Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Operation Arche - 1

Operation Arche - 1

Titel: Operation Arche - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
derartige Momente bereit hielten.
    Timothy erkannte diesen Engel wieder. Fast zwei Jahre waren seit dem letzten Himmlischen Beistand vergangen, und der Engel hatte sich seit seinem letzten Kommen nach Seeblick nicht verändert. Er wirkte ein wenig gealtert – nur sehr wenig, aber doch erkennbar –, seit Timothy ihn zum ersten Mal gesehen hatte, unmittelbar nach seiner Erweckung. Doch die Heilige Schrift besagte, dass die Leiber, in die Engel und Erzengel gekleidet waren, um Gottes Volk zu lehren und zu führen, obschon sie unsterblich waren, aus dem gleichen Stoff bestanden wie die sterbliche Welt. Belebt durch das Surgoi kasai, das ›Große Feuer‹ von Gottes Eigener Berührung, vermochten jene Körper länger zu überdauern, ebenso wie die Leiber der ›Adams‹ und der ›Evas‹ länger überdauerten als die ihrer Nachfahren, doch auch sie alterten. Tatsächlich würde der Tag kommen, an dem alle Engel – und selbst die Erzengel persönlich – vor Gottes Antlitz gerufen wurden. Timothy wusste, dass Gott Selbst es so gefügt hatte, doch er war zutiefst dankbar dafür, dass er selbst schon lange, bevor dieser Tag kam, im Tode die Augen geschlossen haben würde. Eine Welt, die nicht mehr länger durch Engel bevölkert wäre, musste düster, überschattet und freudlos erscheinen, wenn man Gottes Eigene Boten von Angesicht zu Angesicht im Glanz der ersten Tage dieser Welt gesehen hatte.
    In vielerlei Hinsicht sah der Engel ein wenig anders aus als ein gewöhnlicher Sterblicher. Er war nicht größer als Timothy, seine Schultern nicht breiter. Und doch war er von Kopf bis Fuß in glänzende, schimmernde Gewänder gekleidet, prächtige Kleidung, deren Farben stets verschwommen und zerflossen, und sein Haupt war von prasselndem, blauem Licht gekrönt. An seiner Hüfte trug er seinen Stab, eine Rute aus unvergänglichem Kristall, halb so lang wie der Unterarm eines ausgewachsenen Mannes. Timothy hatte schon gesehen, wie dieser Stab zum Einsatz gekommen war. Nur ein einziges Mal, doch der Blitz, den der Stab geschleudert hatte, ließ die angreifende Echse damals unter einem gewaltigen Donnerschlag zu Boden stürzen. Die Hälfte des Echsenkadavers war völlig verbrannt, keine Spur war mehr zu erkennen, und noch Stunden danach hatte Timothy es in den Ohren nachgeklungen.
    Mehrere Sekunden lang schaute der Engel schweigend auf die ehrfürchtig niederkniende Gemeinde herab. Dann hob er die Hand.
    »Friede sei mit euch, Meine Kinder«, sagte er; seine Stimme war unmöglich laut und deutlich zu vernehmen, obwohl er nicht schrie, nicht rief, die Stimme nicht einmal erhoben hatte. »Ich bringe euch Gottes Segen und den Segen des Erzengels Langhorne, der Ihm treu dient. Ehre sei Gott in der Höhe!«
    »Und seinen Dienern«, erscholl aus zahllosen Mündern die Entgegnung, und der Engel lächelte.
    »Gott hat Wohlgefallen an euch, Meine Kinder«, verkündete er. »Und nun geht wieder eurer Arbeit nach, ihr alle, und frohlocket dem Herrn! Ich bringe Kunde für Pater Michael und Bürgermeister Timothy. Wenn ich mit ihnen gesprochen habe, werden sie euch verkünden, was Gott von euch verlangt.«
    Seite an Seite standen Timothy und Michael dort, schauten zu, wie sich Dorfplatz und Seitenstraßen leerten, zügig und doch ohne Hast, ohne Gedränge. Einige der Bauern von den abgelegenen Höfen waren weit geritten – oder in manchen Fällen buchstäblich meilenweit gerannt –, um zum Zeitpunkt der Ankunft des Engels zugegen zu sein. Doch nirgends gab es Groll, nirgends Enttäuschung darüber, dass sie alle so schnell wieder zur Arbeit zurückgeschickt wurden. Es war ihre freudige Pflicht, Gottes Boten willkommen zu heißen, und sie wussten, dass ihnen weit über das Verdienst eines jeden fehlbaren, sündigen Sterblichen hinaus ein Segen zuteil gekommen war, den Engel mit eigenen Augen sehen zu dürfen.
    Der Engel stieg von der geweihten Plattform herab und ging auf Timothy und Michael zu. Sofort knieten sie wieder vor ihm nieder, doch der Engel schüttelte den Kopf.
    »Nein, Meine Söhne«, sagte er sanft. »Dafür wird später noch genug Zeit sein. Jetzt müssen wir miteinander sprechen. Gott und der Erzengel Langhorne sind mit Euch zufrieden, und auch zufrieden damit, wie Seeblick wächst und gedeiht. Doch es mag sein, dass neue Aufgaben vor euch liegen, und der Erzengel Langhorne hat mir den Auftrag erteilt, euren Glauben und euren Mut zu stärken für die Aufgaben, zu denen ihr berufen werden mögt. Kommt, lasst uns in die Kirche

Weitere Kostenlose Bücher