Operation Beirut
die Heldentaten seines Vaters im Kampf gegen die Israelis. Der Palästinenser schien phantastischer Laune zu sein, und als Fuad ihm vorschlug, sich in einer Woche wieder zu treffen, willigte er sofort ein.
«Was ist los mit diesem Burschen?», überlegte Rogers laut, nachdem ihm Fuad einige Stunden später Bericht erstattet hatte. «Entweder Ihr Freund Jamal ist dabei, sich selbst anzuwerben – ich meine, er springt uns ja geradezu in die Arme –, oder aber er hat seine eigenen Pläne mit uns.»
Rogers steckte sich eine Zigarette an. Er machte den nervösen Eindruck eines Mannes, der zum ersten Mal erkennt, dass jemand die Absicht haben könnte, ihn aufs Kreuz zu legen.
«Jamal liebt zwar das Auffällige», sagte Fuad, «aber er ist nicht dumm.»
Rogers ging im Raum auf und ab. Vor der Bar hielt er inne, goss sich einen Whisky ein, stellte das Glas aber wieder hin.
«Ich frage mich», sagte Rogers, «ob die Möglichkeit besteht, dass unser neuer Rekrut glaubt,
er
sei dabei,
uns
anzuwerben.»
Fuad schnalzte mit der Zunge. So erwiderten Libanesen Fragen, auf die sie keine Antwort hatten.
«Aber ich will Ihnen ein Geheimnis verraten», sagte Rogers. «Es ist völlig egal, was Jamal glaubt. Solange er unser Spiel nur mitspielt.»
Als er an diesem Abend in die Botschaft zurückkehrte, leitete Rogers einige diskrete Erkundigungen in die Wege. Die Antworten kamen einige Tage später von einem libanesischen Agenten, der in der Registratur des Deuxième Bureau arbeitete.
Der libanesische Geheimdienst hatte, wie sich herausstellte, eine dicke Akte über Jamal Ramlawi angelegt. Er war allem Anschein nach Sicherheitsoffizier mit ziemlich weitreichenden Verantwortungsbereichen. Er wurde von seinen Untergebenen gefürchtet und respektiert. Er war, genau wie Fuad gesagt hatte, der Schützling des Alten Mannes, der ihn zu Zusammenkünften der obersten Fatah-Führer einlud und sich um seinen Rat bemühte. Der Alte Mann, so hieß es, baute Jamal als Führer einer jüngeren Generation der Fatah auf, als einen, der problemlos mit der neuen Welle von palästinensischen Exilanten arbeiten konnte, die in Europa oder irgendwo in der arabischen Welt studierten oder arbeiteten.
Das Beweismaterial deutete stark darauf hin, dass Jamal bei allem, was er tat, die Zustimmung des Alten Mannes hatte.
Es gab noch eine weitere interessante Kleinigkeit. Jamal hatte den Ruf eines wahren Playboys. Derzeit hatte er eine Affäre mit einer blonden Deutschen, der Geliebten eines sehr reichen, aber nicht mehr ganz taufrischen libanesischen Bankiers.
Das dritte Zusammentreffen, eine Woche nach dem Essen im
Quo Vadis
, verlief diskreter. Man verabredete sich zu einer vorher vereinbarten Zeit in einem Park auf dem Gelände der Amerikanischen Universität in Beirut. Der Geruch des Meeres vermischte sich hier mit dem Aroma der Eukalyptusbäume und der Pinien, die den Campus umstellten.
Dieses Mal brachte Jamal selbst eine Überraschung mit. Er schlug einen regelmäßigen Kontakt zwischen ihm selbst, als Vertreter der Fatah, und Fuad, als Vertreter der Vereinigten Staaten, vor. Sinn und Zweck eines solchen Kontaktes wäre es, «Angelegenheiten von beiderseitigem Interesse» zu diskutieren, ein Satz, der sich auf Arabisch ebenso vage anhörte wie im Englischen. Er sagte, das Arrangement sollte als «Liaison» geführt werden, so wie die Kontakte, welche die US -Botschaft mit anderen Botschaften und Organisationen in der Stadt unterhielt.
Fuad, der von Rogers sorgfältig auf das Treffen vorbereitet worden war, antwortete, dass er nicht befugt sei, so wichtige Angelegenheiten, wie Jamal sie da unterbreitete, zu diskutieren.
«Ich bin hier, um zuzuhören», sagte Fuad. «Nur um zuzuhören!»
«Das ist nicht genug», sagte der Palästinenser. «An einer einseitigen Unterhaltung sind wir nicht interessiert.»
«Vielleicht ist das, was ihr sucht, möglich», antwortete Fuad. «Aber ich habe es nicht in der Hand, so etwas zu genehmigen. Um ein solches Arrangement zu treffen, musst du direkt mit einem Angehörigen der Amerikanischen Botschaft sprechen.»
Nun war es an dem Palästinenser, sich zu sträuben.
«Unmöglich! Mit einem amerikanischen Agenten? Verlang nicht zu viel, mein Lieber!»
Der Palästinenser hielt eine kurze Ansprache über die Verlogenheit von Zionisten und Imperialisten.
Fuad hörte geduldig zu und beendete das Gespräch schließlich genau so, wie zuvor eingeübt.
Die Amerikaner hätten ein Zeichen ihres guten
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