Operation Beirut
Reisebüros anrief, war sie bereits abgemeldet.
Der christliche Nachrichtenoffizier war sich nicht sicher, was er mit der Information anfangen sollte, und so tat er, was Nachrichtenleute für gewöhnlich in so einem Fall tun. Er tauschte sie ein. Es ergab sich gerade, dass er dem Chef des militärischen Nachrichtendienstes Samir Fares einen Gefallen schuldete, da dieser seinen Leuten erst kürzlich zu einer elektronischen Überwachungsausrüstung aus Amerika verholfen hatte. Also gab er sein dürftiges Beweismaterial dafür, dass die Israelis etwas im Schilde führten, einfach an Fares weiter.
Fares war in jenem Monat mit dem in West-Beirut eskalierenden Straßenkrieg zwischen Syrern, Israelis und libanesischen Agenten beschäftigt. So schenkte er dem Tipp des Milizmannes nicht weiter Beachtung, bis er eine weitere Information in die Hände bekam – dieses Mal von seinem Agenten in einer kleinen und äußerst geheimen christlichen Untergrundgruppierung namens Al-Jabha, der man enge Beziehungen zu Israel nachsagte.
Irgendjemand versuchte das Monopol zur Herstellung von Bomben an sich zu reißen, beklagte sich der Agent. Al-Jabhas Bombenwerkstatt in den Bergen war von einem Mitglied der Organisation für sich requiriert worden, das den Israelis besonders nahestand. Der Mann hatte eine spezielle Schweißausrüstung in die Werkstatt mitgebracht und außerdem schwere Stahlplatten. Das waren Materialien, wie man sie für Autobomben nach dem neuesten Stand der Technik benötigte, erklärte der Agent. Die Metallplatten wurden unter den Wagen geschweißt, und zwar auf drei Seiten um die Bombe herum, sodass die gesamte Wucht der Explosion in eine bestimmte Richtung geleitet wurde.
Das war nicht fair, meinte der Agent. Der Libanon sei ein Land des freien Unternehmertums. Niemand sollte versuchen, das Bombengeschäft zu monopolisieren.
Dieses Nachrichtendienstmaterial machte Fares nervös. Irgendjemand – der offensichtlich mit den Israelis zu tun hatte – plante, einen Schlag gegen ein wichtiges Ziel in West-Beirut zu führen. Aber Fares hatte keine Ahnung, gegen wen und warum. Er stellte in Gedanken eine Liste von möglichen Zielen zusammen: der sunnitische Premier, der schiitische Parlamentssprecher, einige drusische Kabinettsmitglieder. Die Sicherheit dieser libanesischen Funktionäre unterlag Fares’ Verantwortungsbereich. Er rief die Offiziere zusammen, die für den Schutz dieser Leute verantwortlich waren, und schlug Alarm: Die libanesischen Moslems sollten ihre üblichen Fahrtwege bis auf weiteres ändern – und sich von den Straßen West-Beiruts fernhalten.
Fares dachte noch an andere mögliche Ziele. Es gab da verschiedene drusische, sunnitische und schiitische Führer aus Politik und Religion, natürlich. Aber die wahrscheinlichsten Ziele musste man wohl unter den Palästinensern suchen. Der Alte Mann plante in dieser Woche nach Damaskus zu reisen, zusammen mit einer Reihe anderer Fatah-Führer. Aber Jamal Ramlawi, der Chef des Fatah-Nachrichtendienstes, war noch in der Stadt. Fares fragte sich, ob er Ramlawi eine Warnung zukommen lassen sollte.
Fares machte etwas anderes. Er schickte einen kurzen Bericht an den neuen Stationschef in der Amerikanischen Botschaft, einen Mann namens Bert Jorgenson, der kürzlich aus Kuwait gekommen war. Er legte eine Bitte bei, man möge eine Kopie des Berichts an Tom Rogers in Washington schicken.
Keiner dieser Hinweise oder Winke wäre Rogers je zu Ohren gekommen, wenn Pater Maroun Lubnani nicht in Panik geraten wäre.
Der maronitische Priester war zu einem Treffen mit seinem israelischen Falloffizier gegangen, wie er das einmal im Monat zu tun pflegte. Seitdem Bürgerkrieg herrschte und Beirut eine geteilte Stadt war, trafen sich die Israelis viel offener mit ihren Agenten im christlichen Ost-Beirut. Warum auch nicht? Die Israelis hatten ein offenes Bündnis mit den Christen geschlossen. Sie waren die neuen Könige Ost-Beiruts!
Pater Maroun war wie immer zu einem südlich von Jounie an der Küste gelegenen Apartmentkomplex gegangen. Er hatte sich wie jeden Monat seine Badekleidung angezogen und an den Swimmingpool gesetzt, um dort auf den Israeli zu warten. Er hatte gewartet und gewartet. Aber der Israeli hatte sich nicht blicken lassen. Also hatte er nach Befehl gehandelt. Er war am nächsten Tag ein zweites Mal zu dem Apartmenthaus am Strand gekommen, zur gleichen Zeit, hatte sich wieder an den Pool gesetzt – in zunehmendem Maße in Verlegenheit gebracht
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