Operation Beirut
verneinte.
«Nun, das sollten Sie lieber tun, denn wenn dieser kleine Plan jemals funktioniert, dann werden Sie jede Menge Hilfe brauchen. Sichere Wohnungen und Überwachungsausrüstung, Kuriere und Reisegeld. Ganz zu schweigen von dem dicken Sümmchen Bargeld, das es uns kosten wird, unseren kleinen Freund von der Fatah einzukaufen.»
Rogers starrte auf den Boden.
«Es ist ein interessanter Plan», sagte Hoffman. «Ich werde mein Bestes tun, um die Genehmigung durchzukriegen.»
Kapitel 7 Beirut; Dezember 1969
Die Lage in Langley war nicht günstig für neue Operationen im Nahen Osten. Auf den Chefetagen der Agentur war man zu sehr mit Vietnam und Laos beschäftigt. Die Chefanalytiker, die die nationalen Sicherheitsberichte herausgaben, betrachteten die palästinensischen Guerillas als vorübergehendes Phänomen, das zwar ärgerlich, aber letztlich zu vernachlässigen war.
Die wirklichen Probleme im Nahen Osten, so beteuerten die altgedienten Agenten, waren dieselben, mit denen sich die Agentur schon die letzten fünfzehn Jahre über herumgeschlagen hatte: Nasser aus Ägypten, der bei der Agentur unter dem Kryptonym BRUDER lief, und seine endlosen Flirts mit Washington und Moskau; das militante Regime in Syrien, das die Vereinigten Staaten 1956 mit der Operation WACHSAM zu stürzen versucht hatten, was eine lange Kette von Schlägen und Gegenschlägen ausgelöst hatte; und der König von Jordanien, der in Agenturdepeschen als NORMAN bezeichnet und zum Teil mit CIA -Mitteln unterstützt wurde, was über eine versteckte Operation mit dem Codenamen NOBEEF lief.
Aber dem Chef der Nahost-Abteilung, der Rogers als seinen Protegé betrachtete, gefiel die Idee. Er hieß Edward Stone und war ein stämmiger Exsoldat. In seinen langen Dienstjahren war Stone zu der Ansicht gelangt, dass die Analytiker so gut wie immer falschlagen, wenn sie alle einer Meinung waren.
Stone bat Hoffman, ein Telegramm nachzuschicken, das ihm erklären sollte, warum die Agentur sich beim Sammeln von Informationen über palästinensische Guerillagruppen stärker engagieren sollte. Damit, so Stone, wäre es ihm vielleicht möglich, dem Stellvertretenden Direktor der Planungsabteilung, wie der Kopf der geheimen Dienste offiziell hieß, das Projekt zu verkaufen.
Hoffman setzte ein Kabel auf, in dem er die objektiven Faktoren skizzierte, die die Fatah zu einem geeigneten Ziel für eine Infiltration auf höchster Ebene machten.
Erstens, so der Stationschef, wurde die Fatah von Tag zu Tag ein größerer Machtfaktor im Libanon. Im vergangenen Monat hatte sich der Alte Mann heimlich mit dem Kommandeur der libanesischen Armee in Kairo getroffen und eine Übereinkunft unterzeichnet, die den Guerillas die Verantwortung für die Polizeigewalt innerhalb der palästinensischen Flüchtlingslager übertrug und ihnen erlaubte, von bestimmten Gebieten im Süd-Libanon aus militärische Operationen gegen Israel zu führen. Das «Kairoer Abkommen», wie es genannt wurde, war ein katastrophaler Schritt für die Regierung des Libanon, da es die Oberhoheit des Libanon über die Kommandogruppen unterminierte. Es waren Gerüchte im Umlauf, denen zufolge einige Offiziere der libanesischen Armee, die geholfen hatten, das Abkommen auszuhandeln, von der Fatah bestochen worden waren.
Eine logische Folge des Kairoer Abkommens, so merkte Hoffman an, sei, dass der libanesische Geheimdienst sein Agentennetz aus den Flüchtlingslagern abziehen und seine Operationen gegen die Fedajin einschränken würde. Auch das war eine Katastrophe. Das Deuxième Bureau hatte, obgleich es von den libanesischen Christen kontrolliert wurde, seine Agenten in allen moslemischen Sekten und politischen Parteien platziert. In den Lagern Sabra und Schatilla hatte es an jeder Straßenecke Informanten stehen. Wenn man diese abzog, so warnte Hoffman, dann wäre die beste Informationsquelle über die Palästinenser verschwunden.
Zweitens, erklärte Hoffman, gäbe es sinnvolle diplomatische Gründe, einen heimlichen Draht zur Fatah zu halten. Die Vereinigten Staaten hatten sich auf eine ernsthafte Bemühung eingelassen, den arabisch-israelischen Konflikt durch Verhandlungen zu lösen. Die neue amerikanische Regierung unterhielt Kontakte zu allen Beteiligten – außer zur PLO . Drittens, so Hoffman, würden die Guerillas von Tag zu Tag gefährlicher. Als sie 1964 gegründet worden war, war die PLO eine zu vernachlässigende Größe gewesen, ein Propagandaforum, das die Ägypter unterstützt hatten, um
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