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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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bewegen.
Schließlich trat der Beobachter über seinen reglosen Körper hinweg. Im Schein der Taschenlampe bot sich ihm ein unglaublicher Anblick.
Es war eine Frau … eine nackte Frau, ein schlankes, wunderschönes Geschöpf mit langen, glatten Beinen, sanften Kurven, vollen Hüften und festen, runden Brüsten. Während er erstickte, hielt er sich an ihren großen, dunklen Augen fest, die voller Geheimnis waren, voller Gier. Als sie sich über ihn beugte, fiel ihr schwarzes Haar über sein erschlafftes Gesicht.
Einen Moment lang fühlte es sich an, als flöße sie ihm ihren Atem ein. Er spürte, wie ihn etwas Warmes, Rauchiges durchströmte.
Dann verschluckte ihn die Dunkelheit.
Kelly schreckte aus dem Schlaf hoch. Ringsum wurde laut gerufen. Sie setzte sich zu schnell auf, dabei kippte sie aus der Hängematte und fiel auf die Knie. »Mist!« Sie schaute sich um.
Jemand hatte frisches Holz auf die Lagerfeuer geworfen. Die Flammen loderten hoch empor, verbreiteten Rauch und rötliches Licht. In der Ferne schwankten Taschenlampen durch den Wald. Rufe und Befehle schallten von allen Seiten her.
Kelly richtete sich auf und tastete sich durchs verhedderte Moskitonetz hindurch. In der Nähe erblickte sie Nate und Manny. Beide Männer waren barfuß, bekleidet mit Boxershorts und T-Shirts. Der große Jaguar saß zwischen ihnen. »Was geht hier vor?«, rief sie, als sie sich endlich aus dem Netz befreit hatte.
Die anderen Zivilisten versammelten sich allmählich, die meisten nur notdürftig bekleidet und mehr oder weniger verwirrt. Kelly bemerkte, dass alle grünen Leinwandhängematten der Ranger leer waren. Ein Corporal stand zwischen den beiden Lagerfeuern, das Gewehr im Anschlag.
Nate beantwortete ihre Frage, während er sich bückte, um sich die Stiefel zu schnüren. »Einer der Wachsoldaten wird vermisst. Wir bleiben hier, bis die anderen das Gelände gesichert haben.«
»Vermisst? Wer?«
»Corporal DeMartini.«
Kelly erinnerte sich an den Mann: glattes schwarzes Haar, breite Nase, skeptisch blinzelnde Augen. »Was ist passiert?«
Nate schüttelte den Kopf. »Das wissen wir noch nicht. Er ist einfach verschwunden.«
Vom Fluss ertönte ein lauter Schrei. Die meisten schwankenden Taschenlampen näherten sich der Stelle.
Professor Kouwe schloss sich ihnen an. Kelly bemerkte, dass die beiden Männer heimlich Blicke wechselten. Als wüssten sie etwas, das die anderen nicht wussten.
Auf einmal tauchte Frank an der anderen Seite des Lagers auf. Die Taschenlampe in der Hand eilte er ihnen entgegen. Als er sie erreichte, atmete er schwer, die Sommersprossen hoben sich deutlich von seinem aschfahlen Gesicht ab. »Wir haben die Waffe des Vermissten gefunden.« Sein Blick wanderte zwischen Nate, Manny und Kouwe hin und her. »Sie kennen sich im Dschungel besser aus als jeder andere. Wir würden gern Ihre Meinung hören. Captain Waxman bittet Sie, sich die Fundstelle einmal anzusehen.«
Die Zivilisten traten auf Frank zu, bereit, ihm zu folgen.
Er hob die Hand. »Bloß Sie drei.«
Kelly drängte sich vor. »Falls der Mann verletzt wurde, kann ich vielleicht etwas für ihn tun.«
Frank zögerte kurz, dann nickte er.
Als Richard Zane Einwände erheben wollte, schüttelte Frank den Kopf. »Wir möchten verhindern, dass die Spuren unnötig zertrampelt werden.«
Als das geregelt war, eilten sie an den Lagerfeuern vorbei zum Fluss. Der Jaguar tappte lautlos neben seinem Herrn her. Sie zwängten sich durch die dichte Ufervegetation. Dies war der wahre mythische Dschungel: ein Gewirr aus Schlingpflanzen, Büschen und Bäumen. Im Gänsemarsch drangen sie ins Dickicht ein und näherten sich dem Schein der Taschenlampen.
Kelly ging hinter Nate. Zum ersten Mal bemerkte sie, wie breit seine Schultern waren – und wie sicher er sich im Wald bewegte. Für seine Größe wich er den Lianen und Büschen mit erstaunlicher Behendigkeit aus. Sie folgte ihm dicht auf den Fersen und bemühte sich, seine Bewegungen nachzuahmen, geriet aber immer wieder ins Stolpern.
Plötzlich rutschte sie aus und verlor das Gleichgewicht. Sie kippte zur Seite und streckte die Hände vor, um den Sturz zu dämpfen, doch Nate fing sie auf. »Vorsicht.«
»D-danke.« Errötend wollte sie sich an einer Schlingpflanze festhalten, doch ehe sie sie packen konnte, riss Nate ihre Hand weg. Sie streifte die Pflanze bloß mit den Fingerspitzen.
»Was machen Sie denn – autsch !« Ihre Fingerspitzen brannten. Als sie damit an ihrer Bluse rieb, wurde das Brennen noch schlimmer. Es

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