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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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zur bevorstehenden Terrorismus-Tagung nach und nach andere Sicherheitsoffiziere ein. Einige Franzosen vom SDECE , die so beinhart und gerissen aussahen wie Zirkushilfsarbeiter; eine kleine Gruppe Westdeutscher, außerordentlich kompetent, aber sehr darauf bedacht, sich dies vor ihren NATO -Kollegen nicht anmerken zu lassen, um nicht schlimme Erinnerungen zu wecken; die Italiener, angeführt von einem eleganten, weißhaarigen General namens Armani, der so viele Säuberungen und Umorganisierungen des italienischen Sicherheitsdienstes überlebt hatte, dass ihn mittlerweile selbst seine Feinde für unersetzlich hielten. Sämtliche Konferenzteilnehmer – außer Levi – bewohnten herrliche Hotelzimmer, hatten Fahrzeuge zu ihrer Verfügung nebst großzügigen Spesenkonten. Terrorismusbekämpfung hatte in jenem Jahr ebenso Hochkonjunktur wie Öl.
     
    Auf der Levis Pension gegenüberliegenden Seite des Parks traf Rogers in einem Grand Hotel an der Park Lane ein. Das Hotel war beschämend luxuriös. Eine Schlange Rolls-Royce wartete vor dem Eingang. Der Türsteher des Hotels blickte verächtlich auf jedes Trinkgeld, das kleiner als eine Fünf-Pfund-Note war. Durch die Hotelhalle spazierte eine Reihe völlig übertrieben aufgemachter Blondinen, viele von ihnen am Arm eines Mannes, der zwei- oder dreimal so alt war wie sie selbst. Professionelle, dachte Rogers. Eine der Frauen, eine Blondine in einem geschlitzten Rock, lächelte ihn verführerisch an. Er wandte seinen Blick in eine andere Richtung.
    Rogers hatte eigentlich nicht die Absicht gehabt, in einer derart noblen Herberge abzusteigen, aber Hoffman hatte darauf bestanden. Das Hotel gehörte jetzt einem seiner saudischen Klienten, hatte er ihm erklärt. Warum sollten sie dessen Gastfreundschaft nicht annehmen? Wenn die Welt schon verrückt genug war, den Arabern so einen Haufen Geld in den Schoß zu werfen, argumentierte Hoffman, dann konnten die Amerikaner doch wenigstens die Krümel genießen, die dabei abfielen. Rogers sagte, er würde es sich überlegen, und buchte dann ein Zimmer in einem bescheideneren Hotel, das dazu näher an der Amerikanischen Botschaft lag. Als jedoch Hoffman noch einmal nachfragte und ihm mitteilte, er würde eigens von Riad anreisen, um mit Rogers zu Abend zu essen, hatte er nachgegeben. Wie hätte er Hoffman etwas abschlagen können?
    Der Hotelpage trug seinen Koffer zum Aufzug und konversierte über das Wetter. Rogers war noch immer benommen vom Flug, unrasiert, halb schlafend und leicht verkatert.
    Als der Page den Knopf für den fünften Stock drückte, betrat eine umwerfende Frau den Aufzug. Sie war äußerst bemerkenswert; olivfarbene Haut und dunkles Haar; sie trug ein elegantes Pariser Kleid und war in der Porzellanpuppenart einer libanesischen Prinzessin geschminkt. Das kann doch nicht sein, dachte Rogers.
    Er betrachtete die Frau von der Seite her: die Konturen ihres Körpers, die schwarze Wimperntusche rund um die Augen, das teure Parfum.
    Das konnte doch nicht sein, dachte Rogers noch einmal. Die Tür des Aufzugs schloss sich eben, als ein mit einem schwarzen Bally-Mokassin beschuhter Fuß dazwischentrat und sie wieder aufstieß. Ein dunkelhäutiger Mann kam herein und stellte sich neben die Frau. Er rieb die Nase gegen ihre Wange und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Rogers gab sich alle Mühe, etwas zu verstehen. Der Mann sprach italienisch, und die Frau antwortete ihm ebenfalls auf Italienisch. Rogers atmete tief ein und langsam wieder aus. Es war also doch nicht Solange.
    Die Tür des Aufzugs öffnete sich im dritten Stock, und das Paar verschwand im Korridor. Rogers fühlte sich erleichtert. Diese Wunde hatte lange gebraucht, um zu verheilen.
    Rogers sprach in Gedanken ihren Namen aus. Solange Jezzine. Womit er nicht gerechnet hatte an jenem Tag, an dem er sich Hals über Kopf in Solanges Armen in den Abgrund gestürzt hatte, war der Verlust seiner Selbstachtung. Es war, als hätte er einen Spiegel zerschlagen. Er hatte das Bild zerstört, das er von sich selbst gehabt hatte. Er hatte bei Jane zwar nicht dafür bezahlt, zumindest nicht direkt, aber ebendas war es, was ihn so verwirrt hatte. Er hatte die vorhersehbaren Szenen erwartet: Die eifersüchtige Frau entdeckt den Seitensprung ihres Gatten und zerbricht daran; der Gatte beichtet seine Missetaten und bekommt schließlich die Absolution zugesprochen. Aber genau das trat nicht ein. Rogers blieb stattdessen mit seinem schlechten Gewissen allein. Jane wusste zwar, dass etwas

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