Operation Amazonas
Jägers, dann wurden andere Kinder krank. Vor einer Woche entdeckte eine Frau, die im Wald Bananen gesammelt hatte, an der Außenwand des Shabano ein Zeichen. Niemand konnte sagen, wie es dorthin gekommen war.« Der Indianer wies mit dem Kinn zur Südwestseite des Rundhauses. »Es ist noch immer da. Das Zeichen der Ban-ali.«
Nate berichtete den anderen, was ihm der Schamane erzählt hatte. Die Zuhörer machten große Augen. Anschließend ließ Captain Waxman Jorgensen an der Außenwand nachsehen.
Während sie auf seine Rückkehr warteten, bewog Nate Captain Waxman, dem Gefangenen die Handfesseln abzunehmen. Waxman stimmte zu, da der Mann offenbar kooperierte. Der Schamane saß nun auf dem Boden und trank gierig aus einer Feldflasche.
Kelly kniete sich neben Nathan. »Aus medizinischer Sicht klingt seine Geschichte plausibel. Als der Stamm Clark im Dschungel gefangen hielt, stellten sie ihn sozusagen unter Quarantäne. Als seine Krankheit jedoch voranschritt, wurde die Ansteckungsgefahr entweder größer … oder der Jäger, dessen Sohn gestorben ist, hatte sich irgendwie angesteckt. Jedenfalls griff die Krankheit aufs Dorf über.«
»Und der Stamm geriet in Panik.«
Jorgensen trat geduckt durch den Eingang, mit grimmiger Miene. »Der alte Bursche hat Recht. Da hat jemand was auf die Wand gemalt. Ähnelt Agent Clarks Tätowierung.« Er rümpfte angewidert die Nase. »Die Zeichnung stinkt allerdings, als hätte man Schweinekot oder so was als Farbe benutzt. Eher noch schlimmer.«
Frank drehte sich stirnrunzelnd zu Nate um. »Versuchen Sie, noch mehr von dem Schamanen zu erfahren.«
Nate nickte und wandte sich an den Indianer. »Als die Zeichnung entdeckt worden war, was geschah dann?«
Der Schamane hob den Kopf. »Der Stamm floh noch in der selben Nacht …. aber … er wurde angegriffen.«
»Von wem?«
Der Indianer runzelte die Stirn. »Die Frau, mit der ich gesprochen habe, war tödlich verletzt. Sie schweifte immer wieder ab. Etwas aus dem Fluss wollte sie fressen. Sie flohen, doch es folgte ihnen durch den Bach und holte sie ein.« »Wer war das? Wer hat sie eingeholt? Die Ban-ali?«
Der Schamane trank glucksend aus der Flasche. »Nein, das war es nicht.«
»Was dann?«
Der Schamane blickte Nate in die Augen, zum Zeichen, dass er die Wahrheit sagte. »Der Dschungel. Sie meinte, der Dschungel habe sie angegriffen.«
Nathan runzelte die Stirn.
Der Schamane zuckte die Schultern. »Mehr weiß ich nicht. Die verfluchte Frau ist gestorben, ihr Geist gesellte sich zu ihrem Stamm. Am nächsten Tag, das heißt heute, höre ich, wie ihr über den Fluss kommt. Ich komme her, um zu sehen, wer ihr seid.« Er blickte Mannys Jaguar an. »Aber ich werde entdeckt. Der Tod haftet an mir, genau wie an dir.«
Nathan hockte sich auf die Fersen. Er blickte Manny an. Der Biologe hatte Tor-tor angeleint, doch die Raubkatze war nervös und schritt mit gesträubten Nackenhaaren unruhig auf und ab. Offenbar hatte sie Angst.
Kouwe hatte seine Übersetzung beendet. »Das ist alles, was er weiß.«
Waxman bedeutete Jorgensen, dem Schamanen auch die Fußfesseln abzunehmen.
»Was halten Sie von der Geschichte?«, fragte Kelly, die noch immer neben Nate kniete.
»Ich weiß nicht«, murmelte er, die Leichen auf dem Urwaldpfad vor Augen. Er hatte den Eindruck gehabt, sie seien vom anderen Flussufer aus angegriffen worden, aber wenn die Frau sich nicht getäuscht hatte, war die Gefahr unmittelbar aus dem Wasser gekommen.
Kouwe trat zu ihnen. »Die Geschichte passt zu den Mythen, die über die Ban-ali in Umlauf sind. Man sagt, sie vermöchten es, den Dschungel ihrem Willen zu unterwerfen.«
»Aber was könnte da aus dem Fluss gekommen sein?«
Kouwe schüttelte den Kopf. »Da habe ich keine Ahnung.«
Eine Bewegung am Eingang des Shabano lenkte sie ab. Staff Sergeant Kostos drängte sich mit einer Schlepptrage hindurch. Darauf lag ein Toter. Einer der massakrierten Indianer.
Der Schamane stieß einen schrillen Schrei aus und wich mit ängstlich geweiteten Augen zurück. »Bringt den Verfluchten nicht hierher! Damit ruft ihr die Ban-ali herbei!«
Jorgensen versuchte, den Mann festzuhalten, doch der Indianer war trotz seines Alters erstaunlich kräftig. Er machte sich von dem Ranger los, rannte zu einer der Behausungen und kletterte über eine Hängematte auf die Dacheinfassung des Shabano.
Einer der Ranger legte das Gewehr an.
»Nicht schießen!«, rief Nathan.
»Nehmen Sie das Gewehr runter, Corporal«, befahl Waxman.
Der Schamane hielt auf dem Dach
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