Operation Arche - 1
klar und deutlich ausgedrückt.«
Cayleb verzog das Gesicht, doch er konnte seinem Vater nicht widersprechen. Königin Sharleyan von Chisholm hatte ebenso viele Gründe, sich dem Corisande-Bund entgegenzustellen wie Charis, und ihr Hass auf Prinz Hektor von Corisande war fast schon sprichwörtlich. Einige hatten gehofft, diese Faktoren würden sie dazu bewegen, mit Charis ganz offen ein Bündnis einzugehen, und Haarahld hatte seinen Vetter Kahlvyn, den Herzog von Tirian, als persönlichen Bevollmächtigten nach Chisholm gesandt, um genau diese Möglichkeit zu erkunden.
Ohne Erfolg.
»Du weißt, wie überzeugend Kahlvyn sein kann, und seine Stellung in der Erbfolge hätte jedem Vorschlag, den er unterbreitet hätte, ungleich mehr Gewicht verliehen, als wenn er von einem gewöhnlichen Botschafter ausgesprochen worden wäre«, fuhr der König fort. »Wenn es irgendjemandem möglich gewesen wäre, sie davon zu überzeugen, sich mit uns zu verbünden, dann wäre er das gewesen – aber selbst, wenn sie sich sicher gewesen wäre, uns tatsächlich gänzlich unterstützen zu wollen, müsste sie doch immer noch an ihren eigenen Thron denken. Corisande ist ihrem Reich ebenso nahe wie das unsere, und sie muss immer noch die Feindseligkeit bedenken, die zwischen ihr und Hektor herrscht. Ganz zu schweigen davon, dass wir vom Tempel im Augenblick gerade nicht ausgiebige Unterstützung erhalten.«
Düster nickte Cayleb. So sehr Sharleyan Hektor auch verabscheuen mochte, sie hatte ebenso viele Gründe, eine offene Feindschaft mit ihm zu vermeiden. Und, wie sein Vater gerade eben schon angedeutet hatte: sie hatte sogar noch mehr Gründe, es sich nicht mit den Männern zu verscherzen, die den Tempel regierten … und nur wenige zwingende Gründe, sich auf die Seite desjenigen zu stellen, der schließlich der erfolgreichste Konkurrent ihres eigenen Königreiches war.
Einige Sekunden lang schwieg der Kronprinz. »Was ist mit Siddarmark?«, fragte er dann. »Zwischen uns bestehen immer noch diese Abkommen.«
»Die Republik ist sicherlich von allen größeren Reichen dasjenige, das uns noch am freundlichsten gesinnt ist«, stimmte Haarahld zu. »Ich bin mir nicht sicher, ob der Reichsverweser allzu erpicht darauf wäre, in unsere kleine … Unannehmlichkeit involviert zu werden, aber Stohnar weiß sehr wohl, wie wertvoll unsere Freundschaft im Laufe der Jahre gewesen ist. Bedauerlicherweise hat er noch mehr gute Gründe als Sharleyan, auf die Empfindlichkeiten der Kirche Rücksicht zu nehmen, und diese Abkommen betreffen allesamt nur den Handel, sie sind keineswegs militärischer Natur. Und selbst wenn es anders wäre: Was für eine Flotte sollte Siddarmark denn einsetzen?«
»Ich weiß.« Unwirsch versetzte Cayleb dem Fensterrahmen einen leichten Stoß und kaute auf der Unterlippe.
»Es ist ja nicht so, als käme das jetzt sonderlich überraschend«, merkte sein Vater an. »Seit Jahren versucht Tahdayo, diesen ›Anspruch‹, den er da erhebt, auch durchzusetzen. Zugegebenermaßen hat er es bislang nur darauf angelegt, mir so lästig zu fallen, dass ich ihn irgendwann einfach abfinde, damit ich ihn ein für alle Mal los bin. Aber ist es wirklich so überraschend, dass er sich jetzt plötzlich selbst so ernst nimmt, nachdem er endlich jemanden gefunden hat, der ihm den Rücken stärkt?«
»Das sollte es zumindest sein«, grollte Cayleb. »Tahdayo kann keinen rechtmäßigen Anspruch auf Hanth geltend machen! Selbst wenn in dieser lächerlichen Lügengeschichte, seine Großmutter sei eine uneheliche Tochter von Graf Fraidareck, tatsächlich ein Fünkchen Wahrheit läge, wäre Hauwerd immer noch der rechtmäßige Erbe!«
»Nur dass Mutter Kirche etwas anderes sagen wird.« Haarahld klang unbekümmert, fast belustigt, doch in seiner Miene lag kein Funken Humor.
»Warum sollte sie auch, wenn Nahrmahn und Hektor so bereitwillig Gold in Dynnys eigene Tasche wandern lassen?«, fauchte nun Cayleb. »Außerdem ist der Rat doch nur damit beschäftigt …«
Er stockte, als sein Vater ihm die Hand auf die Schulter legte.
»Vorsicht, Cayleb«, sagte Haarahld sehr leise. »Vorsicht! Was du zu mir sagst, ist eine Sache, aber du bist nun einmal mein Erbe. Was du sagst, wenn andere es hören und vielleicht auch gegen dich verwenden können – gegen uns! –, ist etwas völlig anderes.«
»Das weiß ich, Vater.« Schwungvoll wandte sich Cayleb vom Fenster ab und schaute seinem Vater in die Augen. »Aber du weißt genauso gut wie ich, dass
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