Operation Amazonas
verharrte er, die Hände auf die Knie gestützt und schwer atmend.
Hinter ihm blaffte Kostos: »Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit, Rand. Was, glauben Sie, ist hier passiert? Wurden sie von einem anderen Stamm überfallen?«
Nate konnte sich nicht bewegen, denn auf seinen Magen war kein Verlass.
Private Carrera legte ihm mitfühlend die Hand auf die Schulter. »Je mehr wir uns beeilen«, meinte sie leise, »desto eher kommen wir hier weg.«
Nathan nickte, atmete noch einmal tief durch und kletterte wieder zum Ort des Gemetzels hoch. Er musterte das Gelände aus einigen Schritten Abstand, dann ging er näher heran.
»Was meinen Sie?«, fragte Carrera.
Nate schluckte Magensaft. »Sie sind bei Nacht geflüchtet.«
»Wie kommen Sie darauf?«, fragte Kostos.
Nate blickte den Sergeant an, dann stieß er mit dem Fuß einen Stock an, der neben einer der Leichen lag. »Eine Fackel. Am Ende verkohlt. Die Dorfbewohner sind bei Nacht geflüchtet.« Er ließ den Blick über die Leichen schweifen, nahm das Muster des Gemetzels in sich auf. »Als der Angriff erfolgte, versuchten die Männer, die Frauen und Kinder zu schützen. Die Frauen bildeten die zweite Verteidigungslinie. Sie versuchten, mit den Kindern wegzulaufen.« Nate zeigte auf einen weiblichen Leichnam etwas weiter im Wald. In den Armen der Frau lag ein totes Kind. Er wandte sich ab.
»Der Angriff erfolgte vom anderen Flussufer aus«, fuhr Nate fort. Mit zitternder Hand zeigte er auf die am Ufer aufgehäuften männlichen Leichen. »Sie wurden überrascht. Sie konnten sich nicht mehr wirkungsvoll verteidigen.«
»Es interessiert mich nicht, in welcher Reihenfolge sie umgebracht wurden«, sagte Kostos. »Wer zum Teufel war das?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Nate. »Die Leichen weisen keine Pfeil- oder Speerverletzungen auf. Andererseits könnten die Angreifer die Waffen anschließend auch aufgesammelt haben – vielleicht weil sie sie noch gebrauchen konnten und um keine Spuren zu hinterlassen. Es lässt sich nicht mehr erkennen, welche Verletzungen von Waffen stammen und welche auf die Aasfresser zurückgehen.«
»Dann haben Sie also keinen blassen Schimmer.« Kostos drehte sich kopfschüttelnd um. Aus einigen Metern Abstand sprach er ins Funkgerät.
Nate wischte sich schaudernd über die schweißnasse Stirn. Was zum Teufel war hier vorgefallen?
Schließlich trat Kostos vor und hob die Stimme. »Neue Anweisungen. Wir sollen einen Leichnam bergen, damit Dr. O’Brien ihn untersuchen kann – einen, der noch einigermaßen gut erhalten ist. Irgendwelche Freiwilligen?«
Als sich niemand meldete, lachte der Sergeant höhnisch auf. »Okay«, sagte Kostos. »Hab ich mir gedacht.« Er zeigte auf Private Carrera. »Wie wär’s, wenn Sie unseren sensiblen Doktor zum Lager zurückbegleiten würden? Das hier ist ein Job für Männer .«
»Jawohl, Sir.« Carrera winkte Nate zu sich, dann gingen sie gemeinsam zum Dorf zurück. Als sie außer Hörweite waren, grummelte Carrera: »Was für ein Arschloch …«
Nate nickte, war jedoch eher froh, den Ort des Massakers hinter sich lassen zu können. Was Sergeant Kostos von ihm dachte, war ihm egal. Doch er hatte Verständnis für Carreras Zorn. Nate konnte sich gut vorstellen, welche Sticheleien sie von der Männertruppe erdulden musste.
Den Rest des Weges legten sie schweigend zurück. Als sie sich dem Shabano näherten, vernahmen sie Stimmen. Nathan wurde schneller. Es tat gut, wieder unter Lebenden zu sein. Hoffentlich hatte jemand daran gedacht, ein Feuer zu machen.
Nathan näherte sich Private Eddie Jones, der am Eingang Wache stand. Am Bach waren zwei weitere Ranger postiert.
Als er und Carrera den Eingang des Rundhauses erreichten, platzte Eddie Jones umgehend mit den Neuigkeiten heraus. »Hey, ihr werdet nicht glauben, was wir soeben im Dschungel gefangen haben.«
»Was denn?«, fragte Carrera.
Jones deutete mit dem Daumen zum Eingang. »Seht selbst.«
Im Innern des Shabano hatte sich eine kleine Gruppe um den Innenhof versammelt. Manny stand mit Tor-tor etwas abseits. Als er Nate sah, hob er den Arm, lächelte jedoch nicht.
Offenbar war ein Streit im Gange.
»Das ist mein Gefangener!«, dröhnte Captain Waxman. Drei Ranger standen bei ihm und zielten mit ihren Waffen auf eine Person, die hinter den Zivilisten verborgen war.
»Nehmen Sie ihm wenigstens die Handfesseln ab«, sagte Kelly. »Er ist ja noch an den Füßen gefesselt. Das ist doch bloß ein alter Mann.«
»So werden Sie nichts aus ihm herausbekommen«, setzte
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