hatte sie ihn gehört, denn ihre Bewegungen wurden schwächer.
Nate näherte sich mit kräftigen Beinbewegungen der nahen Erhebung. Er bahnte sich einen Weg durch die auf der Wasseroberfläche treibenden Gegenstände. Dabei berührte er mit der Hand einen schwarzen Teller mit blinkenden roten Lämpchen: eine der Bomben des toten Corporals.
Instinktiv packte Nate die Bombe mit der freien Hand und schwamm weiter.
»Hinter Ihnen!«, rief Sergeant Kostos ihm zu.
Nate blickte sich um.
Gekräuseltes Kielwasser zielte genau in seine Richtung. Erst tauchte die Spitze der Schnauze auf, dann der schwarz geschuppte Kopf des Kaimanbullen. Nate blickte dem Tier unmittelbar in die Augen. Er spürte die Intelligenz hinter diesem Blick. Das war kein dummes Tier. Tot stellen würde hier nicht weiterhelfen.
Er wandte den Kopf wieder nach vorn und schwamm mit der Napalmbombe auf die Sumpfinsel zu. Auf einmal berührte er mit den Füßen den Grund.
Die Panik setzte ungeahnte Kräfte frei. Er klemmte sich Kelly unter den Arm, watete durchs flache Wasser und kletterte am Ufer hoch.
»Er hat Sie fast erreicht!«
Nate drehte sich nicht um, sondern rannte gleich auf das Gewirr der Mangrovenwurzeln zu, stieß Kelly hinein und hechtete ihr hinterher. Die großen Stützwurzeln in der Mitte bildeten eine natürliche Höhlung.
Kelly kam allmählich zu sich. Sie hustete Wasser aus und blickte sich furchtsam um. Nate ließ sich in dem engen Raum auf sie drauffallen.
»Was …?«
Dann machte sie über seine Schulter hinweg ihren Verfolger aus. Ihre Augen weiteten sich. »O Scheiße!«
Nate wälzte sich herum und sah, wie sich der Kaiman ans Ufer warf. Er prallte mit der Wucht einer Lokomotive auf. Der ganze Baum erbebte. Nate fürchtete, er könnte umstürzen und sie begraben, doch er hielt stand. Der Kaiman fixierte Nate durchs Wurzelwerk hindurch. Im weit aufgerissenen Maul funkelten bedrohlich die Zähne. Er hielt inne und fixierte Nate. Dann wich er zurück und glitt wieder ins Wasser.
»Sie haben mir das Leben gerettet«, sagte Kelly.
In dem engen Wurzelgefängnis berührten sich fast ihre Nasenspitzen. »Beinahe hätte ich Sie umgebracht. Alles eine Frage der Perspektive.« Nate kniete sich hin. Er packte eine der Wurzeln und zog sich auf die Beine. »Und wir haben den Wald noch nicht hinter uns gelassen.«
Nate musterte das Wasser, hielt Ausschau nach den charakteristischen Kräuselungen. Der Kaiman war noch immer dort draußen und wartete auf sie. Nate holte tief Luft und zwängte sich zwischen den Wurzeln hindurch nach draußen.
»Was haben Sie vor?«
»Da treiben noch andere Menschen im Wasser … auch ihr Bruder.« Nate steckte sich die Napalmbombe unters Hemd und kletterte die Mangrove hoch. In seinem Kopf nahm allmählich ein Plan Gestalt an. Als er hoch genug war, wählte er einen starken Ast aus und schob sich langsam bis übers Wasser vor. Je weiter er kam, desto stärker bog sich der Ast. Behutsam rückte er noch ein Stück weiter vor.
Schließlich wagte er sich nicht mehr weiter. Er blickte nach unten. Das musste reichen.
Er zog die Bombe hervor und rief zum anderen Floß hinüber: »Kann mir jemand sagen, wie man die Bombe scharf macht?«
Sergeant Kostos antwortete: »Geben Sie die Zeitverzögerung manuell ein! Drücken Sie anschließend den roten Knopf!«
Der im Wasser treibende Waxman meldete sich zu Wort. Nate registrierte mit Bewunderung, wie ruhig sich der Captain verhielt. »Der Explosionsradius beträgt etwa zweihundert Meter. Wenn Sie die Bombe in die falsche Richtung werfen, bringen Sie uns alle um!«
Nate nickte und blickte die Bombe an. An der Oberseite befand sich eine wasserdicht versiegelte kleine Tastatur, ähnlich wie bei einem Taschenrechner. Nate konnte bloß hoffen, dass sie unbeschädigt war. Er stellte den Timer auf fünfzehn Sekunden. Das sollte eigentlich reichen.
Als Nächstes barg er die Bombe an seiner Brust und riss das Messer aus der Scheide. Er biss die Zähne zusammen, bohrte die Klingenspitze in seinen Daumen und erweiterte die Wunde. Es musste ordentlich bluten.
Anschließend hielt er sich an einem anderen Ast fest und richtete sich auf der schwankenden Unterlage auf. Mit der blutigen Hand zog er die Bombe unter dem Hemd hervor und vergewisserte sich, dass er einen sicheren Stand hatte. Er beugte sich übers Wasser vor

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