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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Mann sagte, er benötige vier Anzüge und zehn Paar Schuhe, und er würde alles um acht Uhr abholen. Mumtazz erklärte, dass Nabil in der Sprache des Codes, den er mit ihm ausgearbeitet hatte, vier Pistolen mit Schalldämpfern und 100 Kilo Plastiksprengstoff verlangte und die ganze Lieferung am folgenden Tag um vier Uhr abholen würde.
    Es gab noch einige andere Aufnahmen auf dem Band. Die eine war eine Unterhaltung zwischen Mumtazz und dem Araber bezüglich der Arrangements für eine Party; die andere hörte sich nach einem Mann und einer Frau beim Geschlechtsverkehr an. Das Keuchen und Stöhnen zog sich über mehr als 20 Minuten hin, und als die Frau in fließendem Italienisch die sexuellen Fähigkeiten des Mannes zu preisen begann, schaltete einer der Obersten das Gerät ab.
    Schließlich übergaben sie den Fall General Armani. Es könnte sich da möglicherweise um eine heikle Angelegenheit handeln. Etwas, das die Amerikaner wissen sollten; oder vielleicht etwas, das die Amerikaner auf keinen Fall wissen sollten. Die Obersten waren sich nicht sicher. Der General würde es wissen. Er war genau so, wie ein italienischer General sein sollte: groß und schlank, mit silbergrauem Haar, höflich und durchtrieben. Selbst wenn er Fehler machte, dann schienen diese jüngeren Kollegen immer die
richtigen
Fehler zu sein. Der General hörte sich das Band an und sprach dann selbst mit Mumtazz.
    «Welche Beweise haben Sie für den Plan, den amerikanischen Präsidenten zu ermorden?», wollte General Armani wissen. «Das ist das Wichtigste, was Sie uns gesagt haben, aber von einem Mord ist auf diesem Band nicht die Rede. Ich denke, Sie sind wohl ein Lügner.»
    «Natürlich ist darüber nichts auf dem Band!», sagte der Libyer. «Würde ein Palästinenser so dumm sein, eine solche Angelegenheit am Telefon zu besprechen?»
    Sie hätten den Plan, den Präsidenten zu ermorden, während eines Treffs in einem römischen Café besprochen. Bei dem Treff hätte ihn Nabil gebeten, für den Auftrag ein Präzisionsgewehr zu beschaffen. Der Plan sehe vor, den amerikanischen Präsidenten auf einer seiner Auslandsreisen zu ermorden. Wann und wo, hätte der Palästinenser ihm nicht gesagt.
    General Armani nickte müde, mit einem Blick, der zum Ausdruck brachte: Ich glaube kein Wort. Um die Wahrheit zu sagen, war er sich wegen des Mordplans nicht sicher. Er hörte sich glaubwürdig an. Aber dann wiederum war die Geschichte auch ziemlich unglaubwürdig. Der General war sich nur über eines im Klaren: Er hatte hier etwas von beträchtlichem Interesse für die Amerikanische Botschaft. Die Amerikaner waren geradezu besessen, was Attentatspläne betraf. Die einzig sichere Methode, ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, bestand darin, ihnen Nachrichtenmaterial darüber zuzuspielen, dass da jemand vorhatte, ihren Präsidenten aufs Korn zu nehmen. General Armani lächelte.
    «Basta!», sagte der General zu Mumtazz. Genug!
    «Exzellenz, bitte», winselte der Libyer. Aber der General war bereits verschwunden, und die Wachen brachten Mumtazz in seine Zelle zurück.
     
    General Armani ließ von dem Band zwei Kopien anfertigen. Eine davon nahm er mit zur Amerikanischen Botschaft an der Via Veneto. Er gab sie dem amerikanischen Militärattaché, zusammen mit einer Abschrift jener Teile von Mumtazz’ Aussagen, die sich ausführlich mit dem geplanten Attentat beschäftigten. Der Attaché sagte, er sei General Armani für seine Hilfe zu tiefstem Dank verpflichtet und er sei sich sicher, dass man seine ausgezeichnete Arbeit in den höchsten Gremien der NATO zu schätzen wüsste.
    Da sei Gott vor, dachte sich der General.
    Der amerikanische Militärattaché war in Italien der ranghöchste Repräsentant der militärischen Abwehr. Er schickte dem Operationszentrum des Abschirmdienstes ein Blitzkabel und gab das Band selbst in die Diplomatennachtpost. Sein Kabel enthielt die phantastisch anmutende Aussage – «ein palästinensischer Plan zur Ermordung des Präsidenten» –, die sofort in ganz Washington alle Telefone klingeln und die Lichter angehen ließ. Im Nationalen Sicherheitsbüro herrschte jede Menge Aufruhr; man schreckte den Geheimdienst, das FBI und den Nationalen Sicherheitsrat auf – und nicht zuletzt den Erzrivalen des Abschirmdienstes auf der anderen Seite der Stadt, die CIA .
     
    General Armani verstaute die zweite Kopie des Bandes in seinem Aktenkoffer. Er rief seine Frau an und sagte ihr, dass er etwas später zum Abendessen käme. Als er sein

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