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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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der sich die Stimme der Araber nannte. Wir schwänzten die Schule, als Inam Raad und Antun Saade, zwei berühmte syrische Nationalisten, nach Mischrif kamen und vor einer öffentlichen Versammlung sprachen. Damals begann ich zu glauben, dass die Antwort für die Araber Amerika war.»
    «Warum?», fragte Rogers.
    «Ich weiß nicht», sagte der Libanese. «Vielleicht weil Amerika so makellos zu sein schien. Und so weit weg.
    Warum auch immer, damals entschloss ich mich dazu, auf die Amerikanische Universität in Beirut zu gehen. Emile-Bey ermutigte mich und bot mir an, sich an den Kosten für mein Studium zu beteiligen. Und er tat noch etwas anderes.»
    «Was war das?», fragte Rogers.
    «Er schickte mich nach Amerika, als Geschenk für meinen Schulabschluss; gleich im folgenden Sommer nach der Reifeprüfung. War das eine Reise! Der Flug dauerte nahezu siebzig Stunden mit dem Propellerflugzeug. Wir landeten in Paris, Dublin, Neufundland und New York. Ich hatte das Gefühl, in einer anderen Welt gelandet zu sein.»
    «Wo haben Sie in Amerika gewohnt?»
    «Bei einer amerikanischen Familie, die mit Emile-Bey befreundet war. Eine Arztfamilie. Es war das Paradies. Sie hatten einen Swimmingpool und Obstgärten. Sie nahmen mich mit ins Kino und auf Camping-Ausflüge in die Berge. Können Sie sich vorstellen, wie das war? Für einen arabischen Jungen, dessen Kindheitserinnerungen aus Staub und Schlamm und Hühnern im Hof bestanden? Als ich Ende des Sommers wieder in den Libanon zurückkam, hatte ich mich verliebt.»
    «In wen?»
    «In Amerika.»
    Fuad machte eine Pause. Er wandte seinen Blick von Rogers ab auf das Fenster und die Lichter des unter ihnen liegenden Beirut.
    «Bekomme ich einen Drink?», fragte Fuad.
    «Klar doch», sagte Rogers. «Was hätten Sie gerne?»
    «Whisky bitte.»
    Rogers kam mit zwei großen Gläsern aus der Küche zurück.
    «Sie sprachen eben davon, dass Sie sich in Amerika verliebt hatten», sagte Rogers.
    «Der Libanon muss ganz schön eifersüchtig gewesen sein», sagte Fuad. «Denn er rächte sich bald darauf.»
    «Was ist passiert?»
    «1964, als ich auf der Amerikanischen Universität in die Oberstufe ging, rief mich eines Tages der Vertrauenslehrer in sein Büro und sagte mir, dass mein Vater umgekommen sei – in einem politischen Streit; man hatte ihn umgebracht. Er sagte mir, dass es für mich zu gefährlich sei, nach Saadiyat al-Arab zurückzugehen, und dass ich einige Tage in Beirut bleiben sollte. Er bot mir seine Hilfe an.»
    «Was tat er?»
    «Er gab mir Geld.»
    «Und was sonst noch?»
    «Er brachte mich mit jemandem aus der Botschaft zusammen, der, wie er sagte, Nachforschungen anstellen könnte, was mit meinem Vater passiert war.»
    «Und haben die von der Botschaft etwas herausgefunden?»
    «Sie haben alles herausgefunden.»
    «Was war passiert?»
    «Das Ganze war sehr libanesisch. Es hatte einen Streit zwischen zwei Politikern aus dem Ort gegeben. Der Vertreter des drusischen Parlamentsabgeordneten für unseren Landkreis und der Vertreter des maronitischen Abgeordneten waren sich wegen eines Falls von politischer Protektion in die Haare geraten. Es ging um die Frage, ob der Auftrag für das Pflastern der Straße zwischen Saadiyat und Dibbiye an einen moslemischen oder an einen christlichen Bauunternehmer gehen sollte.
    Mein Vater hatte sich, obwohl er Moslem war, auf die Seite der christlichen Firma gestellt. Der Mann war ein Freund von Emile-Bey, und er leistete gute Arbeit. Am nächsten Tag, als mein Vater sein Motorrad startete, explodierte eine Bombe. Die Regierung wollte keinen Skandal; also vertuschte man den Vorfall. Der Mann, der die Bombe gelegt hatte, wurde nie gefasst.»
    «Wer hatte es getan?»
    «Hier hat mir die Botschaft geholfen. Sie sprachen mit ihren Kontaktleuten in der drusischen Organisation und identifizierten den Mann, der die Bombe eingebaut hatte. Sie schickten mir sogar ein Bild von ihm. Sein Name war Marwan Darazi.» Fuad machte eine Pause.
    «Da ist etwas in der Geschichte, wo ich mir nicht sicher bin, ob ich es Ihnen erzählen soll», sagte der Libanese.
    «Sie sollten mir alles erzählen», sagte Rogers.
    «Okay. Das war das erste Mal, dass ich Mr.Hoffman traf. Er war der Mann aus der Botschaft, der mir das Bild von Darazi brachte, dem Mann, der meinen Vater ermordet hatte. Mr.Hoffman sagte mir, dass man die Sache überprüft und dabei herausgefunden hätte, dass der Mann ein Kommunist war.»
    Rogers fühlte, wie sich sein Magen

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