Operation Amazonas
wider Erwarten siegte, was wäre damit gewonnen? Er wollte nichts weiter, als Tama das Leben retten, doch vorher musste er ihren Vater töten.
Er wappnete sich und drückte die Axt quer an seine Brust. Er erwiderte den zornigen Blick seines Gegners. »Ich habe deiner Tochter nichts getan!«, rief er laut.
Takaho kniff die Augen zusammen. Er hatte Nate gehört, doch in seinem Blick lag Misstrauen. Takaho blickte zu Tama hinüber, um die sich der Dorfschamane kümmerte. Der hagere Dorfälteste neigte sich über das Mädchen und schwenkte singend ein qualmendes Bündel. Ein bitterer Geruch stieg Nathan in die Nase; ein beißendes Riechsalz, das aus Kletterhanf gewonnen wurde. Das Mädchen regte sich nicht.
Takaho wandte sich wieder Nate zu. Brüllend sprang der Indianer vor und holte mit der Axt nach Nates Kopf aus.
Da er in seiner Jugend Ringer gewesen war, wusste Nate, wie man sich bewegte. Er ließ sich fallen und wälzte sich beiseite, holte mit der eigenen Waffe aus und schlug dem Angreifer gegen die Beine.
Takaho stürzte auf den festgetrampelten Boden, prallte mit der Schulter auf und verlor dabei sein Stirnband. Verwundet war er jedoch nicht. Nate hatte mit der stumpfen Seite der Axt zugeschlagen, denn er wollte den Mann nicht verletzen.
Als der Indianer am Boden lag, sprang Nate auf ihn zu. Wenn ich ihn nur bewegungsunfähig machen könnte …
Takaho aber wälzte sich mit der Geschmeidigkeit einer Katze beiseite, dann schwang er abermals die Axt.
Nate wich dem tödlichen Hieb aus. Die giftige Klinge zischte an seiner Nasenspitze vorbei und grub sich zwischen seinen Händen in den Boden. Nate war erst einmal so erleichtert, dass er dem auf seinen Kopf gezielten Fußtritt einen Moment zu spät auswich. Mit klingelnden Ohren taumelte er über den Boden. Die Axt rutschte ihm aus der gelähmten Hand und schlitterte auf die Zuschauer zu.
Blut spuckend richtete Nathan sich rasch auf.
Takaho war bereits wieder auf den Beinen.
Als der Indianer die Axt aus dem Boden zog, blickte Nathan sich zu dem Schamanen um. Der Älteste blies Tama Rauch auf die Lippen, um böse Geister zu vertreiben.
Die anderen Huyas forderten lautstark seinen Tod.
Takaho hob grunzend die Axt und wandte sich Nate zu. Das Gesicht des Indianers war eine rote Maske der Wut. Er stürmte Nate entgegen, die Axt ein wirbelnder Schemen.
Der unbewaffnete Nate wich zurück. So also sieht mein Tod aus …
Nate stieß mit dem Rücken gegen eine Mauer von Speeren. Es gab kein Entrinnen. Takaho wurde langsamer, hob die Axt hoch über den Kopf und setzte zum tödlichen Hieb an.
Als Nathan instinktiv auswich, spürte er, wie sich die Speerklingen in seinen nackten Rücken drückten.
Takaho riss die Axt mit beiden Händen nach unten.
»Yulo!« Der scharfe Ruf übertönte das Geschrei der Huyas . »Hör auf!«
Nathan schreckte vor einem Hieb zurück, der erstaunlicherweise ausblieb. Er schaute hoch. Die Axt zitterte einen Zentimeter vor seinem Gesicht. Ein Gifttropfen fiel ihm auf die Wange.
Der Schamane, der den Ruf ausgestoßen hatte, drängte sich zwischen den Zuschauern hindurch auf den Platz. »Deine Tochter kommt zu sich!« Er zeigte auf Nate. »Sie spricht von einer Riesenschlange und der Rettung durch den weißen Mann.«
Alle Gesichter wandten sich Tama zu, die kraftlos an einem Kürbisgefäß mit Wasser nippte, das eine Indianerin ihr an den Mund hielt.
Nathan blickte Takaho in die Augen. Dessen verhärtete Miene entspannte sich allmählich. Er senkte die Waffe, dann ließ er sie auf den Boden fallen. Er legte Nate die leere Hand auf die Schulter und zog ihn an die Brust. »Jako«, sagte er, ihn fest umarmend. »Bruder.«
Und damit war es vorüber.
Der Häuptling drängte sich schnaufend vor. »Du hast die große Susuri besiegt, die Anakonda, und unsere Tochter aus ihrem Bauch hervorgeholt.« Er zog eine lange Feder hinter seinem Ohr hervor und steckte sie Nate ins Haar. Dies war eine Schwanzfeder der Harpye, die als besonders kostbar galt. »Du bist kein Nabe , kein Fremder mehr. Du bist Jako , Bruder meines Bruders. Jetzt bist du ein Yanomami.«
Im Shabano erhob sich lauter Jubel.
Nathan wusste die besondere Ehre zu schätzen, doch im Moment hatte er eine dringlichere Sorge. »Meine Schwester«, sagte er und zeigte auf Tama. Bei den Yanomami war es tabu, jemanden mit Namen anzusprechen. Stattdessen benutzte man tatsächliche oder symbolische Verwandtschaftsbezeichnungen. Tama stöhnte leise. »Meine Schwester ist noch immer krank. Sie hat Verletzungen
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