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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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inne und drehte sich zu ihnen um. »Die Toten gehören den Ban-ali! Sie werden sich holen kommen, was ihnen gehört!« Daraufhin sprang der Indianer vom Dach und verschwand im Dschungel.
»Holt ihn zurück«, befahl Waxman zweien der Ranger.
»Das ist zwecklos«, meinte Kouwe. »Ganz gleich, wie verängstigt er sein mag, er wird im Dschungel untertauchen.«
Wie der Professor vorausgesagt hatte, wurde der Schamane der Yanomami nicht mehr gefunden. Kelly zog sich in einen Winkel des Shabano zurück und versuchte herauszufinden, wie der Indianer umgekommen war. Nate führte Captain Waxman und Frank zu dem Baum mit Clarks eingeritzter Botschaft.
»Das Zeichen muss er angebracht haben, kurz bevor er gefangen genommen wurde«, sagte Frank. »Schrecklich. Er war so nahe an der Zivilisation, und dann wurde er eingesperrt.« Frank schüttelte den Kopf. »Fast drei Monate lang.«
Als sie zum Shabano zurückkamen, bereitete sich der Rest des Teams bereits auf die Nacht vor: Lagerfeuer wurden angezündet, Wachen eingeteilt, Essen zubereitet. Sie hatten vor, den Fluss morgen hinter sich zu lassen und Gerald Clarks Spur über Land weiterzuverfolgen.
Während die Sonne unterging und eine Fischmahlzeit mit Reis zubereitet wurde, beendete Kelly schließlich die Obduktion. Mit einem gedehnten Seufzer der Erschöpfung setzte sie sich auf einen Klappstuhl und blickte in die Flammen, während sie Bericht erstattete. »Es sieht so aus, als sei der Mann vergiftet worden. Ich habe Hinweise auf Krämpfe entdeckt. Die Zunge war durchgebissen, Wirbelsäule und Gliedmaßen waren gekrümmt.«
»Womit wurde er vergiftet?«, fragte Frank.
»Um diese Frage zu beantworten, müsste ich ihn im Labor untersuchen. Ich kann nicht mal sagen, auf welche Weise das Gift zugeführt wurde. Vielleicht mit einem vergifteten Speer oder einem Pfeil. Der Leichnam war von den Aasfressern zu stark entstellt.«
Nate beobachtete den Sonnenuntergang und lauschte den Gesprächen. Er dachte an die Worte des entflohenen Schamanen – Sie werden sich holen kommen, was ihnen gehört! –, an das Massaker am Fluss und die Krankheit, die sich im Dschungel und in den Staaten ausbreitete. Dabei konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, dass für sie alle die Zeit knapp wurde.

        
9
NÄCHTLICHER ANGRIFF
     
    14. August, 0.18 Uhr Amazonas-Dschungel
    Kelly erwachte aus einem Albtraum und richtete sich in der Hängematte kerzengerade auf. An Einzelheiten des Traums konnte sie sich nicht mehr erinnern. Sie wusste bloß noch, dass Leichen darin vorgekommen waren und dass man sie gejagt hatte. Sie sah auf das Leuchtzifferblatt ihrer Armbanduhr. Es war kurz nach Mitternacht.
    Die meisten anderen im Shabano schliefen. Am Lagerfeuer stand ein Ranger; sein Partner bewachte den Eingang. Kelly wusste, dass zwei weitere Soldaten um das Rundhaus patrouillierten. Die anderen lagen in ihren Hängematten und erholten sich von dem langen, schrecklichen Tag.
    Kein Wunder, dass sie Albträume hatte: das Massaker, der entstellte Leichnam, die ständige Anspannung. Dies alles wurde überschattet von der Angst um ihre Familie in Virginia. Ihr Unbewusstes hatte mehr als genug Stoff, um die REM-Phasen zu füllen.
    Die letzten Neuigkeiten aus Amerika waren auch nicht aufmunternder gewesen als der Mittagsbericht. In den Staaten waren weitere zwölf Erkrankungen und drei Todesfälle gemeldet worden – zwei Kinder und eine ältere Frau aus Palm Beach. Im Amazonasbecken breitete sich die Krankheit derweil mit der Geschwindigkeit eines Buschfeuers aus. Die Menschen verbarrikadierten sich in ihren Häusern oder flüchteten aus den Städten. Auf den Straßen von Manaus wurden Leichen verbrannt.
    Im Forschungsteam des Instar Institute waren bislang noch keine Erkrankungen aufgetreten. Doch es war noch zu früh, um Entwarnung zu geben. Die neuesten Daten, hauptsächlich gewonnen anhand der Erkrankungen am Amazonas, wo die Krankheit sich bereits stärker ausgebreitet hatte, deuteten darauf hin, dass die Inkubationszeit lediglich drei bis sieben Tage betrug. Der Verlauf war abhängig vom Gesundheitszustand des Opfers. Schlecht ernährte Kinder, die womöglich noch zusätzlich von Darmparasiten geschwächt waren, erkrankten leichter.
    Was den Erreger anging, so schloss die Seuchenbehörde ein Bakterium mittlerweile aus; die Untersuchungen auf Viren dauerten noch an. Bislang war der Auslöser noch nicht identifiziert.
    So übel dies alles war, gab es doch noch schlimmere Neuigkeiten. Ihre Mutter hatte bei der

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