Operation Beirut
griffen den Libanon ein weiteres Mal an; sie flogen Luftangriffe gegen Hasbayah, Marjayoun und andere Städte und Dörfer im Süd-Libanon, die sich zu Guerillabasen entwickelt hatten. Diese Angriffe forderten einen hohen Blutzoll unter der libanesischen Zivilbevölkerung. Die libanesische Regierung dachte kurz daran, von den Franzosen Luftabwehrraketen zu kaufen, um ihr Hoheitsgebiet zu schützen. Das Geschäft brach jedoch zusammen, als die libanesischen Unterhändler riesige Bestechungssummen für gewisse interessierte libanesische Regierungsbeamte zu fordern begannen.
Die neue Welle palästinensischen Terrors wurde zum Lieblingsthema der westlichen Welt. Die Köpfe der Fatah, die fast völlig aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit verschwunden waren, sahen sich mit einem Mal haufenweise von Journalisten aus Europa und Amerika umringt, die nach Interviews schrien. Die Palästinenser waren einmal mehr zu faszinierenden Schreckgestalten geworden. Der Alte Mann erschien mit seiner dunklen Brille und dem Stoppelbart auf den Titelbildern der Magazine. Während seine Gehilfen aus dem Westen ihn drängten, sich zu rasieren und respektabel anzuziehen, blieb der Alte Mann bei seiner Guerillatracht. Er wusste, das Wichtigste an der ganzen Übung war es, wie ein Gesetzloser, ein Schurke auszusehen, ein verachtungswürdiges und schreckenerregendes Symbol der Gewalt. Auch Jamal wusste das. Als er seine Runden durch Europa machte und die extravaganten Berichte über die terroristischen Großtaten des Schwarzen September las, die man in den Zeitungen brachte, konnte er nur lachen. Abu Nasir hatte recht gehabt. Die Fähigkeit, Angst zu schaffen, ist eine mächtige Waffe.
Kapitel 33 Rom; April 1972
Omar Mumtazz wurde am 7. April auf dem Flughafen Fiumicino in Rom verhaftet. Er fiel einem Zollbeamten in Zivil auf, weil er eine Zigarette nach der anderen rauchte, während er, von einem Flug aus Beirut kommend, auf sein Gepäck wartete.
Als der nervös wirkende Araber sich sein Gepäck griff und auf den Ausgang für Passagiere ohne zollpflichtige Waren zuging, hielt ihn der Beamte an und machte ihm Zeichen, zu einem der uniformierten Zollbeamten am roten Durchgang zu gehen. Omar Mumtazz hätte zu diesem Zeitpunkt immer noch eine Chance gehabt, wenn er die Nerven behalten hätte. Aber als der italienische Zollbeamte ihn nach seinem Pass fragte, legte Mumtazz einen 100-Dollar-Schein in das Dokument. Das hier ist ein Mittelmeerland, sagte er sich. So erledigen wir in den Mittelmeerländern unsere Geschäfte.
Der Zollbeamte öffnete den Pass und sah zu, wie der grüne Schein federleicht zu Boden schwebte. Er ließ ein schmales Lächeln sehen und rief seinen Hauptmann. Einige Augenblicke später wurde Mumtazz von drei bewaffneten Männern in ein enges Büro gebracht, wo er mit wachsender Sorge zusah, wie die Zollbeamten den falschen Boden seines Koffers durchschnitten. Aus der Öffnung purzelten vier dicke Beutel voll Heroin.
Mumtazz schrie Zeter und Mordio. Obwohl er nur einen ganz gewöhnlichen libyschen Pass hatte, behauptete er, er sei Nachrichtenoffizier und habe mit den Italienern zusammengearbeitet. Er habe mächtige Freunde! Er wollte – auf der Stelle! – jemanden vom Servizio Informazione Difesa sprechen.
Die Carabinieri hielten ihn lediglich für irgendeinen kleinen arabischen Gauner in einem teuren Anzug. Aber er machte einen solchen Radau, selbst nachdem man ihm ein paarmal in den Bauch geboxt hatte, dass einer der Carabinieri-Offiziere schließlich einen Telefonanruf tätigte. Eine Stunde später kam ein schmuddeliger Major vom SID , und der Libyer begann seine Geschichte zu erzählen.
«Ich weiß etwas, was sehr wichtig ist», sagte er. Der Major nickte teilnahmslos mit dem Kopf.
«Ich kenne jemanden, der die schlimmsten Verbrechen plant! Die allerschlimmsten! Ein Palästinenser!»
«Dica, dica», sagte der gelangweilte Major.
«Ich werde meine Informationen nur einem höheren Offizier geben. Nur ihm!»
Einer der Carabinieri trat dem Libyer gegen das Schienbein. Der schrie auf und sah sich verzweifelt im Raum um.
«Der Präsident!», schrie er. «Sie planen den Präsidenten der Vereinigten Staaten zu ermorden!»
Der Major vom SID brachte Mumtazz in eine Zelle im Keller des Verteidigungsministeriums in der Via Venti Settembre. Dort erzählte der Libyer seine Geschichte einem Hauptmann, der aufmerksam zuhörte und sich sorgfältig Notizen machte.
Der Libyer behauptete, er hätte Informationen über eine
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