Operation Beirut
hübsch und sauber. Sie hören bei Unterhaltungen rein. Sie schauen in Gebäude hinein; sie machen Bilder vom Himmel und studieren sie, und dann sagen sie einem, ob sich auf dem Boden etwas verändert hat, seitdem sie es das letzte Mal versucht haben. Man muss sie nicht anwerben, braucht sie nicht zu führen oder ihr Händchen zu halten, wenn sie nervös werden. Man braucht sie bloß einzuschalten. Damit verbringe ich eigentlich den größten Teil meiner Zeit, mit technischer Aufklärung.»
«Was für eine Zeitverschwendung!», meinte Hoffman. «Nehmen Sie’s mir nicht krumm, wenn ich das sage.»
«Ich mische aber immer noch mit», sagte Rogers. «Einmal im Jahr oder so gehe ich für einen kurzen Auftritt mit unserem alten Freund nach Beirut. Aber grundsätzlich habe ich damit nichts mehr zu tun.»
«Wie geht’s dem alten Affenschwanz?», fragte Hoffman.
«Wem?»
«Na, dem Palästinenser.»
«Oh. Dem geht es gut. Ja, genau genommen war er für uns die letzten Jahre über von unschätzbarem Wert.»
«Hat er immer noch so einen Schlag bei den Weibern?», wollte Hoffman wissen.
«Er ist jetzt verheiratet», sagte Rogers.
«Na und?»
«Nein, im Ernst», sagte Rogers. «Der Bursche hat uns eine Menge Leben gerettet, seit im Libanon der Bürgerkrieg ausgebrochen ist. Davor waren wir eine Zeitlang ziemlich übel dran. Der Schwarze September brachte 1973 in Khartum zwei unserer Diplomaten um, und bis auf den heutigen Tag ist sich bei uns keiner sicher, ob unser Mann wusste, was da vor sich ging. Aber heute ist er ein Held. Erinnern Sie sich an die Räumung der Beiruter Botschaft 1976? Nun, er hat damals die Sicherheitsmaßnahmen geleitet. Heute ist er jedermanns Kumpel. Sogar die Christen verhandeln mit ihm.»
«Ja, ja», sagte Hoffman. «Aber das deutsche Mädel mit den großen Pietzen; bumst er die immer noch?»
«Sein Geheimnis ist», fuhr Rogers fort, die Worte seines früheren Chefs ignorierend, «dass er das Nachrichtenwesen der Fatah zu einem Verein ausgebaut hat, der etwas zu tauschen hat.»
«Sie nehmen mich wohl auf den Arm. Diese Burschen hätten doch nicht mal einen Stiefel voll Pisse ausleeren können, wenn man ihnen die Gebrauchsanweisung auf den Absatz geschrieben hätte.»
«Die Zeiten haben sich geändert», sagte Rogers. «In den letzten fünf Jahren hat uns der Nachrichtendienst der Fatah geholfen, das Leben der Staatsoberhäupter von Ägypten, Marokko und Jordanien zu retten. Die tauschen jetzt Informationen mit jedem in der arabischen Welt, und sie wissen einfach alles. Sie erzählen alles unserem Mann, und der erzählt es uns. Es ist eine Goldgrube. Wenn er davon erfährt, dass gegen einen unserer Diplomaten ein Attentat auf dem Programm steht, wissen Sie, was er dann tut?»
«Was?»
«Er schickt seine eigenen Leute los, um die Terroristen festzunehmen, weil sie gegen die Politik der Fatah verstoßen.»
«Bockmist!», meinte Hoffman.
«Stimmt aber», sagte Rogers. «Daheim in Langley ist der Bursche ein Held. 1976, nachdem der Bürgerkrieg zu Ende war, hat ihn der Direktor nach Washington eingeladen. Das war im Dezember, gleich nach den Wahlen. Unser Junge traf sich mit dem scheidenden Direktor der CIA und dem frischgebackenen Minister. Zwei ziemlich schwere Kaliber.»
«Wie hat er abgeschnitten?»
«Aalglatt», sagte Rogers. «Mr.Vernünftig persönlich! Er hat sich eine Menge Freunde gemacht.»
«Sind Sie sicher, dass wir von ein und demselben Kerl sprechen?», fragte Hoffman. «Die Person, an die ich mich erinnere, war ein wildes Kind, das genug damit zu tun hatte, seinen Stängel in der Hose zu halten. Der Bursche, über den Sie da reden, hört sich an, als hätte er in Yale studiert.»
«Es ist derselbe», sagte Rogers. «Nachdem Sie weggingen, ist irgendetwas mit ihm passiert. Er ist erwachsen geworden.»
«Ich sage Ihnen, was dem passiert ist. Die Israelis haben ihm eine Scheißangst eingejagt. Der Mistkerl kann doch von Glück reden, dass er noch am Leben ist. Wenn der jetzt so ein Herzchen geworden ist, dann liegt das vielleicht daran, dass er glaubt, er bleibt am Leben, wenn er sich an Onkel Sam ankuschelt.»
«Das ist längst Geschichte», sagte Rogers. «Die Israelis sind nicht mehr hinter ihm her.»
«Seien Sie sich da nicht so sicher», sagte Hoffman. «Die Israelis haben ein sehr gutes Gedächtnis, mein Freund.»
Der Kellner schwebte neben dem Tisch und wartete darauf, dass Monsieur Hoffman und sein Gast ihre Bestellung aufgeben würden.
«Ich nehme das
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