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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Kopal«, sagte Nate. »Leicht entflammbar. Der ganze Baum hat Feuer gespuckt wie ein Goldregen bei einem Feuerwerk. Wahrscheinlich auch die Wurzeln, der Stärke der Erschütterungen nach zu schließen.«
Tiefe, traurige Stille senkte sich über die dezimierte Gruppe herab.
Nach einer Weile sagte Carrera: »Was nun?«
»Dieser Dreckskerl muss dafür bezahlen«, antwortete Nate erbost. »Für Manny, für Olin, für Anna, für die Ban-ali.« »Sie haben Gewehre«, gab Sergeant Kostos zu bedenken.
»Wir haben bloß ein Bailey. Außerdem sind sie uns zahlenmäßig zweifach überlegen.«
»Zum Teufel damit«, erwiderte Nate mit kalter Stimme. »Wir haben ein As im Ärmel, das alles andere aussticht.«
»Und das wäre?«, fragte Kostos.
»Sie halten uns für tot.«

19
ANGRIFF UM MITTERNACHT
     
    23.48 Uhr
Amazonas-Dschungel
    Kellys Augen brannten. Da man ihr die Hände auf den Rücken gebunden hatte, konnte sie die Tränen nicht abwischen. Sie war unter einem Dach aus Palmblättern, das den leichten Regen abhielt, an einen Pfahl gefesselt. Nach Sonnenuntergang waren Wolken aufgezogen, was ihren Kidnappern nur recht gewesen war. »Je dunkler, desto besser«, hatte Favre frohlockt. Sie waren zügig vorangekommen und befanden sich nun südlich des Sumpfes inmitten dichten Dschungels.
    Doch trotz der Dunkelheit und der Entfernung leuchtete der Himmel im Norden feuerrot, als ginge dort die Sonne auf. Die Explosionen, die die Nacht erhellten, waren spektakulär gewesen; ein Feuerball war hoch in den Himmel geschossen, gefolgt von herabprasselnden brennenden Trümmerteilen.
    Dieser Anblick hatte ihre letzte Hoffnung verbrannt. Die anderen waren tot.
Favre hatte anschließend ein scharfes Tempo angeschlagen, da er davon ausging, dass die Nachglut des Feuers Regierungshubschrauber anlocken würde. Bislang aber hatte sich keiner blicken lassen. Kein Geknatter war zu vernehmen gewesen. Favre suchte unablässig den Himmel ab. Nichts.
Vielleicht war Olins Signal ja gar nicht empfangen worden oder die Hubschrauber waren noch unterwegs.
Jedenfalls wollte Favre kein Risiko eingehen. Keine Taschenlampen, bloß Nachtsichtgeräte. Kelly bekam natürlich keins. Ihre Schienbeine waren aufgeschürft und zerschrammt von den ständigen Fehltritten und Stürzen im finsteren Dschungel. Die Bewacher hatten sich über ihr Gestolpere amüsiert. Da sie sich nicht abstützen konnte, schlug sie sich jedes Mal die Schienbeine auf. Ihre Beine schmerzten. Das Blut lockte Moskitos und Mücken an, die sie umschwirrten und auf den offenen Wunden umherkrabbelten. Sie konnte sie nicht einmal mehr verscheuchen.
Besser wurde es erst, als es zu regnen begann. Auch die Ruhepause tat ihr gut – eine volle Stunde. Kelly blickte zum leuchtenden Nordhimmel und hoffte, dass ihre Freunde wenigstens nicht hatten leiden müssen.
Die Söldner indessen feierten ihren Sieg. Schnapsflaschen wurden herumgereicht. Trinksprüche wurden ausgebracht, und Aufschneider verkündeten unter jovialem Geflüster, wie sie das Geld verwenden würden – vor allem offenbar für Huren. Favre ging von einem zum anderen und achtete darauf, dass die Feier nicht außer Kontrolle geriet. Schließlich waren sie noch einige Meilen vom Treffpunkt entfernt, an dem die Motorboote auf sie warteten.
Deshalb hatte Kelly im Moment einigermaßen Ruhe. Frank lag unter einem weiteren provisorischen Blätterdach in der Mitte des Lagers. Lediglich ein Wachposten leistete ihr Gesellschaft: Favres entstellter Lieutenant, der Mask genannt wurde. Er unterhielt sich mit einem anderen Söldner und nahm gerade einen Schluck aus dessen Flasche.
Eine Gestalt näherte sich durch den Nieselregen: Favres Indianergeliebte Tshui. Der Regen schien ihr nichts auszumachen; sie war immer noch nackt, trug aber wenigstens nicht mehr Corporal DeMartinis Kopf um den Hals.
Wahrscheinlich würde er schimmeln, wenn er nass wird, dachte Kelly bedrückt.
Masks Kamerad trollte sich, als er der Frau ansichtig wurde. Diese Wirkung hatte sie auf die meisten Söldner. Offenkundig hatten sie Angst vor ihr. Sogar Mask trat unter dem Blätterdach hervor und stellte sich unter einer Palme unter.
Die Indianerin kniete sich neben Kelly. In der Hand hielt sie einen Rucksack. Sie stellte ihn auf den Boden, kramte schweigend darin, zog ein kleines Tongefäß hervor und öffnete den Deckel.
Darin befand sich eine wachsartige Salbe. Die Hexe tupfte sich etwas davon auf den Finger, dann streckte sie die Hand nach Kelly aus.
Kelly zuckte

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