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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Unterrichtsstunde.»
    «Und was wurde unterrichtet?», fragte Hoffman.
    «Wie man Bomben bastelt, die im Futter eines Koffers versteckt sind und explodieren, wenn ein Flugzeug eine bestimmte Höhe erreicht.»
    «Wozu in drei Teufels Namen müssen libanesische Christen das wissen?», fragte Hoffman.
    «Müssen sie wahrscheinlich gar nicht», antwortete Rogers.
    «Aber es steht auf dem Lehrplan.»
    «Arschloch», sagte Hoffman, als er einen weiteren Blick auf das unförmige Gesicht mit dem Stoppelbart warf.
    «Raten Sie mal, wo das nächste Bild aufgenommen wurde?», sagte Rogers und reichte Hoffman ein weiteres Foto. Es zeigte die graue Fassade eines modernen Bürogebäudes auf einem Hügel mit Blick über den Libanon. Im Vordergrund des Bildes stand ein kleiner Mann in Armeeuniform.
    «Ich gebe auf», sagte Hoffman, ohne sich das Bild anzusehen. «Das ist das Hauptquartier des Heeresnachrichtendienstes, vormals bekannt als Deuxième Bureau. Der Mann im Vordergrund ist ein Major der libanesischen Armee und zufällig ein Cousin des Präsidenten.»
    «Des Eichhörnchens?»
    «Ja, Sir.»
    «Und?», fragte Hoffman.
    Rogers reichte ihm das nächste Bild. Es zeigte den gleichen libanesischen Nachrichtenoffizier in einem Café, und zwar in angeregter Unterhaltung mit dem Bombenmacher.
    «Wir haben die beiden vor einer Woche zusammen fotografiert. Dann haben wir angefangen, uns umzusehen. Sieht ganz so aus, als unterhielte Kizib regelmäßige Beziehungen zu einigen Mitgliedern des Heeresnachrichtendienstes. Die wissen genau, was er bei den libanesischen Christen vorhat; und wenn Sie mich fragen, dann haben die ihm ihren Segen gegeben. Er kriegt von ihnen einen Teil seines Sprengstoffs.»
    «Jetzt lassen Sie mich das mal klarstellen», sagte Hoffman. «Wir haben hier also einen Palästinenser, der einem Haufen libanesischer Christen beibringt, wie man andere Palästinenser ins Jenseits befördert, und das mit dem Segen der libanesischen Armee.»
    «Mehr oder weniger», sagte Rogers. «Aber das Beste kommt erst noch.»
    Rogers reichte Hoffman das nächste Schwarzweißfoto. Es zeigte den Bombenmacher in einer engen Straße, die auf beiden Seiten von hässlichen Häusern flankiert wurde.
    «Das hier wurde im Flüchtlingslager Tal Zataar aufgenommen», erklärte Rogers. «Unser Mann macht einem weiteren Kränzchen von Freunden seine Aufwartung. Raten Sie mal, wer die sind?»
    «In Tal Zataar müssen sie wohl Palästinenser sein», sagte Hoffman.
    «Korrekt», antwortete Rogers. «Er besucht hier einen der Leute, die sich bei der Fatah um den Nachschub kümmern. Wir nehmen an, dass er im Auftrag seiner West-Beiruter Freunde dort vorsprach, um raketengetriebene Granaten – RPG s – für eine der christlichen Milizen einzukaufen. Das ist vier Tage her; wir sind also noch dabei, die Einzelheiten zu überprüfen. Aber so wie wir das Geschäft bisher rekonstruieren können, erklärte sich der Fatah-Mann bereit, Kizib hundert RPG s für achthundert libanesische Pfund das Stück zu verkaufen. Allesamt aus den Munitionsdepots der Fatah.»
    «Jetzt wollen Sie mich aber wirklich verscheißern», sagte Hoffman. «Ein Palästinenser von der Fatah verkauft Granaten an die Christen, damit die hergehen und damit Palästinenser umbringen?»
    «Sie haben’s erfasst», sagte Rogers.
    «Haben Sie etwas Geduld mit mir», bat Hoffman. «Erklären Sie mir mal, warum der Bombenmacher diese abscheulichen Dinge tut.»
    «Er tut’s für Geld», sagte Rogers. «Und weil es ihm Spaß macht.»
    Darauf gab es nichts mehr zu sagen.
    Rogers hatte eine Vision von Waffenarsenalen, die man überall in den Kellern der Stadt anlegte: hausgemachte Splitterbomben für den Einsatz in Wohngebieten; raketengetriebene Granaten, um damit über die Grenzen zwischen Ost- und West-Beirut hinwegzuschießen; Autobomben für Moscheen und Kirchen, Gewehre, mit denen Heckenschützen unschuldige Zivilisten abschossen, nur weil sie zufällig der falschen Religion angehörten; Pistolen mit Schalldämpfern, um hartnäckige Politiker zu beseitigen; und während die Milizen überall heimliche Militärübungen abhielten, waren die Schurken, die dieses Land regierten, dabei, den letzten Piaster aus einem sterbenden System zu pressen. Und mittendrin, im Auge des Hurrikans, der den Libanon zerstörte, stand eine kleine Gruppe von Profis wie der Bombenmacher, die vor jeder Flagge salutierten, aber unter keiner segelten, die für Ideologien nur Verachtung übrighatten und ihre Dienste

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