Operation Beirut
Willens angeboten, indem sie ein Dokument zur Verfügung gestellt hätten, das sich mit Angelegenheiten befasste, die für die Palästinenser von Bedeutung waren. Jetzt sei es an der Zeit, dass sich die Fatah revanchierte. Bevor man weitergehe, sagte Fuad, müsste Jamal den Amerikanern seine Kooperationsbereitschaft zeigen.
Die Antwort kam am 1. Dezember 1969 in Form einer Ansprache, die Jamal vor einer Versammlung von Studenten der libanesisch-arabischen Universität in Beirut hielt. Die örtliche Presse war eingeladen, und am nächsten Tag schickte die Beiruter Station Kopien sämtlicher Artikel an das CIA -Hauptquartier in Langley, wo sie auf beträchtliches Interesse stießen.
Die Rede als solche war schon ungewöhnlich. Außer dem Alten Mann sprachen Fatah-Funktionäre sonst nur selten öffentlich. Das Erstaunlichste aber war der Ton der Rede. In jenen Tagen bestanden Äußerungen der Fatah für gewöhnlich in grimmigen Revolutionsparolen. Jamals Rede jedoch ging in eine völlig andere Richtung. Der junge Palästinenser schien zu signalisieren, dass er ein verantwortungsbewusster, vernünftiger Mann sei, der durchaus bereit war, über Geschäfte zu reden.
«Die Kommandogruppen werden die Souveränität des Libanon respektieren», zitierten die Zeitungen Jamal. «Die Fatah will ihren Leuten verbieten, in libanesischen Städten und Dörfern bewaffnet aufzutreten.»
Die Analytiker in Langley werteten diese Aussage als Versuch, den Vereinigten Staaten und ihren konservativen arabischen Freunden zu versichern, dass die Führungsetage der Truppen nicht darauf aus war, den Libanon zu zerstören. Die Aussage selbst war nachweislich falsch. Die Leute der Fatah verletzten Jamals Edikt, was das Tragen von Waffen anbelangte, bereits in dem Moment, wo er sein Versprechen abgab. Trotzdem wurde seine Rede mit Interesse verfolgt.
«Da die Fatah die größte Kommandoorganisation ist, hat sie eine große Verantwortung gegenüber der öffentlichen Meinung der ganzen Welt», sagte Jamal. «Wir studieren jede Operation sehr genau und vergewissern uns, dass keine Zivilisten zu Schaden kommen.» Das hörte sich nach einem ziemlich vagen und nicht besonders überzeugenden Versprechen an, dass die Fatah sich mit terroristischen Aktionen im Ausland zurückhalten wollte. Jamal wurde von jemandem aus dem Publikum nach den Beziehungen der Fatah zu Moskau gefragt. Seine Antwort wurde in Washington mit besonderer Sorgfalt studiert.
«Die Kommandos machen mit der Sowjetunion nicht Geschäfte, als wenn wir ihr angegliedert wären», sagte er. Kein Mensch zu Hause wusste, was das bedeuten sollte.
«Meint der Kerl das alles ernst?», fragte Hoffman, nachdem er die Abschrift von Jamals Rede gelesen hatte.
«Was er gestern gesagt hat, war zum größten Teil Unsinn», erwiderte Rogers. «Aber der Mann selbst meint jedes Wort, das er sagt.»
«Woher wollen Sie wissen, dass der uns nicht aufs Kreuz legt?»
«Ich weiß es nicht», sagte Rogers. «Aber mein Instinkt sagt mir, dass er mit uns ins Geschäft kommen will.»
«Ihr Instinkt? Hören Sie, mein Junge, erzählen Sie mir nichts von Instinkt. Instinkt kann Sie in diesem Teil der Welt das Leben kosten. Einen Scheißdreck ist der hier wert. Soweit ich das sehe, geben wir diesem Kerl Dokumente, und er schwingt Reden.»
Rogers versuchte nicht so zu klingen, als würde er sich verteidigen.
«Er hat getan, was wir von ihm verlangt haben. Und das war ein Zeichen seines guten Willens. Ich bin dafür, den nächsten Schritt zu probieren.»
«Und was wäre der nächste Schritt?»
«Die Art von Beziehung zu erforschen, die er uns anbietet, indem wir Fuad als Mittelsmann benutzen.»
«Na schön, mein Freund», sagte Hoffman. «Wie wir bei uns im Spionagegeschäft immer sagen: ‹Es ist dein Arsch.›»
Rogers nickte. Er hätte vor Freude am liebsten salutiert.
«Übrigens», fügte Hoffman hinzu. «Für den Fall, dass Sie es vergessen haben: Für diese kleine Nummer brauchen wir die Erlaubnis vom Hauptquartier. In Oman sind Sie mit dieser Lawrence-von-Arabien-Kacke vielleicht durchgekommen, aber nicht hier!»
Rogers dankte seinem Chef.
«Haben Sie schon mit V&S gesprochen?», fragte Hoffman.
V&S war das Direktorium für Verwaltung und Dienstleistungen, eine Haushaltsorganisation, die die Operationen der Agenten unterstützte. Sie hatte ein eigenes Außendienstbüro in Beirut und tätigte in der Hauptsache Finanztransaktionen auf dem libanesischen Devisenmarkt.
Rogers
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