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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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werden. Sie werden uns bis zum letzten Augenblick versichern, dass sie uns niemals im Stich lassen werden, nur um mit den Arabern ins Geschäft zu kommen. Und dann werden Sie uns doch im Stich lassen und ein Abkommen mit den Arabern schließen.»
    «Nicht solange Ihre Freunde etwas zu sagen haben.»
    «Sie sind sehr freundlich», sagte Avidor. «Aber ich werde Ihnen ein Beispiel für das geben, was uns solche Sorgen bereitet.» Er beugte sich über den Tisch hinweg nach vorn.
    «Wir glauben, dass Sie sich letztendlich doch mit den Palästinensern handelseinig werden. Sie werden den Terrorismus bald ebenso überhaben wie die Androhung eines Ölembargos; und deshalb werden Sie einen Handel mit der PLO abschließen. Wir sehen bereits die Zeichen davon.»
    «Welche Zeichen?»
    «Ich werde Ihnen ein Beispiel nennen», sagte Avidor nüchtern. «Wir nehmen schon seit einigen Jahren an, dass Sie einen Agenten in der Führungsspitze der Fatah haben; einen Mann namens Jamal Ramlawi.»
    «Kein Kommentar», sagte Marsh.
    «Das macht uns ziemlich nervös, so eine Beziehung.»
    «Kein Kommentar», wiederholte Marsh.
    «Wissen Sie, dass wir mehr als einmal versucht haben, diesen Burschen, diesen Ramlawi, zu beseitigen? Nicht weil er für Sie arbeitete, sondern weil er ein Terrorist ist.»
    «Ich bin mir darüber im Klaren, dass Sie versucht haben, ihn zu beseitigen, ja.»
    «Und wir versuchen es womöglich wieder. Aber wir haben da eine Frage, die uns Sorgen bereitet. Ist der Mann tatsächlich ein amerikanischer Agent? Und wenn dem so ist, warum können Sie ihn dann nicht kontrollieren? Warum scheint es ihm möglich zu sein, zu tun und zu lassen, was ihm gefällt?»
    «Ihn kontrollieren?», fragte Marsh. «Haben Sie gesagt, ihn kontrollieren?»
    «Jawohl, kontrollieren.»
    «Das ist genau das Problem», sagte Marsh, fast unhörbar leise. «Dass wir ihn nie unter Kontrolle hatten.»
    «Ich verstehe», sagte Avidor. Er schloss einen Augenblick die Augen und dachte nach; dann öffnete er sie wieder und lächelte.
    «Sie verstehen natürlich, dass es mir nicht erlaubt ist, diesen Fall zu diskutieren», sagte Marsh.
    «Natürlich verstehe ich das», versicherte Avidor. «Und ich würde das auch gar nicht von Ihnen verlangen.»
    «Gut», sagte Marsh. Er war erleichtert; erleichtert darüber, endlich einmal jemandem gegenüber angedeutet zu haben, was an jenem Tag damals in Rom schiefgelaufen war. Und erleichtert darüber, dass er «nichts gesagt» hatte.
    Sie beendeten ihre Mahlzeit unter angenehmen Plaudereien und kamen überein, sich bei Gelegenheit wieder einmal zu treffen. «Es ist ein Vergnügen, mit einem Profi zu tun zu haben», sagte Avidor, der den Knopf kannte, den man bei einem Mann wie Marsh zu drücken hatte.
     
    Avidor setzte noch am selben Nachmittag ein Kabel an das Büro des Premierministers auf. Das Kabel gab an, dass eine Quelle der CIA mit Kenntnissen aus erster Hand zur Operation Ramlawi angedeutet hatte, dass Ramlawi doch kein kontrollierter amerikanischer Agent sei, sondern etwas anderes. Die Implikation dessen war offensichtlich: Fangt an! Tut es! Bringt ihn um! Der Berater für Terrorfragen des Premierministers jedenfalls kam zu dieser Ansicht. Aber der Chef des Mossad, Natan Porat, war etwas neugieriger. Er wollte einen weiteren Annäherungsversuch gegenüber den Amerikanern. Insbesondere gegenüber einem ganz speziellen Amerikaner.

Kapitel 41 London; September 1978
    Levi stieg in einem kleinen Hotel in Sussex Gardens ab, einige Schritte nördlich vom Hyde Park. Eigentlich war es noch nicht mal ein Hotel, eher eine Frühstückspension. Die Verwaltungsabteilung des Instituts in Tel Aviv hatte das Zimmer für ihn reserviert. Sie behaupteten, er sei hier sicherer als in einem richtigen Hotel, aber das war barer Unsinn. Die Pension war ganz einfach billiger. Levi beschwerte sich nicht. In jenen Tagen der rasanten Talfahrt des Schekels war eine Dienstreise nach London ohnehin schon ein Extrabonbon.
    Der israelische Nachrichtenoffizier packte seine Reisetasche aus, und als er damit fertig war, betrachtete er sich im Spiegel. Er hatte in den letzten Jahren einige Pfunde zugesetzt, sodass sein Körper nicht mehr aussah, als käme er eben von einer Folterbank. Und die Haare gingen ihm aus. Er stand vor dem Spiegel und kämmte sich sorgfältig einige lange Strähnen über das Haupt. Er entschloss sich zu einem Spaziergang. Seine Route führte ihn die Sussex Gardens hinab, vorbei an den Schlangen der Touristenbusse aus

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