Operation Beirut
palästinensischer Kommandomann, dessen Lebensziel darin besteht, weiße Mädels zu vögeln, sich auf einmal einfallen lassen, den Präsidenten der Vereinigten Staaten umzubringen? Das gibt doch einfach keinen Sinn. Golda Meir, meinetwegen. Den König von Jordanien, vielleicht. Aber nicht den Präsidenten der Vereinigten Staaten, um Himmels willen. Nicht einmal ein Palästinenser wäre so dämlich.»
Stone sah Hoffman nicht an. Sein Gesicht zeigte keinerlei Reaktion.
«Tom?», fragte Stone mit einem Nicken in Richtung Rogers’.
«Ich weiß nicht», sagte Rogers. « PECOCK hat ein Motiv, uns eins auszuwischen. Er fühlte sich nach dem Treff in Rom ganz klar verraten. Aber nicht gleich so, dass er sich zu einer solchen Dummheit hinreißen lassen würde. Ich stimme Frank zu. Der Mordplan scheint mir ein wenig weit hergeholt.»
«Dann ist es also einstimmig», sagte Stone.
«Ich denke da noch an etwas anderes», sagte Rogers. Er dachte in diesem Augenblick an eine Nachricht, die er vor einigen Monaten von Fuad erhalten hatte, in der dieser auf die Veränderung in Jamal Ramlawis Persönlichkeit hingewiesen hatte.
«Bitte», sagte Stone. Er rieb sich die Augen.
«Es ist eigentlich ganz einfach. Wenn wir glauben können, was «Nabil» auf dem Band über die Beschaffung von Waffen und Sprengstoff sagt, dann folgt daraus, dass er in Europa ein Netz aufbaut. Sonst würde er das Zeug hier in Beirut kaufen, was viel einfacher wäre. Er kauft es in Europa, weil er die Absicht hat, es in Europa einzusetzen. Für terroristische Angriffe gegen die Feinde der Fatah.»
«Was bedeutet?»
«Was bedeutet, dass wir vielleicht in die Randbezirke des Schwarzen September gestolpert sind. Und dass unser palästinensischer Freund einer ihrer Führer ist.»
«Dieser Gedanke ist unglücklicherweise auch dem Direktor gekommen», sagte Stone. «Das macht diesen Fall ziemlich unangenehm.»
«Unangenehm, meine Fresse», schimpfte Hoffman. «Das macht diesen Fall zu einer Riesenscheiße! Wir brauchen doch nicht drum rum zu reden. Mr.John Marsh hat sich bei dem Versuch, einen Palästinenser zu kaufen, ziemlich dumm angestellt; der Palästinenser fühlt sich auf den Schwanz getreten und wird zu einem ganz großen Terroristen, der seine Geschütze jetzt gegen uns auffährt. In meinen Ohren hört sich das nach einem verdammten Pfusch an.»
«Es hilft uns auch nicht weiter, wenn du hier Namen nennst, Frank», meinte Stone.
«Ach nein?», sagte Hoffman. «Es sieht mir aber ganz danach aus, dass wir womöglich nicht in diesem Schlamassel stecken würden, wenn die Genies daheim im Hauptquartier vor einem Jahr auf Rogers gehört und dem palästinensischen Jungen nicht gleich die Daumenschrauben angelegt hätten.»
Stone rieb sich ein weiteres Mal die Augen.
«Weißt du, woran mich das hier erinnert, Frank?»
Hoffman brummte verneinend.
«Es erinnert mich an die alten Tage nach dem Krieg, als wir unsere eigene Mannschaft von ehemaligen deutschen Abwehrleuten leiteten. Erinnerst du dich noch an diesen unglückseligen Tschechen aus Prag? Den, von dem ich so begeistert war und den du ganz richtig als faules Ei eingeschätzt hast.»
«Ich erinnere mich.»
«Tom, habe ich Ihnen diese Geschichte schon einmal erzählt?»
«Ja, Sir», sagte Rogers und dachte an Stones Erzählung an jenem Abend im Athenian Club und an die Moral der Geschichte: Wenn dir deine Intuition sagt, dass ein Agent unzuverlässig ist, dann lass ihn fallen.
«Erinnert dich dieser Fall nicht ein bisschen an den Mann in Prag?», fragte Stone ein zweites Mal.
«Ein bisschen», sagte Hoffman. «Aber weit mehr erinnert er mich an den Mann in Budapest. Willy, glaube ich, hat er geheißen. Erinnerst du dich an Willy?»
«Wer ist Willy?», fragte Rogers dazwischen.
«Bitten Sie Mr.Stone, Ihnen bei Gelegenheit einmal von Willy zu erzählen», sagte Hoffman.
Stone machte plötzlich einen noch müderen Eindruck als zuvor. «Armer, dummer Willy», fuhr Hoffman fort. «Er musste eines der kleinen Geheimnisse des Spionagegeschäfts lernen: nämlich dass wir manchmal unsere eigenen Agenten auf den Scheiterhaufen schicken. Menschen, die uns ihr Leben anvertraut haben. Es passt uns vielleicht nicht, aber wir tun es. Ist es nicht so, Mr.Stone?»
«Ich werde mir etwas Schlaf gönnen», sagte Stone und erhob sich abrupt aus seinem Sessel. Ohne ein weiteres Wort verließen die drei Männer den abhörsicheren Konferenzraum.
Nachdem sich die kleine Versammlung aufgelöst hatte,
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