Operation Beirut
übermittelte Rogers Fuad eine dringende Nachricht. Er ignorierte die üblichen Sicherheitsregeln und teilte ihm die Botschaft mündlich per Telefon mit. Sie war einfach: Finden Sie unseren palästinensischen Freund, ganz gleich, wo er ist. Sagen Sie ihm, wir müssen ihn so schnell wie möglich treffen; auf jeden Fall innerhalb der nächsten 48 Stunden. Warnen Sie ihn, dass er mit ernsten Konsequenzen zu rechnen hat, wenn er sich weigert. Rogers war während der ganzen Unterhaltung ziemlich laut, und gegen Ende schrie er geradezu. Sein Ton ließ nicht den geringsten Zweifel daran, dass es sich um eine Krise handelte.
Die Amerikaner hatten Glück. Der Palästinenser war in dieser Woche in Beirut. Er war zwei Tage zuvor aus Europa zurückgekommen und hatte vor, am kommenden Montag wieder abzureisen. Fuad fand ihn in Fakhani, als er in der Nähe des Campus der Arabischen Universität auf eines der Fatah-Büros zuging. Er begrüßte ihn wie einen verlorengeglaubten Bruder und umarmte ihn auf der Straße. Als er den Palästinenser auf die Wange küsste, flüsterte er ihm ins Ohr: «Ich muss dich dringend sprechen.»
Jamal sagte ihm, er sei zu beschäftigt.
«Es muss aber sofort sein!», sagte der Libanese. Sein Ton war scharf und knapp. Er schob den Palästinenser in Richtung einer weiten, unbebauten Fläche auf dem Weg zum neuen Stadion, wo man sie nicht belauschen konnte.
«Die Amerikaner sagen, dass sie innerhalb von 48 Stunden mit dir über eine Angelegenheit von äußerster Wichtigkeit sprechen müssen», sagte Fuad. «Sie haben gedroht, dass dir etwas passiert, wenn du dich nicht mit ihnen triffst.»
Jamal schnalzte mit der Zunge. Er murmelte einen arabischen Ausdruck, der so viel bedeutete wie «Na und?».
Fuad nahm Jamal beim Ellenbogen und versuchte, wie mit einem Freund mit ihm zu reden.
«Die meinen es ernst», sagte er. «Erinnerst du dich an den Amerikaner, mit dem du dich zuerst getroffen hast? Der, der sich Reilly nannte? Ich habe ihn noch nie so aufgebracht erlebt. Er ist sonst die Ruhe in Person. Du musst zu dem Treff kommen. Die Amerikaner drohen nicht, wenn sie es nicht wirklich ernst meinen.»
«Ich werde es mir überlegen», sagte Jamal.
«Nein», drängte Fuad. «Sie brauchen die Antwort jetzt.»
«Unmöglich. Ich muss erst mit jemandem darüber sprechen.»
«Ich werde hier in Fakhani auf deine Antwort warten», sagte Fuad.
«Geh zurück nach Hamra.»
«Ich werde hier warten.»
Der Palästinenser gab auf. Er ließ Fuad neben einem Laternenpfahl vor dem Stadion stehen.
Wäre es nach Jamal gegangen, er wäre nicht zu dem Treff mit den Amerikanern gegangen. Rom hatte ihm den Geschmack an Geschäften mit den Amerikanern gründlich verdorben. Aber die Entscheidung lag letztendlich nicht bei ihm. Der Alte Mann musste entscheiden. Jamal ließ dem Privatsekretär des Alten Mannes eine Botschaft zukommen, in der er um eine dringende Audienz bat. Am späten Nachmittag noch wurde sie bewilligt. Es gab nichts, was der Chef der Fatah seinem Protegé hätte abschlagen können.
Jamal erklärte, dass die Amerikaner eine dringende Forderung gestellt hätten. Er zitierte Fuad. Eine Angelegenheit von größter Wichtigkeit. Mit der Androhung von Vergeltungsmaßnahmen. Der Alte Mann lächelte, während er Jamal zuhörte. Ein seltsames Lächeln, dem seine Genugtuung anzusehen war.
«Ich will mich nicht mit ihnen treffen», sagte Jamal. «Man kann den Amerikanern nicht über den Weg trauen. Es ist ein zu heikler Augenblick. Meine Arbeit ist im Moment ziemlich kitzlig. Es wäre viel zu gefährlich.»
Der Alte Mann lächelte noch immer.
Jamal brachte seine ablehnende Haltung mit den verschiedensten Umschreibungen zum Ausdruck. Er sei zu verwundbar. Er besitze wertvolle Informationen. Durch so einen Treff könne man womöglich Operationen gefährden. Was er eigentlich sagen wollte, sprach er jedoch nicht aus: dass er einer der Handvoll Leute war, die um das Geheimnis des Schwarzen September wussten, und dass ihn die Amerikaner dazu zwingen könnten, sein Geheimnis preiszugeben. Aber er behielt das für sich. Die Spielregeln verboten es, in der Gegenwart des Alten Mannes auch nur die Worte «Schwarzer September» zu erwähnen. Jamal stellte fest, dass der Alte Mann nicht wirklich zuhörte, während er ihm das sagte. Seine Augen waren weit geöffnet, und in seinem Blick zeigte sich – konnte es möglich sein? – Hoffnung. «Ich denke, wir haben gewonnen», sagte der Alte Mann, als Jamal
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