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Operation Arche - 1

Operation Arche - 1

Titel: Operation Arche - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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drückte Madame Ahnzhelyk ihm die Hand, dann ließ sie ihn los und schaute zu, wie er aus der Tür trat.
    Niemand, am allerwenigsten Dynnys selbst, wusste später genau zu berichten, was als Nächstes eigentlich geschehen war. Der Portier verneigte sich, als der Erzbischof durch die Tür trat, nahm mit einem gemurmelten Dank die schwere Goldmünze entgegen, die ihm der hohe Würdenträger in die Hand drückte. Der Erste Kutscher im Dienste Dynnys schaute zu, wie sein Arbeitgeber sich näherte, und seine Miene verriet unverhohlene Dankbarkeit. So angenehm der Besuch des Erzbischofs in diesem Etablissement für ihn auch gewesen sein mochte, hier draußen in der unschönen Kälte warteten frierend der Kutscher, sein Gehilfe und die in schwere Decken gehüllten Pferde. Der Gehilfe des Kutschers, der die Zügel in der Hand hielt, empfand es ähnlich, doch dazu kam noch ein gewisser Neid, denn nur sein ranghöherer Partner – dem es zudem gestattet war, auf dem Kutschbock zu sitzen, während er selbst die ganze Zeit über vor den Pferden stehen und deren Zügel halten musste – hatte auch einen dicken Mantel anlegen dürfen, der ihn fast wie ein Zelt einhüllte. Madame Ahnzhelyks Diener und der Junge mit der Laterne eilten vor dem Erzbischof her, leuchteten ihm den Weg und wollten ihm schon den Verschlag der Kutsche öffnen. Dynnyns selbst zupfte noch einmal seinen dicken, pelzbesetzten Mantel zurecht und ging die breiten, glatten Treppenstufen hinab, die Augen halb zusammengekniffen, um sie vor dem verwehten Regen zu schützen.
    Und da wurden ihm die Beine unter dem Leib fortgerissen.
    Im wahrsten Sinne des Wortes.
    Noch nie hatte Dynnys etwas Ähnliches erlebt, wie diesen plötzlichen Ruck, fast als hätte irgendetwas sein Bein gepackt. Als hätte eine Hand nach ihm gegriffen, nach seinem rechten Knöchel, und dann kräftig daran gezogen. So kam der Erzbischof ins Stolpern, und er war, bedauerlicherweise, kein sonderlich sportlicher Mann.
    Er wedelte mit den Armen und stieß einen äußerst unbischöflichen Schreckensschrei aus, als er versuchte, das Gleichgewicht zu halten. Doch was immer ihn gepackt hatte, es ließ ihn nicht los, und so kreischte der Erzbischof erneut auf – noch lauter, dieses Mal –, als ihm die Beine unter dem Leib fortgerissen wurden und er rücklings die Treppe hinunterstürzte.
    Hätte er darüber nachgedacht, hätte er es vielleicht als absonderlich empfunden, dass er mit den Füßen voran stürzte, nicht etwa bäuchlings. Und das wiederum hätte ihn dazu bringen können, über dieses sonderbare Gefühl, an ihm werde gezogen, etwas länger nachzudenken. Doch im Augenblick war er viel zu sehr damit beschäftigt zu stürzen, um über derartige Dinge in dem Maße nachdenken zu können, wie sie es vielleicht verdient hätten, und er schrie auf, als er auf dem Kopfsteinpflaster des Gehwegs am Fuße der Treppe aufschlug. Dann glitt er weiter, bis der Granitrandstein der Straße ihn abrupt zum Halten zwang und gewaltiger Schmerz das rechte Bein und die Schulter des Erzbischofs durchzuckte.
    Sofort eilten ihm Madame Ahnzhelyks entsetzte Diener hinterher, und der Gehilfe des Kutschers verließ seinen Platz vor den Pferden und stürzte auf ihn zu. Wie betäubt schüttelte der Erzbischof den Kopf; sein Gesicht hatte blutige Schrammen davongetragen, und der unschöne Sturz musste ihn doch ernstlich mitgenommen haben. Doch als er versuchte aufzustehen, schrie er erneut auf, noch lauter, als auf diesen unüberlegten Versuch hin weitere Schmerzen seinen Körper durchzuckten.
    »Nicht bewegen, Eure Eminenz!«, drängte der Gehilfe des Kutschers ihn und kniete sich neben dem Prälaten auf das Pflaster. »Ihr habt Euch mindestens das Bein gebrochen, Sir!«
    Der junge Mann hatte sich bereits den Mantel von den Schultern gerissen. Nun breitete er ihn über seinem Patron aus und schaute zu Madame Ahnzhelyks Diener hinüber.
    »Hol einen Heiler!«, fauchte er. »Seine Eminenz wird mindestens einen Knocheneinrichter benötigen!«
    Der bleiche Diener nickte nur knapp, dann stürzte er durch die Nacht davon, während Madame Ahnzhelyk nun die Treppe heruntergeeilt kam. Ihr war ernstliche Sorge und Bestürzung anzusehen, als sie nun schützend einen zarten Abendmantel über ihr ausgiebigst frisiertes Haar hielt und sich dann in ihrem weitgeschnittenen Seidenkleid neben dem Kutschergehilfen auf das Pflaster kniete.
    »Bewegt Euch nicht, Erayk!«, sagte sie, nicht ahnend, dass sein Diener ihm vor wenigen Sekunden

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