Operation Arche - 1
beisteuert –, dann könnten wir, so glaube ich, uns mehr als gut halten. Aber Hektor wird das genauso gut wissen wie ich. Bevor der sich auf einen offenen Kampf einlässt, wird er eine Möglichkeit finden, die Schlagkraft der vereinten Flotten zu stärken.«
»Wie das?«, fragte Cayleb sofort nach.
»Das weiß ich nicht … noch nicht. Aber ich vermute, dass er schon jetzt Verhandlungen mit Gorjah aufgenommen hat.«
Cayleb runzelte die Stirn. König Gorjah III., Regent des Königreiches Tarot, gehörte offiziell zu den Verbündeten seines Vaters. Andererseits …
»Das wäre tatsächlich sinnvoll für ihn, nicht wahr?«, murmelte er.
»Gorjah war noch nie allzu glücklich mit unseren Abkommen«, merkte Haarahld an. »Bei seinem Vater war das anders, aber Gorjah ärgert sich immens über diese Verpflichtung uns gegenüber; er hat sie schon immer als Belastung empfunden. Gleichzeitig ist ihm aber auch bewusst, welchen Vorteil es hat, uns zum Freund zu haben, und nicht etwa zum Feind. Aber wenn Hektor ihm zuredet, ihn überredet, indem er ihm einflüstert, sowohl Corisande als auch Emerald würden ihm Unterstützung angedeihen lassen …«
Der König zuckte mit den Schultern, und Cayleb nickte. Doch dann wurde sein Blick noch konzentrierter, und er neigte den Kopf zur Seite.
»Ich bin mir sicher, dass du damit recht hast, Vater. Das hast du meistens, und du bist einer der schlauesten Männer, die ich kenne. Aber dir geht doch noch etwas anderes durch den Kopf, nicht wahr?«
Mehrere Sekunden lang blickte Haarahld seinen Sohn nur schweigend an, dann zuckte er erneut mit den Schultern. Doch dieses Mal sah die Geste völlig anders aus, fast, als seien seit dem letzten Mal seine Schultern ungleich schwerer geworden.
»Deine Mutter ist tot, Cayleb«, sagte er leise. »Sie war meine linke Hand und der Spiegel meiner Seele, und ich vermisse ihren weisen Rat fast ebenso sehr, wie ich sie selbst vermisse. Ich werde auch keine weiteren Erben mehr haben, und Zhan ist kaum acht Jahre alt; Zhanayt ist nur zwei Jahre älter … und eben ein Mädchen. Wenn meine Feinde wirklich die Absicht haben, mich völlig handlungsunfähig zu machen, dann werden sie mir die starke rechte Hand nehmen, nachdem ich die linke schon verloren habe.«
Er schaute seinem Sohn geradewegs in die Augen, und Cayleb erwiderte den Blick fest.
»Denk an die Sandmade«, riet Haarahld ihm. »Die Peitschenechse mag uns entgegenstürmen, mit gefletschten Zähnen und ausgefahrenen Krallen, aber die Made nicht. Achte auch stets auf das, was hinter dir geschieht, mein Sohn, und behalte immer die Schatten im Auge. Unsere Feinde kennen uns ebenso gut, wie wir sie kennen, und so werden sie wissen, dass sie, wenn sie dich töten, mir nicht nur meine rechte Hand nehmen, sondern mir zugleich auch noch das Herz durchbohren.«
.III.
Die Berge des Lichts, Die Tempel-Lande
In ihrem bequemen Sessel lehnte sich Nimue Alban zurück und legte die Stirn in Falten.
Eigentlich bestand keinerlei Grund dafür, diesen Sessel zu benutzen, ebenso wie es keinerlei Grund dafür gab – von der reinen Überlegung, damit ihre Glaubwürdigkeit zu steigern –, überhaupt zu atmen, doch schon, als sie zum ersten Mal einen PICA genutzt hatte, war ihr aufgefallen, dass derartige, eigentlich unbedeutende Gewohnheiten sogar noch dann verblieben, wenn man auf so bedeutungslose Dinge wie ›Erschöpfung‹ überhaupt nicht mehr zu achten brauchte. Obwohl, so ging ihr durch den Kopf, und sie grinste schief, die schützende Stickstoff-Atmosphäre zu atmen, mit der Pei Kau-yung das Lager geflutet hatte, einem Menschen aus Fleisch und Blut nicht gerade zuträglich gewesen wäre.
Einen Großteil der vergangenen drei Tage – gemessen in der ortsüblichen Art und Weise – hatte sie in genau diesem Sessel verbracht, hatte die Dateien durchgearbeitet, die Pei Kau-yung ihr hinterlassen hatte. Sie hatte sie auf die altmodische Art durcharbeiten müssen, denn die Veränderungen, die Elias Proctor an ihrer Software hatte vornehmen müssen, hatte unbeabsichtigterweise ihr Hochgeschwindigkeits-Dateninterface deaktiviert. Nimue war sich recht sicher, dass Proctor nicht wusste, dieses Problem verursacht zu haben, und auch wenn sie unter anderen Umständen zuversichtlich gewesen wäre, es eigenständig reparieren zu können, hatte sie unter den gegebenen Umständen doch nicht die Absicht, sich daran zu schaffen zu machen. Falls sie dabei doch einen Fehler machte, wie auch immer er aussehen mochte,
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