Operation Beirut
Krankenhaus in Ostdeutschland.»
«Ist er aber nicht», sagte Jamal mit einem dünnen Lächeln.
«Ach nein?»
«Nein. Er wurde ermordet!»
«Wie?»
«Er wurde zu Tode bestrahlt.»
«Was zum Teufel reden Sie da? Was soll das heißen: zu Tode bestrahlt? Von wem? Wo?»
«In Bagdad.»
«Wie?»
«Aha. Jetzt interessiert es Sie also doch. Ich werde es Ihnen erklären. Haddad arbeitete für den Mukhabarat des Irak. Immer wenn er hinging, um sich mit dem Chef des Mukhabarat zu treffen, wurde er in einem speziellen Wartezimmer empfangen, das man extra für ihn gebaut hatte; man hatte es mit Blei abgeschirmt.»
«Blei?»
«Ja. Blei. Die Iraker ließen Haddad jedes Mal dreißig Minuten lang in diesem Raum sitzen, vielleicht auch eine Stunde. Haddad dachte sich nichts dabei. Sie wissen ja, wie die Araber sind. Sie lassen einen immer warten. Aber während der ganzen Zeit, die er in diesem Raum wartete, beschoss man ihn mit einer Röntgenmaschine, durch ein Loch in der Wand.»
«Und was passierte mit ihm?»
«Er wurde krank, und zwar immer schlimmer. Genau wie die Zeitungen damals geschrieben haben. Aber er wusste nicht, warum. Er ging nach Algerien, um sich behandeln zu lassen. Und schließlich nach Ostdeutschland.»
«Wo man Leukämie diagnostizierte.»
«Ja», sagte Jamal. «Aber nachdem er in Ostdeutschland gestorben war, nahm man eine Autopsie an ihm vor. Und dieser ostdeutsche Autopsiebericht ist sehr interessant. Da ist von ‹unnatürlichen Komplikationen› die Rede. Wir haben eine Kopie dieses Autopsieberichts, falls es Sie interessiert.»
«Selbstverständlich interessiert mich das», sagte Rogers.
«Würden Sie gerne erfahren, was man den Irakis dafür bezahlt hat?»
Rogers nickte.
«Sehen Sie sich die Zahlen der gesamten Ölproduktion der OPEC -Länder in den Monaten vor und nach Haddads Tod an. Sie werden einen hohen Anstieg in der irakischen Förderung feststellen und einen in etwa gleich großen Rückgang der saudi-arabischen.»
«Das ist die verdammteste Geschichte, die ich je gehört habe», sagte Rogers. «Warum wissen wir nichts davon?»
«Weil Sie nicht mehr so gut sind wie früher», sagte Jamal mit einem wissenden Lächeln.
Es entstand eine Pause.
«Jamal», sagte Rogers noch einmal, diesmal eindringlicher. «Ich habe um dieses Treffen gebeten, weil es da etwas gibt, was ich Ihnen unbedingt sagen muss.»
«Schön», sagte der Palästinenser. «Worum geht es?»
«Ich möchte, dass Sie sehr vorsichtig sind», sagte Rogers. «Ihr Leben ist in Gefahr.»
Der Palästinenser lachte laut auf.
«Sie haben den weiten Weg hierher gemacht, um mir das zu sagen? Das ist mir nun wirklich nicht unbekannt, Mr.Reilly.»
«Ihr Leben ist in Gefahr», wiederholte Rogers, «und zwar durch die Israelis.»
«Die Israelis haben es längst aufgegeben, mich erwischen zu wollen! Sie wissen, dass ich unverwundbar bin.»
«Seien Sie sich da nicht so sicher, dass die es aufgegeben haben», sagte Rogers. «Bedenken Sie, dass es in Israel eine neue Regierung gibt und dass immer noch alte Pläne existieren, von denen man nur den Staub zu pusten braucht.»
«Und was dann? Unser aller Schicksal liegt in den Händen Allahs.»
«Hören Sie mit diesem Blödsinn auf!», rief Rogers. «Ich versuche Ihnen das Leben zu retten. Also hören Sie mir zu!»
«Ich höre.»
«Ich möchte den Israelis sagen, dass Sie für uns gearbeitet haben. Dass Sie also tabu sind.»
«Nein.»
«Warum nicht? Ich denke, dass sie das ohnehin vermuten.»
«Nein», wiederholte Jamal.
«Aber warum nicht?»
«Weil das, was Sie da sagen, nicht zutrifft: Ich habe nie für Sie gearbeitet! Ich arbeite für mein Volk.»
«Ja, natürlich. Aber Sie sind in Gefahr –»
Jamal unterbrach ihn.
«Meine Antwort lautet nein! Ich will nicht von der Gnade der Israelis abhängig sein. Lieber würde ich sterben.»
Rogers erkannte, dass er so nicht weiterkam.
«Ich habe einen anderen Vorschlag», sagte der Amerikaner.
«Und der wäre?»
«Ich möchte, dass Sie Beirut verlassen.»
«Vielleicht haben Sie mich nicht verstanden», sagte Jamal; seine Stimme wurde lauter. «Ich stehe nicht unter Ihrem Befehl. Sie haben mir nicht zu sagen, wohin ich gehen soll!»
«Ich weiß. Ich verstehe. Ich schlage ja auch nur vor, dass Sie jetzt – vorübergehend – daran denken könnten, irgendwo hinzugehen, wo Sie sicherer sind als in Beirut.»
«Für mich gibt es keinen Ort, an dem ich sicherer bin.»
«Sie sind unmöglich!»
Jetzt lächelte Jamal zum
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