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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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flüchtig auf den Nacken. »Lass dir doch helfen.«
Sie ging wieder in die Küche und klappte die Lunchbox zu. »Du solltest machen, dass du ins Büro kommst.« Sie versuchte sich ihre Anspannung nicht anmerken zu lassen, doch Marshall ließ sich nicht täuschen.
»Jessie, hol doch mal deinen Pullover.«
»Ist gut, Grandpa.« Das Mädchen rannte zur Haustür.
Marshall drehte sich wieder zu Lauren. »Frank und Kelly geht es gut. Sollte sich bei ihnen etwas tun, würden wir es unverzüglich erfahren.«
Lauren nickte, wandte ihm jedoch den Rücken zu. Sie wollte nicht, dass Marshall merkte, dass sie kurz davor stand, in Tränen auszubrechen. Gestern Abend hatten sie erfahren, dass ein Ranger von einem Krokodil angegriffen worden war. Mitten in der Nacht hatte das Telefon erneut geklingelt. Marshalls Tonfall hatte sie entnommen, dass die Nachrichten besonders schlimm waren. Ein Anruf zu dieser späten Stunde konnte nur eines bedeuten – Frank oder Kelly war etwas Schreckliches zugestoßen. Dessen war sie sich sicher. Als Marshall auflegte und ihr von dem zweiten toten Soldaten berichtete, hatte sie vor selbstsüchtiger Erleichterung geweint. Tief in ihrem Innern aber war der Keim der Angst gepflanzt. Zwei Tote … wie viele würden es noch werden? Den Rest der Nacht hatte sie schlaflos dagelegen.
»In diesem Moment werden zwei weitere Ranger mit dem Hubschrauber zum Lager gebracht. Für ihren Schutz ist gesorgt.«
Lauren nickte schniefend. Sie war unvernünftig. Erst gestern Abend hatte sie sich mit den beiden Zwillingen unterhalten. Die Tragödie hatte sie merklich erschüttert, doch sie waren entschlossen, die Suche fortzusetzen.
»Die beiden sind zäh«, sagte Marshall. »Erfinderisch und umsichtig. Sie werden kein unnötiges Risiko eingehen.«
Mit dem Rücken zu ihrem Mann murmelte sie: »Unnötiges Risiko? Sie sind dort draußen, oder? Das ist riskant genug.«
Marshall legte ihr sanft die Hände auf die Schultern. Er streifte ihr das Haar aus dem Nacken und küsste sie zärtlich. »Es wird schon alles gut gehen«, flüsterte er ihr ins Ohr.
Mit fünfundfünfzig war Marshall eine imposante Erscheinung. Seine schwarzen Haare färbten sich an den Schläfen allmählich silbergrau. Er hatte ein kräftiges Kinn, das durch die vollen Lippen gemildert wurde. Seine haselnussbraunen, bläulich schimmernden Augen fingen ihren Blick auf und hielten ihn fest.
»Kelly und Frank geht es gut«, sagte er eindringlich. »Sprich es mir nach.«
Sie senkte den Kopf, er aber hob mit der Fingerspitze ihr Kinn an.
»Sag es … bitte. Tu’s für mich. Ich möchte es aus deinem Mund hören.«
Sie bemerkte den gequälten Ausdruck in seinen Augen. »Kelly und Frank … geht es gut.« Es war irgendwie beruhigend, es auszusprechen, auch wenn ihre Stimme gedämpft klang.
»So ist es. Schließlich haben wir sie großgezogen, nicht wahr?« Er lächelte sie an, der Schmerz in seinen Augen verflüchtigte sich.
»Ja, das haben wir.« Sie legte die Arme um ihren Mann und drückte ihn an sich.
Nach einer Weile küsste Marshall sie auf die Stirn. »Und jetzt bringe ich Jessie in den Kindergarten.«
Sie erhob keine Einwände. Nachdem sie ihr Enkelkind an der Tür fest umarmt hatte, ließ sie sich zu ihrem BMW geleiten. Die fünfundvierzigminütige Fahrt zum Instar Institute legte sie wie in Trance zurück. Sie war erleichtert, als sie dort ankam. Sie nahm die Aktentasche und trat durch die mit Nummernschlössern gesicherten Türen ins Hauptgebäude. Nach einer solchen Nacht tat es ihr gut, wieder beschäftigt zu sein und sich von ihren Sorgen ablenken zu können.
Sie ging zu ihrem Büro, grüßte auf dem Flur die vertrauten Gesichter. Heute sollte der abschließende Immunologiebericht vorgelegt werden, und sie war gespannt darauf, Kellys Theorie hinsichtlich der Veränderung von Gerald Clarks Immunstatus zu überprüfen. Vorläufige Ergebnisse und häppchenweise vorgelegte Informationen waren da nicht sonderlich hilfreich. Wegen der zahlreichen Krebsgeschwüre war eine Einschätzung schwierig.
An der Tür ihres Büros stand ein Fremder.
»Guten Morgen, Dr. O’Brien«, sagte der Mann und reichte ihr die Hand. Er war höchstens fünfundzwanzig, schlank, mit rasiertem Schädel, bekleidet mit einem blauen Overall.
Als Leiterin des MEDEA-Projekts kannte Lauren alle Mitarbeiter; dieser Mann war ihr jedoch unbekannt. »Ja?«
»Ich bin Hank Alvisio.«
Bei ihr klingelte eine Glocke. Lauren schüttelte ihm die Hand und zermarterte sich gleichzeitig das

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