Operation Arche - 1
Thiessen jetzt an.
Pei nickte. Diese Bemerkung fiel in die Kategorie ›das liegt ja nun klar auf der Hand‹, doch unter den gegebenen Umständen wollte und konnte Pei das niemandem vorwerfen.
Außerdem wollte Joe das wohl als eine Art Kompliment verstanden wissen, dachte er und lächelte innerlich. Schließlich hatte Pei persönlich ›Operation Ausbruch‹ ersonnen – eine Art Taschenspielertricks mit dem er die Gbaba davon überzeugen wollte, sie hätten auch den letzten Versuch der Menschheit, eine neue Welt zu kolonisieren, erfolgreich aufgespürt und völlig zerstört. Deswegen hatten die sechsundvierzig Dreadnoughts und Transporter, die den Rest seines Kampfverbandes im Schleichfahrtmodus begleitet hatten, während ihres Kampfes, den Kordon aus Kampfschiffen, der den Aufklärer-Kordon der Gbaba rings um das Sol-System sicherte, kein einziges Geschoss abgefeuert und keinen einzigen Kampfjäger eingesetzt.
Es war ein harter Kampf gewesen, auch wenn das Endergebnis nie angezweifelt worden war. Doch dadurch, dass sie auf den Schleichfahrtmodus umgeschaltet hatten, und zudem gedeckt durch das Hintergrundrauschen der schweren Geschütze und der elektronischen Kampfführung der widerstreitenden Einheiten, hatten die Gbaba sie – hoffentlich! – nicht entdeckt und ihre Anwesenheit auch nicht vermutet.
Dadurch, dass sie zwei vollständige Zerstörer-Geschwader geopfert hatten, die sich hatten zurückfallen lassen, um die einzigen Aufklärer-Schiffe abzufangen, die nah genug gekommen waren, um die flüchtende Kolonie-Flotte mit ihren Sensoren zu erfassen, war es Pei gelungen, tatsächlich auszubrechen und zu flüchten, und tief in seinem Innersten hoffte er, dass es ihnen gelingen würde, den Gbaba-Aufklärern zu entkommen. Dass, allen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz, seine ganze Flotte doch noch würde überleben können.
Wenn die Flotte der Gbaba einträfe – und das würde sie, so alt die Gbaba-Schiffe auch sein mochten, sie waren immer noch schneller als alle Schiffe der Menschheit – sie tatsächlich genau die Anzahl von Schiffen orten würde, die ihre Aufklärer auch gemeldet hatten, als sie endlich wieder in Kontakt mit den Flüchtlingen getreten waren.
Und sobald erst einmal jedes dieser Schiffe zerstört und jedes einzelne Mitglied ihrer Mannschaften getötet wäre, dann würden die Gbaba davon ausgehen, sie hätten jetzt wirklich alle Flüchtlinge getötet.
Aber sie würden sich täuschen, sagte sich Pei Kau-zhi innerlich mit eisiger Stimme. Und eines Tages, trotz allem, was Leute wie Langhorne und Bédard auch dagegen unternehmen könnten, werden wir zurückkehren. Und dann, ihr Dreckskerle, dann werdet ihr …
»Admiral«, sagte Nimue Alban leise, »die Langstreckensensoren haben einkommende Feindschiffe geortet.«
Er drehte sich zu ihr herum und schaute sie an; sie hielt seinem Blick stand.
»Wir haben zwei bestätigte Kontakte, Sir«, fuhr sie fort. »Das KSZ schätzt den ersten auf etwa eintausend Punktquellen ab. Der zweite ist größer.«
»Na ja«, merkte er an und klang dabei fast belustigt, »zumindest machen die sich genug Sorgen, um uns ihre besten Leute entgegenzuschicken, was?«
Er schaute zu Thiessen hinüber.
»Bringen Sie bitte die Flotte in Stellung«, sagte er dann. »Kampfjäger absetzen und Geschosse für den Abschuss positionieren.« 07. September 2499 Enklave Pei-See, auf dem Kontinent Haven Safehold »Großvater! Großvater, komm schnell! Ein Engel! Ein Engel!« Timothy Harrison blickte auf, als sein Urenkel so unsanft und lautstark durch die offenstehende Tür seines Büros im Rathaus hereingestürmt kam. Das Verhalten des Jungen war natürlich ungeheuerlich, aber es war nie einfach, auf Matthew wütend zu werden, und niemand, den Timothy kannte, schaffte es längere Zeit, auf ihn wütend zu bleiben. Und das bedeutete − Jungs waren nun einmal Jungs –, dass der kleine Matthew sich üblicherweise Dinge herausnehmen konnte, für die er zumindest eine Tracht Prügel verdient hätte.
In diesem Fall jedoch, so vermutete Timothy, konnte man ihm seine Aufregung vielleicht sogar nachsehen. Nicht dass er bereit gewesen wäre, das auch zuzugeben.
»Matthew Paul Harrison«, sagte er streng, »das hier ist mein Büro, nicht die Gemeinschaftsdusche neben dem Baseball-Feld! Zumindest eine Prise geziemendes Benehmen wird hier von jedem erwartet – selbst, oder auch vor allem, von einem jungen Raufbold wie dir!«
»Es tut mir leid«, gab der Junge zurück und ließ den Kopf
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