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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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jedem verkauften, der bereit war, ihren Preis zu bezahlen.
     
    «Die Frage», sagte Rogers, «ist, was wir dagegen tun sollen?»
    «Das ist in der Tat die Frage», sagte Hoffman. «Und glücklicherweise habe ich die Antwort darauf.»
    «Die lautet?»
    «Wir werden nichts dagegen tun!»
    Rogers starrte ihn an, wie vom Donner gerührt.
    «Das meinen Sie doch nicht etwa im Ernst?», fragte er.
    «Wollen wir drauf wetten?»
    «Aber um Himmels willen, Frank», rief Rogers, und seine ansonsten ruhige Stimme wurde eindringlich.
    «Wir sollten etwas tun, bevor die Dinge außer Kontrolle geraten.»
    «Wie zum Beispiel?»
    «Ganz simple Maßnahmen. Ein Programm für die Medien, das die moderate politische Meinung stärkt. Sicherheitshilfe für das, was vom Deuxième Bureau noch übrig ist. Kontakte zwischen palästinensischen und christlichen Führern. Wir könnten noch Leute anwerben, um diesen Räuberbanden da draußen auf die Finger zu schauen. Was weiß ich! Aber tun sollten wir etwas.»
    «Mein Junge», sagte Hoffman. «Verzeihen Sie mir, wenn ich das sage, aber das ist eine typisch amerikanische Reaktion. Man sieht ein Problem am Horizont; ergo will man es lösen. Ich verstehe das völlig. Ich teile Ihre Befürchtungen. Aber vergessen Sie’s! Onkel Sam wird die Probleme in diesem versauten kleinen Land nicht lösen! Also brauchen wir auch unsere Zeit erst gar nicht damit zu verschwenden, es zu probieren.»
    «Aber das hier ist ernst!», insistierte Rogers. «Ein befreundetes Land fällt auseinander. Da muss es doch etwas geben, was wir tun können!»
    «Ja, es gibt in der Tat etwas», sagte Hoffman. «Wir können uns gottverdammt nochmal da raushalten! Wir können unser Bestes tun, dafür zu sorgen, dass so wenig Amerikaner wie möglich zu Schaden kommen, wenn diese kleine Pappmaché-Demokratie auseinanderfällt.»
    Rogers starrte finster in eine andere Richtung.
    «Wir sind nicht die Heilsarmee», fuhr Hoffman fort. «Einige unserer Kollegen neigen dazu, das manchmal zu vergessen. Wie etwa vor ein paar Jahren, als den Leuten die sentimentale Schnapsidee kam, in einem anderen kleinen Katzendreck von einem Land die Demokratie retten zu wollen. Erinnern Sie sich?» Rogers gab keine Antwort.
    «Ich helfe Ihnen auf die Sprünge», sagte Hoffman. «Die Hauptstadt heißt Saigon.»
    «Was ist mit dem Bombenmacher?», fragte Rogers leise. «Gibt es nicht irgendetwas, was wir gegen ihn unternehmen könnten?»
    «Sagen Sie’s mir», sagte Hoffman. «Was
können
wir gegen ihn unternehmen?»
    Eine lange Pause entstand. Rogers hatte die Worte auf der Zunge: Ihn umbringen! Den wahnsinnigen Bastard der Möglichkeiten berauben, noch mehr Bomben zu bauen. Bringen wir ihn einfach um. Aber er brachte es nicht über die Lippen; und er wusste im gleichen Augenblick, dass Hoffman recht hatte. Es gab nichts, was sie tun konnten, außer sich da herauszuhalten.
    «Die Welt zu retten gehört nicht zu unseren Aufgaben», sagte Hoffman dem jüngeren Mann. «Wir sind weder Priester noch Attentäter.»
    Rogers musste an ein libanesisches Sprichwort denken, das ihm ein drusischer Freund beigebracht hatte. Es war dabei, eine Art libanesisches Nationalgebet zu werden, und vielleicht war es auch Rogers’ Gebet. Das Sprichwort lautete: «Küss die Hand, die du nicht beißen kannst, aber flehe Gott an, sie zu brechen.»
     
    Eines Abends gegen Ende jenes Sommers saß Rogers zu Hause über einem Buch. Es klopfte an der Tür, dann hörte er ein Plumpsen, als würde etwas Schweres gegen die Tür geworfen; dann das Trampeln von Füßen, die über die Treppe hinunter und zum Vordereingang aus dem Haus liefen.
    Jane war der Tür am nächsten. Sie war aufgestanden, um auf das Klopfen hin zu öffnen, aber Rogers hielt sie zurück und ging selbst. Er spähte vorsichtig durch den Spion, konnte aber nichts sehen. Neugierig schob er den Riegel zur Seite und öffnete, um sicherzugehen, dass niemand draußen war.
    «O mein Gott», stammelte er.
    Er schloss die Tür und befahl Jane, auf der Stelle mit den Kleinen ins Kinderzimmer zu gehen und dort zu bleiben. Rasch rief er den Sicherheitsoffizier der Botschaft an. Dann ging er wieder an die Wohnungstür.
    Dort auf dem Boden, direkt auf der Schwelle, lag die Leiche Amin Shartounis. Sein Gesicht war grausig verzerrt, als wäre es mitten im letzten Angstschrei versteinert. Getrocknetes Blut bedeckte Mund und Kinn und hatte sein Hemd verkrustet. Neben ihm lag etwas auf dem Boden. Im spärlichen Licht des Korridors hatte

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