Operation Beirut
nicht stimmte, aber sie wusste nicht, was es war. Sie nahm an, es hätte wieder einmal mit seiner Arbeit zu tun, und sprach ihn nicht darauf an. Der Gedanke, ihr Mann könnte mit einer anderen Frau schlafen, kam ihr ganz einfach nicht in den Sinn.
Diese Loyalität war zugleich Fluch und Heil für Rogers. Das Bild, das Jane von ihrem Mann hatte, schloss die Möglichkeit der Untreue nicht ein. Für sie war er die Tugend in Person, und sie nahm daher an, dass auch sein Verhalten tugendhaft sein müsse. So einfach war das. In ihren Gedanken überlebte das edle Bild von ihrem Mann, aber nicht in denen von Rogers. Und das war das Problem. Während die Wochen und Monate vergingen, schmerzte es ihn mehr und mehr, die Kluft zu sehen zwischen dem, was er in den Augen seiner Frau, und dem, was er tatsächlich war. Und so beichtete er schließlich. Jedoch nicht seiner Frau und auch keinem Priester. Er ging damit zum Chef der Nahost-Abteilung, Edward Stone. Und der erteilte ihm die Absolution.
Hoffman begrüßte Rogers mit einer kräftigen Umarmung, als sich die beiden im Hotel am Eingang zum Grillroom trafen. Das ungestüme Begrüßungsritual schreckte einige der anderen Gäste auf, die darauf warteten, einen Tisch zu bekommen, aber Hoffman schien das egal zu sein. Der Oberkellner sprach ihn mit «Monsieur Hoffman» an und eskortierte ihn an einen Tisch in der der Tür gegenüberliegenden Ecke. Am Nebentisch saß ein arabischer Herr mit einer kurvenreichen Blondine in einem enganliegenden Kleid und hohen, spitzen Absätzen.
«Die Nutten in diesem Laden sind einfach klasse», sagte Hoffman, als er sich setzte.
Rogers lachte. Er hatte Hoffman mehrere Jahre nicht gesehen und hatte seine zotige Redeweise und seine Respektlosigkeit irgendwie vermisst. Hoffman sah immer noch aus wie der alte, ja, womöglich sah er mehr nach Hoffman aus als je zuvor. Sein Körperumfang hatte etwas zugenommen, aber er hatte jetzt einen besseren Schneider, sodass es weniger auffiel. Er rauchte eine Zigarette mit goldenem Filter.
«Mein Freund, wir leben im Zeitalter der Unmäßigkeit!», sagte Hoffman.
«Allah sei Dank», meinte Rogers auf Arabisch.
«Ich werde Ihnen ein klassisches Beispiel neueren Datums dafür geben – kaum zwei Stunden alt, um genau zu sein –, das auf die Tiefen schließen lässt, in die unsere Brüder aus dem Lande Allahs gesunken sind. Eine Geschichte voll Gier und Verkommenheit. Könnte das für einen prominenten Regierungsbeamten wie Sie von Interesse sein?»
«Hat es etwas mit Sex zu tun?»
«Selbstverständlich!», sagte Hoffman. «Und persönlich ist sie auch! Heute Morgen steige ich in Dhahran in das Flugzeug der British Airways, um mich mit meinem alten Freund Tom Rogers zu treffen. Ich setze mich auf meinen Platz in der ersten Klasse in der Absicht, mich ein wenig aufs Ohr zu legen, als ein werter orientalischer Herr sich neben mich setzt. Er stellt sich vor. Er ist ein Saudi. Irgendeine Art Prinz. Auweh, denke ich mir. Mit meinem Nickerchen ist es jetzt wohl Essig.
Kaum ist die Maschine in der Luft, bestellt sich Abdul einen Drink. Es ist erst halb neun morgens, aber der Herr möchte einen Whisky Sour. Eine Stunde später ist er blau wie ein Veilchen und erzählt mir seine Lebensgeschichte. Was kann ich tun? Ich denke mir, vielleicht ist es gut fürs Geschäft. Also höre ich mir seinen Bockmist an, trinke ein paar Runden mit ihm, erzähle ihm auch ein paar Geschichten. Als wir über dem Ärmelkanal sind, bin ich schon sein bester Freund auf der Welt. Er kann gar nicht genug für mich tun.
‹Mr.Frank›, sagt er zu mir. ‹Wenn wir in London landen, wissen Sie, wer da in meinem Hotel auf mich wartet?›
‹Nein, Abdul›, sage ich ihm. ‹Ich habe keine Ahnung.›
‹Mr.Frank, in meinem Hotel warten auf mich zwei schöne französische Huren. Und weil Sie und ich so gute Freunde sind, Mr.Frank, werde ich gleich, wenn wir zum Flugplatz kommen, ein Telefongespräch führen.›
Großartig, denke ich mir. Er gibt mir eines seiner beiden Mädels ab. Aber, nein, nein. Das ist ganz und gar nicht seine Absicht. ‹Mr.Frank›, sagt er. ‹Wenn wir nach London kommen, werde ich meine Freunde anrufen und für Sie auch zwei französische Huren besorgen.›»
«Zwei?», fragte Rogers.
«Diese Leute sind geisteskrank!», antwortete Hoffman. «Ich meine, was ist daran faul, nur eine französische Nutte zu vögeln, um Himmels willen? Ehrlich, diese Araber sind völlig übergeschnappt. Wie ich schon gesagt habe,
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