Operation Beirut
einzuwerfen.
«O bitte», sagte Hoffman. «Unbedingt. Auf jeden Fall.»
«Das wahre Problem bei dieser Wahl war, dass keine der beiden Seiten verlieren konnte.»
Hoffman neigte den Kopf, kniff die Augen zusammen, als er Rogers ansah, lächelte mit ausgesuchter Höflichkeit und klatschte geräuschlos in die Hände. Rogers sah den rundgesichtigen Stationschef an. In seinem bequemen, prallgepolsterten Ledersessel sah er aus wie Humpty Dumpty.
«Nun denn, meine lieben Kinderchen», sagte Hoffman. «Da Sie hier alle politisch so unheimlich beschlagen sind, können Sie der Regierung der Vereinigten Staaten vielleicht auszuknobeln helfen, wie wir bei den neuen Führern dieser armseligen Attrappe von einem Land dastehen.»
Es herrschte Schweigen.
«Irgendwelche Freiwillige?»
«Jawohl, Sir», meldete sich ein neues Mitglied der Station namens York Harding. Er war erst vor zwei Monaten in Beirut angekommen; vorher war er in Vietnam gewesen; er trug sein Haar in einem Bürstenschnitt. York Harding war genau das, was Schüler eine «Streberleiche» nennen.
«Ja, Mr.Harding», sagte Hoffman.
«Die Wahl des neuen Präsidenten gibt uns eine echte Gelegenheit für politisches Handeln –»
«Die Wahl des Eichhörnchens?», warf Hoffman ein.
«Des Eichhörnchens?», fragte Harding, völlig verdutzt.
«So nenne ich den neuen Präsidenten, Mr.Harding. Und wissen Sie auch, warum?»
«Nein, Sir», sagte Harding.
«Weil er wie ein Eichhörnchen aussieht, Sie Idiot! Er ist ein haariger kleiner Bastard, der immer aussieht, als hätte er die Backen voller Nüsse. Finden Sie nicht?»
«Ja, Sir.»
«Entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbrochen habe, Mr.Harding. Ich bitte Sie, fahren Sie fort.»
«Ich denke, die Wahl des Eichhörnchens verschafft uns eine neue Gelegenheit, im Libanon einen Mittelweg zu finden. Eine Kraft zwischen den Christen und den Moslems.»
«Eine dritte Kraft, he?», meinte Hoffman und strich sich übers Kinn.
«Ja, Sir.»
«Wie lange waren Sie in Vietnam, Sohnemann?», fragte der Stationschef.
«Achtzehn Monate, Sir», sagte Harding.
«Und Sie waren dort Referent für politische Aktionen draußen auf dem Land. Haben den Bauern was über Landwirtschaft, Medizin und Selbstverwaltung beigebracht – und vielleicht ein bisschen was über Meuchelmord nebenbei. Habe ich recht, Harding?»
«Jawohl, Sir.»
«Nun, dann ersparen Sie mir Ihren Bockmist aus Vietnam, wenn’s geht, Mr.Harding! Wir mögen hier im Libanon ja Probleme haben, aber wir sind noch nicht in einem Stadium, in dem schon alles verbockt ist. Verstehen Sie mich?»
«Ja, Sir», sagte Harding.
«Und wenn ich die Worte ‹dritte Kraft› auch nur noch ein einziges Mal höre, dann schmeiß ich Sie eigenhändig aus dem Fenster.»
«Ja, Sir.»
«Und nennen Sie mich nicht immer ‹Sir›, Sie schielender kleiner Hurensohn.»
Rogers sah Harding an. Die Augen des jungen Mannes waren feucht. Rogers meinte, es wäre an der Zeit, den Bullen abzulenken, bevor er seine junge Beute noch schlimmer zurichtete.
«Chef», sagte Rogers, «ich glaube, an dem, was Harding sagt, ist etwas dran. Durch die Wahl eines neuen Präsidenten tun sich immer Gelegenheiten auf. Lassen Sie uns der Sache ins Auge sehen. Die vorherigen Amtsinhaber leiteten nichts weiter als einen besseren Polizeistaat. Das Land stand unter der Fuchtel des Deuxième Bureau, was uns das Leben natürlich leichtmachte. Aber die Libanesen hatten davon offensichtlich den Kanal voll.»
«Alsooo?», sagte Hoffman.
«Also sollten wir der alten Bande keine Tränen nachweinen.»
«Ist ja rührend», sagte Hoffman. «Ich schäme mich, dass ich so unsensibel war.»
Rogers ignorierte Hoffmans Sarkasmus und drängte weiter.
«Das Problem ist die Polarisierung», fuhr er fort. «Wenn das mit dem Extremismus unter den Christen und Moslems so weitergeht, dann geht das ganze Land aus dem Leim. Harding hat recht. Die einzige Hoffnung liegt in irgendeiner Art mittlerer Linie. Worüber wir uns unterhalten sollten, ist, ob wir – die Botschaft – bereit sind, ernsthaft mitzuarbeiten, wenn es darum geht, eine Alternative zum Extremismus zu schaffen.»
«Die Frage, Kinderchen, kann ich euch gleich beantworten», sagte Hoffman. «Die Antwort lautet nein. N-e-i-n. Unter keinen noch so verdammten Umständen.»
«Das macht die Sache freilich einfach», sagte Rogers. «Wenn wir uns schon nicht einmischen, um den Guten zu helfen, dann sollten wir wenigstens den Bösen auf die Finger gucken – den
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