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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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erscheint mir ungewöhnlich.« Der Professor war von seiner Suche mit einem bis zum Rand mit wilden Yamswurzeln gefüllten Rucksack aus Palmblättern zurückgekehrt.
Kouwe nickte zum Urwald hinüber. »Ich vermute, das war ein alter Indianergarten. Ich hab da auch ein paar Avokadobäume und Ananasgewächse gesehen.«
Kelly richtete sich mit halb erhobener Gabel auf. »Ein Indianergarten?«
In den vergangenen vier Tagen waren sie keiner Menschenseele begegnet. Wenn Gerald Clark das Kanu von einem Yanomami-Dorf hatte, so hatten sie von diesem noch keine Spur entdeckt.
»Die Indianer sind schon lange weg«, sagte Kouwe, worauf das hoffnungsvolle Leuchten in Kellys Augen wieder erlosch. »Solche Orte gibt es am Amazonas viele. Die Indianer, zumal die Yanomami, sind Nomaden. Sie pflanzen einen Garten an, bleiben ein, zwei Jahre, dann ziehen sie weiter. Ich fürchte, der Garten hat nichts zu bedeuten.«
»Aber zumindest ist es besser als nichts«, sagte Kelly, der es schwer fiel, von diesem Hoffnungsschimmer zu lassen. »Ein Zeichen, dass hier noch andere Menschen sind.«
»Außerdem schmecken die Yams verdammt gut«, setzte Frank mit vollem Mund hinzu. »Den Reis bin ich allmählich über.«
Manny grinste und fuhr mit den Fingern durchs Fell des Jaguars. Tor-tor hatte einen großen Wels verspeist und es sich am Lagerfeuer bequem gemacht.
Die Ranger hatten ganz in der Nähe ein zweites Lagerfeuer angezündet. Bei Sonnenuntergang hatten sie eine kurze Andacht für ihren gefallenen Kameraden abgehalten. Die Stimmung war ganz anders als an den vorausgegangenen Abenden, als sie unter lautem Gelächter Zoten gerissen hatten, ehe sie sich in die Hängematten legten oder Posten bezogen.
»Wir sollten uns jetzt schlafen legen«, meinte Kelly schließlich und erhob sich. »Morgen liegt wieder ein langer Tag vor uns.«
Teils unter zustimmendem Gemurmel, teils mit leisem Gemurre zerstreuten sich die Expeditionsteilnehmer und kletterten in ihre Hängematten. Als Nate von der Latrine zurückkam, schmauchte Professor Kouwe bei seiner Hängematte ein Pfeifchen.
»Professor«, sagte Nate, der spürte, dass Kouwe sich unter vier Augen mit ihm unterhalten wollte.
»Lass uns ein paar Schritte umhergehen, bevor die Ranger die Bewegungsmelder einschalten.« Der Schamane ging ein paar Schritte in den Wald.
Nate folgte ihm. »Was gibt’s?«
Kouwe ging einfach weiter, bis sie von der Dunkelheit des Waldes umgeben waren. Die beiden Lagerfeuer schimmerten grünlich durchs Laub.
»Warum haben Sie mich hierher geführt?«
Kouwe knipste eine kleine Taschenlampe an.
Nate blickte sich um. Vor ihnen war der Dschungel bis auf ein paar Bäume gerodet. Auf der Lichtung standen kleine Brotfruchtpalmen, Orangen- und Feigenbäume. Der Waldboden war von einem ungewöhnlich dichten Teppich aus Büschen und kleinen Pflanzen bedeckt. Nate wurde bewusst, dass er den Indianergarten vor sich hatte. Er bemerkte sogar zwei an der Spitze verkohlte Bambusstangen, die inmitten der Pflanzen im Boden steckten. Diese Fackeln wurden für gewöhnlich mit Tok-tok-Pulver gefüllt und dienten in der Erntezeit der Abwehr von Insekten. Hier waren ohne Zweifel einmal Indianer zugange gewesen.
Nate hatte solche Gärten schon auf früheren Reisen ins Amazonasgebiet gesehen, doch jetzt im Dunkeln hatte er ein eigenartiges Gefühl. Er meinte beinahe, die Blicke von Indianern auf sich zu spüren.
»Wir werden verfolgt«, sagte Kouwe.
Nate zuckte zusammen. »Wie kommen Sie darauf?«
Kouwe geleitete Nate weiter in den Garten hinein. Mit der Taschenlampe deutete er auf einen Passionsfruchtbaum und zog einen der tiefer hängenden Zweige herunter. »Die Früchte wurden abgepflückt.« Kouwe wandte sich um. »Ich würde sagen, etwa zu der Zeit, als wir die Boote an Land gezogen und gesichert haben. Einige Bruchstellen sind noch feucht vom ausgetretenen Saft.«
»Und das ist Ihnen aufgefallen?«
»Ich habe damit gerechnet«, sagte Kouwe. »Als ich gestern und vorgestern Obst für unterwegs gesammelt habe, sind mir an einigen Stellen, an denen ich am Vorabend entlanggegangen war, Spuren aufgefallen. Geknickte Zweige, ein halb leer gepflückter Schweinspflaumenbaum.«
»Das könnten auch Dschungeltiere gewesen sein.«
Kouwe nickte. »Das habe ich auch erst gedacht. Deshalb habe ich auch nichts gesagt. Ich konnte weder Fußspuren noch sonst irgendwelche eindeutigen Beweise entdecken. Jetzt aber glaube ich, dass das alles kein Zufall sein kann. Jemand verfolgt uns.«
»Wer?«
»Wahrscheinlich

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