Operation Beirut
Verbindungsoffizier der Station würde außerdem diskret die Aufzeichnungen über die vom Deuxième Bureau, dem Nachrichtenzweig der libanesischen Armee, angezapften Telefone überprüfen.
Jamals Schweigen über Fuads Verbindung zu den Ägyptern zeigte, dass er es ernst meinte. Man würde mit der Operation nur weitermachen, wenn man sicher sein konnte, dass Jamal Fuads Identität nicht verraten hatte.
In der Zwischenzeit, so betonte Rogers, sollte Fuad sich streng an seine Tarnungsanweisungen halten. Er war ein sunnitischer Moslem mit libanesischer Staatsbürgerschaft und stark linksorientierten Ansichten. Er hatte in Ägypten gelebt, wollte aber aus familiären Gründen nach Beirut zurückkehren. Er traf sich mit Funktionären der Fatah, weil er die palästinensische Revolution als den einzigen Weg zur Befreiung aller Araber unterstützte.
Sollte die Operation in irgendeiner Phase auffliegen und Fuads Status im Libanon gefährdet sein, so verbürgte sich Rogers dafür, dass er seine Umsiedlung in die USA arrangieren würde. Mit diesem Netz von Sicherheitsmaßnahmen im Rücken fühlte sich Rogers wohler in seiner Haut. Er machte nicht gerne Fehler, vor allem nicht, wenn er dabei seine Agenten irgendwelchen Risiken aussetzte.
Der nächste Schritt, entschied Rogers, sollte darin bestehen, ein zweites Treffen mit Jamal zu arrangieren. Wenn der Palästinenser einwilligte, sich ein weiteres Mal mit Fuad zu verabreden, obwohl er um seine Verbindungen zur Regierung der Vereinigten Staaten wusste, dann hatten sie vielleicht einen Fisch an der Angel.
Rogers versüßte den Köder für das zweite Treffen. Mit Erlaubnis von Hoffman und der Nahost-Abteilung zu Hause in Langley reichte er Fuad einen Entwurf des gegenwärtigen US -Friedensplans für den Nahen Osten weiter und sagte ihm, er solle ihn Jamal übergeben.
Es handelte sich dabei um Kleinkram. Der gleiche Entwurf hatte bereits bei den Regierungen des Libanon, Ägyptens, Jordaniens und Israels die Runde gemacht. Ja, man hatte sogar schon eine Version davon zur
New York Times
durchsickern lassen. Genau genommen waren Fatah-Funktionäre bereits dabei, den Plan mit der Begründung anzuprangern, dass ihre Forderungen nach einem unabhängigen Palästinenserstaat darin unberücksichtigt blieben. Nur den Text selbst hatten sie noch nicht zu Gesicht bekommen. Rogers hoffte, eine «durchgesickerte» Kopie des Plans würde Jamal davon überzeugen, dass die Amerikaner die Palästinenser ernst nahmen. Unter Revolutionären war, wie Rogers längst mitbekommen hatte, der Hunger nach Ansehen oft ebenso groß wie der Drang zur Macht.
Fuad und Jamal trafen sich dieses Mal im
Quo Vadis
, einem italienischen Restaurant am Rande des Beiruter Rotlichtviertels. Der Palästinenser kam in einem roten Ferrari Cabrio, an dessen Steuer dieselbe vollbusige Blondine saß, die Fuad in Fakhani aus dem Büro hatte kommen sehen. Jamal küsste sie auf den Mund, und der arme Shia-Junge, der die Autos parkte, sah ihm voller Neid dabei zu. Dann kam Jamal die Treppe herauf ins Restaurant geschlendert.
Fuad schüttelte den Kopf, als er diesen großartigen Auftritt durchs Fenster verfolgte. Sein palästinensischer Freund war nicht gerade ein Mann, dem Diskretion über alles ging. Das wird ihn noch eines Tages den Kopf kosten, dachte Fuad, während er zusah, wie Jamal in den Speisesaal stolzierte.
Als sie sich gesetzt und ihre Zigaretten angezündet hatten, kam Fuad zur Sache.
«Du hattest natürlich recht, was meine Freunde anbelangt», sagte Fuad gelassen. Er wollte das Wort «Amerikaner» nicht aussprechen.
«Natürlich», sagte Jamal. Er hatte bereits ein Auge auf eine Brünette auf der anderen Seite des Raumes geworfen.
«Ich habe ein Geschenk von meinen Freunden», sagte Fuad. Er nahm eine Morgenausgabe der proägyptischen arabischen Zeitung
Al-Anwar
zur Hand, die er unter dem Arm gehabt hatte, und legte sie auf den Tisch. In dieser befand sich das amerikanische Dokument.
Jamal nahm die Zeitung und öffnete sie weit genug, um auf dem Dokument die Worte «Außenministerium der Vereinigten Staaten» lesen zu können. Der Palästinenser lächelte wie ein kleiner Junge mit seinem neuen Spielzeug.
«Gute Nachrichten!», sagte Jamal und deutete auf die Zeitung. Er rief nach dem Kellner und bestellte eine Flasche Wein.
Ausgelassen machten sich die beiden über eine Mahlzeit aus Spaghetti und Kalbfleisch her. Jamal trank fast die ganze Flasche Château Musar allein und erzählte Geschichten über
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