Operation Beirut
Büro verließ, ging er schnell die Via Venti Settembre hinunter in die Via delle Quattro Fontane, wo er blitzschnell in einem Café untertauchte und einen raschen Telefonanruf tätigte.
Der General erreichte seinen israelischen Kontaktmann zu Hause. Sie trafen sich eine Stunde später in einem ruhigen Café in der Nähe der Via del Corso.
«Wir haben diese Woche etwas Interessantes ausgegraben», sagte der General.
«Und was ist das, mein Freund?», sagte der Israeli. Er lächelte und sah den General mit einem argwöhnischen Blick an.
«Wir haben auf dem Flughafen einen arabischen Schmuggler kassiert. Um seinen Hals zu retten, hat er uns eine interessante Geschichte erzählt. In ihr spielt ein Palästinenser eine Rolle, der sich offensichtlich hier in Europa ein kleines Arsenal anzulegen scheint.»
«Wer hat Ihnen das erzählt?», fragte der Israeli, als hätte er den Namen nicht ganz verstanden.
«Ich kann Ihnen nicht sagen, wer. Es spielt ohnehin keine Rolle. Er ist nur ein billiger Gauner. Ich habe etwas Besseres für Sie.»
«Und was ist das, mein Freund?», fragte der Israeli, immer noch lächelnd und argwöhnisch.
«Der Palästinenser. Auf Band», sagte General Armani. Er deutete mit dem Kinn auf die Zeitung, die er auf den Tisch gelegt hatte, als er in das Café gekommen war. In dieser befand sich eine Tonbandkassette mit der Stimme des Palästinensers.
Der Israeli nickte. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht im Geringsten. Immer noch der argwöhnische Blick. Der General war schon vor langer Zeit zu dem Schluss gekommen, dass es ihre absolute Gewöhnlichkeit war, die israelische Nachrichtenoffiziere so zuverlässig machte. Ihre schlechten Zähne, der scheele Blick, die armselige Haltung. Sie waren ganz einfach zu gewöhnlich, um die selbstbetrügerischen Spiele zu spielen, die die meisten anderen Nachrichtendienste in die Katastrophe führten.
General Armani erklärte die Bedeutung des Codes, den der Palästinenser benutzte; dass sich die Anzüge und die Schuhe in Wirklichkeit auf Pistolen und Sprengstoff bezogen. Das Einzige, was er außer Mumtazz’ Namen sonst noch wegließ, war der Plan zur Ermordung des amerikanischen Präsidenten. Dafür sollten die Italiener allein die Lorbeeren einheimsen.
General Armani ließ das Band in der zusammengefalteten Zeitung zurück, als er den Tisch verließ. Der Israeli schickte die Kassette noch in der gleichen Nacht nach Tel Aviv, wo sie der stetig anwachsenden Mossad-Akte über die Aktivitäten des Nachrichtendienstes der Fatah beigelegt wurde.
Kapitel 34 Washington/Beirut; Mai 1972
Die CIA ging das Problem systematisch an. Man stellte eine Liste von einschlägig bekannten palästinensischen Operateuren zusammen, die dem Profil von «Nabil» entsprechen könnten. Als Nächstes machte man eine Audioanalyse der Bandaufnahme, um die Stimme mit anderen Stimmen aus dem Archiv auf Gemeinsamkeiten überprüfen zu können, so als handelte es sich um einen Fingerabdruck. Dann verglichen sie mit Unterstützung der Nationalen Sicherheitsbehörde die Stimme «Nabils» mit den Bandaufnahmen verschiedener verdächtiger Palästinenser.
In weniger als einer Woche war es den Beamten der Agentur klar, dass die CIA da vor einem peinlichen Problem stand. Die Stimme war identisch mit der eines Mannes, den die Agentur sehr gut kannte. Ein Palästinenser, dessen Stimme seit über zwei Jahren in verschiedenen gesicherten Wohnungen der CIA aufgezeichnet worden war und den die Agentur ein Jahr zuvor beinahe angeworben hätte. Die Akten ergaben, dass man dem Palästinenser sogar ein Kryptonym zugeordnet hatte: PECOCK .
Edward Stone brach ein Frühlingsyachtwochenende ab, um sich persönlich mit der «Nabil»-Krise zu befassen. Die Situation war Stones Ansicht nach ein Albtraum. An einem Sonntag traf er in weißen Flanellhosen, guteingelaufenen Topsiders und einem abgetragenen Pullover in seinem Büro ein. Der Chef der Nahost-Abteilung ließ sich die Akten kommen, las sie, las sie ein zweites Mal und ließ sich dann die Möglichkeiten durch den Kopf gehen. Sann der Palästinenser auf Rache für den erniedrigenden Zwischenfall mit Marsh? Handelte es sich um einen Vergeltungsschlag der Fatah gegen die Amerikaner, weil die Vereinigten Staaten eine Mitschuld bei der Ausradierung der Fedajin in Jordanien traf? Oder schlugen die Kommandos nur blind nach dem höchsten Symbol amerikanischer Macht? Die Reihe der Fragen war endlos. Eine Drohung, den Präsidenten zu ermorden, war
Weitere Kostenlose Bücher