Operation Beirut
und Frankreich.
Er baute eine Infrastruktur auf. Die Zentrale in Rom arbeitete unter der Tarnung einer Bar namens
Il Principe Rosso
in der Nähe der Via Veneto. Sie wurde von einem wohlhabenden Palästinenser aus Kuwait finanziert und gab dem Rasd eine diskrete Möglichkeit, große Summen zu bewegen. Die italienischen Behörden, wären sie neugierig gewesen, hätten angenommen, dass es sich lediglich um ein weiteres römisches Etablissement handelte, das seine Bücher frisierte, um das Finanzamt zu hintergehen. Auf seinen Reisen nach Paris und München weitete Jamal seinen Ring aus. Er entwickelte Kontakte vor Ort und benutzte diese, um Wohnungen anzumieten, Bankkonten zu eröffnen, potenzielle «Fähigkeiten» zu entdecken und um die tausend anderen alltäglichen Dinge zu erledigen, die die Basis für heimliche Operationen bildeten.
Jamal fragte nicht danach, wozu das alles gut war. Der Alte Mann hatte ihm gesagt, dass der Bewegung ein solches Netz eines Tages von Nutzen sein konnte, und hatte weitere Fragen mit einer einzigen Handbewegung beiseitegewischt. Auf seinen Rundreisen durch Europa kam Jamal sich zuweilen wie ein Eichhörnchen vor, das Nüsse für einen langen Winter hortete, dessen Einbruch niemand vorauszusagen wusste.
Die Krise in Jordanien hatte sich seit Monaten zugespitzt. Aber die letzte Konfrontation wurde von einem terroristischen Akt ausgelöst, der so närrisch und feuergefährlich war, dass sich selbst Jamal später fragte, ob es sich nicht um einen bewussten Akt der Provokation gehandelt hatte.
Die Volksfront zur Befreiung Palästinas landete am 6. September einen spektakulären «Coup», indem sie gleichzeitig zwei Flugzeuge entführte. Diese brachte sie auf einen Flugplatz in Jordanien, der von der Befreiungsfront in «Flughafen der Revolution» umgetauft worden war. Am 9. September entführte die Befreiungsfront eine weitere Maschine. Die Gruppe hatte damit fast fünfhundert Geiseln, unter denen sich viele Amerikaner befanden.
Diese Flugzeugentführungen wirkten, als hielte man eine Lötlampe in einen Benzintank. Die Flammen explodierten gleichzeitig aus verschiedenen Richtungen. Die Vereinigten Staaten, die den König seit Monaten gedrängt hatten, gegen die Fedajin vorzugehen, schickten ihre Sechste Flotte in den Raum des östlichen Mittelmeers. Der König – der während der letzten Monate von den Beduinen unter seinen Offizieren verhöhnt worden war, indem sie Büstenhalter auf die Antennen ihrer Panzer banden, um ihre Zweifel an seiner Standhaftigkeit kundzutun – befahl der Armee schließlich, einen harten Gegenschlag zu führen. Es gab das übliche komische Zwischenspiel der Vermittlungsversuche durch die Arabische Liga. Aber schließlich befahl der König seiner Armee am 17. September, mit Panzern und schwerer Artillerie das Feuer zu eröffnen.
Die militärischen Ambitionen der Guerillas waren rasch zerstört. Die jordanische Armee nahm das Hauptquartier der Fatah auf dem Nasser-Platz in wenigen Minuten. Der Alte Mann floh tiefer in den Jebel Hussein, dann auf den Hügel von Ashrafiyeh. Die ersten Stunden verbrachte der Führer der Fatah damit, sich verzweifelt mit seinen politischen Kontaktleuten in Jordanien in Verbindung zu setzen, um einen Waffenstillstand zu arrangieren. Die Fatah hatte keinen Schlachtplan, kein sicheres Hauptquartier, keine verlässlichen Kommunikationseinrichtungen, sondern nur den offenen Funksprechverkehr.
Die ungleiche Schlacht dauerte kaum länger als eine Woche. Sie endete, als der Alte Mann sich in einer Beduinenkluft als Mitglied einer kuwaitischen Vermittlungsdelegation verkleidet schmählich aus dem Staub machte. Die Jordanier räumten noch ein ganzes Jahr danach alles auf, was an Widerstand übrig geblieben war, bis man endlich auch die letzte Truppe besonders hartnäckiger Kämpfer niedermetzelte, die sich in den Wäldern in der Nähe von Jerash und Ajlun im Norden Jordaniens verkrochen hatten.
Der Alte Mann hatte fast bis zum Schluss an einen Sieg in Jordanien geglaubt. Seine Narretei wurde durch Stapel handgeschriebener Anweisungen und Dokumente belegt, die von den Beduinentruppen des Königs während der Schlacht um Amman erbeutet wurden.
Es war eine rührende Sammlung. Ein wie von Kinderhand gemalter Grundriss des Basman-Palastes, dessen grobe Skizzen zeigen sollten, wie die Fedajin den haschemitischen Monarchen in seinen eigenen Gemächern angreifen könnten. Eine ungenaue Karte, die zeigte, wie man ein jordanisches
Weitere Kostenlose Bücher