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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Milizen, den Terroristenzellen und den Geheimorganisationen. Wir sollten herausfinden, was sie tun und mit wem sie’s tun.»
    «Antrag eingebracht», sagte Hoffman. Ohne darauf zu warten, dass jemand etwas zu sagen hatte, donnerte er mit der Faust auf den Tisch.
    «Antrag angenommen!»
    Hoffman wandte sich anderen Themen zu: Einzelfragen zu Operationen der Büros; Vorschlägen, wie man mit den Mitgliedern der neuen Regierung ins Gespräch kommen sollte; Vermutungen darüber, wen der neue Präsident wohl als Leiter des Deuxième Bureau einsetzen würde; eine Diskussion darüber, was Hoffman dem Hauptquartier in seinem Kabel mitteilen sollte, das noch am selben Tag aus dem Haus musste; und schließlich noch ein von Hoffman selbst erarbeitetes Konzept, mit dem man bei Überwachungen in größeren Menschenmengen eine Person pro Überwachungsteam einsparen würde. Schließlich schob der Stationschef seinen protzigen Sessel vom Tisch weg und vertagte das Treffen.
    «Ich danke euch», sagte Hoffman. «Ihr seid entlassen für heute.»
     
    Das Eichhörnchen, wie Hoffman ihn nannte, übernahm im September sein Amt und machte sich sofort daran, das Deuxième Bureau zu säubern. Das Erste, was er tat, war, den Namen zu ändern. Es hieß ab sofort nicht mehr Deuxième Bureau, sondern nur noch ganz schlicht Militärischer Nachrichtendienst.
    Ein symbolisches Großreinemachen folgte erst einige Monate später, als der neue Premier, ein mondgesichtiger sunnitischer Moslem, der dicke kubanische Zigarren rauchte und jeden Tag eine frische Nelke im Knopfloch trug, eine Razzia auf die Telefonabhörabteilung des Deuxième Bureau durchführen ließ. Eine besonders berüchtigte Operation der Abhörer, die sich gleich direkt im Hauptgebäude des Fernmeldeamtes im Zentrum von Beirut einquartiert hatten, bestand darin, ständig einige tausend Telefone zu überwachen. Eine himmelschreiende Vergewaltigung der bürgerlichen Freiheiten, darin waren sich alle einig. Sofort weg damit! Bei all dem Enthusiasmus des neuen Regimes dachte allerdings niemand daran, dass die Regierung damit ihr bestes Mittel verlor, den tödlichen politischen Bazillen auf der Spur zu bleiben, die drauf und dran waren, den Libanon zu infizieren.
    Gegen Ende des Jahres unternahm das Eichhörnchen den unvermeidbaren letzten Schritt. Er löste General Jezzine als Kopf des libanesischen Geheimdienstes ab, beauftragte das Justizministerium heimlich (wenn auch nicht so heimlich, dass es nicht zum Stadtgespräch von Beirut geworden wäre) mit einer Untersuchung, die feststellen sollte, ob der General mit einigen der beim Deuxième Bureau üblichen Praktiken das Gesetz gebrochen hatte.
    General Jezzine, was auch immer für Fehler er haben mochte, war nicht dumm. Er verließ das Land eine Woche nachdem er gefeuert worden war, um – wie man es nannte – einen Urlaub in Genf anzutreten. Da es allgemein bekannt war, dass er dort ein Haus und ein großes Bankkonto unterhielt, wurde angenommen, dass man den General nicht so schnell zurückzuerwarten bräuchte. Rogers besuchte General Jezzine am Tag vor dessen Abreise in seinem Dorf. Er kam, um eine einfache Bitte vorzutragen. Die Amerikanische Botschaft wollte Zugang zu Jezzines Akten.
    Der General gab sich kurz angebunden und ausweichend. Seine Akten wären samt und sonders vom neuen Chef des Geheimdienstes, einem Mann des Präsidenten, konfisziert worden, sagte er. Nicht einmal er selbst hätte noch Zugang zu ihnen. Er hatte nur einige persönliche Papiere mitgenommen, um sicherzugehen, nichts Wichtiges. Und die seien bereits nach Genf eingeschifft worden. Es gab also leider nichts, was er tun konnte, um seinen lieben Freunden, den Amerikanern, zu helfen.
    «Ihre Sorge rührt mich», sagte der General sarkastisch, als er Rogers zur Tür begleitete. «Schade, dass sie nicht ein wenig früher gekommen ist.»
     
    Das Regime des Eichhörnchens versank bald im Sumpf der Korruption. Es war die Rache jener, die der frühere Präsident als die «Käseleute» bezeichnet hatte. Ein Gesundheitsminister, der die Arzneimittelpreise senken wollte, rannte gegen eine Mauer von Freunden des Präsidenten an, die das Monopol über den Arzneimittelmarkt innehatten. Die Pharmamagnaten entzogen dem Markt einfach die Medikamente – zum Teufel mit der öffentlichen Gesundheit! –, bis der Minister aufgab und zurücktrat.
    Ein Minister für Öffentliche Aufgaben, der den Versuch unternahm, das primitive Straßensystem des Landes zu verbessern,

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