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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Beschattungsproblem, das ihm je untergekommen war. Wie verfolgte man jemanden mit einem Höchstmaß an Unauffälligkeit, wenn man seine üblichen Schatten nicht einsetzen konnte? Sich Leute vom Deuxième Bureau auszuborgen kam nicht in Frage. Die meisten anderen Agenten, die der CIA -Station zur Verfügung standen, wären zu auffällig. Das Ganze war, als wollte man ohne Schachfiguren Schach spielen.
    Schließlich stellte er mit Fares’ Hilfe ein kleines Team auf die Beine, größtenteils Leute aus Ankara, das eine nicht allzu straffe Überwachung des Bombenmachers aufrechterhalten könnte. Zudem beschafften sie sich Fotografien von ihm und einigen der Leute, mit denen er verkehrte. Die Resultate dieser Pflichtübungen waren verblüffender als alles, was Rogers in dem einen Jahrzehnt seiner Tätigkeit im Nachrichtendienst untergekommen war. Als er das Beweismaterial beisammenhatte, brachte er es Hoffman und informierte ihn über die Einzelheiten.
    Hoffman stand am offenen Fenster, als Rogers zur Besprechung kam. Der Stationschef verfütterte krümelweise einen Schokoladeneclair an eine Taube, die auf seinem Fensterbrett gelandet war.
    «Die Stunde der Wahrheit?», fragte Hoffman.
    «Ja, Sir», sagte Rogers.
    «Aaalso los!», rief Hoffman. Mit einer tänzerischen Schrittfolge, nicht unähnlich derjenigen, wie sie der Komiker Jackie Gleason berühmt gemacht hatte, sauste er an seinen Schreibtisch zurück. Als Rogers ihn so sah, fragte er sich, ob der Stationschef womöglich exzentrischer wurde, als sich das für einen Regierungsbeamten gehörte.
    «Das ist der Mann, den alle den ‹Bombenmacher› nennen», begann Rogers.
    Er reichte Hoffman eine körnige Fotografie, die aus großer Entfernung mit einem leistungsstarken Objektiv aufgenommen worden war. Sie zeigte einen schwergewichtigen Araber mit Stoppelbart und Schnauzer. Auf dem Kopf hatte er eine kahle Stelle, und er trug eine Brille mit dicken Gläsern. Unter den Augen hatte er große Tränensäcke, und er sah aus, als litte er an permanenter Schlaflosigkeit. Allem Anschein nach trug er ein teures Seidenhemd, das am Hals offen stand. Da er übergewichtig war, zog der Stoff an den Knöpfen. Um seinen Hals gehängt und im Filz seiner Brusthaare vergraben, trug er einen größeren Goldbarren.
    «Das ist also das Angesicht des Bösen», sagte Hoffman. «Sieht meiner Ansicht nach nicht anders aus wie jeder x-beliebige Fettsack.»
    Rogers gab Hoffman das nächste Foto.
    «Das hier ist ein Bild des Apartmenthauses, in dem er wohnt», sagte er. Das Foto zeigte ein modernes Gebäude mit Kindern im Hof und Wäschestücken auf den Balkons.
    «Wo ist das?», wollte Hoffman wissen.
    «West-Beirut», sagte Rogers. «In einer Nebenstraße der Corniche Mazraa, in der Nähe der Palästinenserlager.»
    «Haben Sie nicht gesagt, der Bursche sei Christ?»
    «Ist er auch», sagte Rogers.
    «Nun, warum zum Kuckuck lebt er dann inmitten einer Horde von Palästinensern?»
    «Weil er Palästinenser ist.»
    «Jetzt hören Sie, Rogers. Versuchen Sie ja nicht, mich zu verarschen. Ich warne Sie.»
    «Tu ich nicht», sagte Rogers.
    «Na, was ist er dann jetzt? Ein Christ oder ein Palästinenser?»
    «Er ist beides. Das versuche ich Ihnen doch beizubringen. Er ist palästinensischer Christ. Seine Familie stammt aus Bethlehem.»
    «Oh», meinte Hoffman.
    «Sein richtiger Name ist Youssef Kizib. Vor zehn Jahren hat er an der Universität Kairo Elektrotechnik studiert; und er war der beste Student seines Jahrgangs, mit Abstand. Seine Lehrer erinnern sich noch an ihn. Er war der Schüler, der einem einfach alles bauen konnte. Er arbeitete an seiner Doktorarbeit, als er in Ägypten Ärger mit dem Mukhabarat bekam. Man hatte ihn im Verdacht, mit einer der palästinensischen Untergrundgruppen zusammenzuarbeiten. 1964 floh er in den Libanon; seitdem ist er hier; abgesehen von gelegentlichen Ausflügen nach Cannes, wo er sich aufführt wie ein Pascha.»
    «Attraktiver Bursche», sagte Hoffman.
    «Aber jetzt kommt der interessanteste Teil», sagte Rogers. Er reichte Hoffman ein anderes grobkörniges, ebenfalls mit Teleobjektiv geschossenes Foto. Es zeigte den Bombenmacher in einem spärlich beleuchteten Raum. Neben ihm standen Amin Shartouni und einige andere junge Libanesen.
    «Das ist der Bombenmacher mit seinen jungen christlichen Schülern; alles Libanesen», erklärte Rogers. «Wir sind ihm in die Berge gefolgt, dorthin, wo sie ihre Übungen abhalten. Das Bild hier zeigt ihn bei seiner letzten

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