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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Jamal war spät dran. Während er wartete, dachte Rogers um acht Jahre zurück an ein anderes Treffen mit Jamal, in einem anderen sicheren Haus in Kuwait. Und daran, dass er Jamal zum Abschluss seiner Anwerbeaktion ein Versprechen gegeben hatte. Wir machen keine Fehler, hatte er ihm gesagt. Wir werden die Tatsache, dass Sie eine Beziehung zu uns haben, geheim halten. Und dass er hinzugefügt hatte: «Ich habe in zehn Jahren keinen Agenten verloren.»
    Ein lautes Klopfen kam von der Tür her, worauf der Austausch der Codeworte folgte. Jamal kam herein. Rogers machte sich nicht mehr die Mühe, ihn nach seiner Waffe zu fragen. West-Beirut war jetzt in der Hand der Fatah. Alle trugen hier Waffen.
    «Ahlan, Reilly-Bey», sagte Jamal.
    «Hallo, Jamal», antwortete Rogers.
    Jamal sah älter aus. Immer noch in Form, immer noch ein ansehnlicher Bursche, aber das Alter und die Belastungen hatten ihre Spuren hinterlassen. Das einst wilde schwarze Haar war jetzt ordentlich nach hinten gekämmt. Sein Gesicht hatte das teigige Aussehen von Ton, den man einmal zu oft durchgeknetet, neu geformt und wieder zurechtmassiert hatte. Die schwarze Lederjacke war verschwunden; sie war durch eine braune ersetzt worden. Noch etwas anderes fiel Rogers auf. Zum ersten Mal, soweit er sich erinnern konnte, sah er den Ausdruck von Jamals Augen.
    «Ganz schön frech von Ihnen, sich gerade jetzt mit mir treffen zu wollen», sagte Jamal.
    «Was soll das heißen?»
    «Nach Camp David?! Der Alte Mann ist sehr wütend. Er sagt, Sie hätten ihn verraten. Nach all unseren netten Geheimgesprächen darüber, wie die Probleme der Palästinenser zu lösen seien, nach unserer Unterhaltung 1976, als ich in Washington war, um mich mit dem großen Direktor der CIA persönlich zu treffen! Was tun Sie nach alldem? Sie lassen die Israelis und die Ägypter einen separaten Friedensvertrag unterschreiben, der uns draußen vor der Tür lässt.»
    «Damit habe ich nichts zu tun. Da müssen Sie mit dem Präsidenten sprechen.»
    «Das würden wir sehr gerne tun», sagte Jamal. «Aber man lässt uns ja nicht!»
    Jamals Auftreten war aggressiv und beharrlich. Insofern hatte er sich also nicht verändert. Er sprach in ernstem Ton, wie ein Schüler, der seinen ehemaligen Professor davon überzeugen will, dass er es im Leben zu einigem gebracht hat; der zeigen will, dass er eine ernsthafte Persönlichkeit geworden ist, die man nicht unterschätzen sollte.
    «Camp David ist nicht das letzte Wort in dieser Sache», sagte Rogers. «Da kommt noch mehr nach.»
    «Das sagen Sie seit acht Jahren. Wir werden es langsam müde, uns das anzuhören.»
    Das war ganz und gar nicht die Art von Unterhaltung, die Rogers haben wollte. Er legte eine andere Gangart vor.
    «Ich überbringe Ihnen Grüße von unserem neuen Direktor, Mr.Hinkle», sagte Rogers. «Er sendet Ihnen seinen persönlichen Dank dafür, dass Sie uns helfen, unsere Diplomaten und unsere Bürger zu schützen. Er sagt, dass das amerikanische Volk eine Dankesschuld bei Ihnen hat, die im Augenblick leider nur im Geheimen zum Ausdruck gebracht werden kann.»
    Jamal legte seine Hand auf sein Herz. War es arabische Höflichkeit oder ein Beispiel für die unerklärliche, hypnotisierende Macht, die automatisch auf jeden überging, der den Posten eines Direktors der CIA bekleidete?
    «Das ist sehr freundlich vom Direktor», sagte Jamal. «Bitte, überbringen Sie ihm meine Grüße. Sagen Sie ihm, dass wir bei unserem Versprechen bleiben werden, amerikanische Bürger zu schützen; unabhängig von unseren politischen Differenzen.»
    «Er wird sehr erfreut sein, das zu hören», sagte Rogers.
    Jamal nickte. Er brachte eine Zigarette zum Vorschein und zündete sie an.
    «Jamal», sagte Rogers. «Es gibt da etwas, was ich Ihnen sagen will.» Aber Jamal hörte nicht zu. Die Erwähnung des Direktors und der Zusammenarbeit in Sachen Sicherheit hatten seine Gedanken in eine neue Richtung gelenkt.
    «Ich habe eine Spionagegeschichte für Sie», sagte Jamal. «Sie können Sie dem neuen Direktor erzählen, wenn Sie wieder zu Hause sind.»
    «Ich glaube kaum, dass er Spionagegeschichten zu schätzen weiß. Und außerdem muss ich Ihnen etwas Wichtiges sagen.»
    «Diese wird ihm gefallen», sagte Jamal. «Erinnern Sie sich an Wadih Haddad?»
    «Den Mann von der Volksfront?», fragte Rogers. «Den Superterroristen?»
    «Ja. Sie haben gelesen, dass er umgekommen ist, nicht wahr?»
    «Ja», sagte Rogers. «Er soll an Leukämie gestorben sein. In einem

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