Operation Beirut
Aussehen.
«Ich habe da eine Frage an Sie», sagte Rogers. «Woher sollen wir wissen, ob wir Fuad trauen können?»
«Was fragen Sie mich?», sagte Hoffman. «Er ist Ihr Agent.»
«Stimmt. Aber ich habe ihn nicht rekrutiert. Nicht ich habe ihn in Ägypten geführt; und ich arbeite erst seit zwei Monaten mit ihm.»
Hoffman, der sah, dass Rogers nicht in der Stimmung für eines ihrer üblichen Geplänkel war, hielt sich mit seinem Sarkasmus etwas zurück.
«Na schön. Eine gute Frage. Können wir Fuad trauen?»
«Verstehen Sie mich nicht falsch», sagte Rogers. «Ich habe keinen speziellen Grund, ihn zu verdächtigen. Bis jetzt war er ein mustergültiger Agent. Aber da ist etwas an ihm, das ich irgendwie nicht verstehe. Irgendetwas Rätselhaftes, als würde er hinter einer Maske arbeiten.»
«Das kommt daher, dass er Araber ist», sagte Hoffman. «Diese Leute werden mit Masken geboren.»
«Trotzdem», sagte Rogers. «Ich würde gerne mehr über ihn wissen, bevor wir da weitermachen.»
«Wann wurde er zum letzten Mal überprüft?», fragte Hoffman.
«Laut Akte war das vor vier Jahren; bevor er nach Ägypten ging.»
«Jesus, Maria und Josef! Das ist lange her. In vier Jahren kann eine Menge passieren.»
«Genau das habe ich mir auch gedacht», sagte Rogers.
«Na schön, dann zum Teufel mit ihm! Überprüfen Sie ihn nochmal.»
Am nächsten Morgen lud Rogers den libanesischen Agenten ein, mit ihm zu Abend zu essen.
Die Villa lag wie ein Adlerhorst über einer steilen Straße, die sich in Haarnadelkurven die Hänge des Mount Lebanon hinaufwand. Rogers chauffierte selbst in einer botschaftseigenen Limousine. Der Wagen erkletterte die Hügel und Kämme wie die Sprossen einer Leiter, und jede neue bot eine weitere und noch malerischere Aussicht auf Beirut, das unten in der Dunkelheit funkelte. Während das Fahrzeug höher und höher kletterte, wurde die Luft feucht und süßlich vom Duft des Mooses und der Pinien.
Eine junge Frau vom Sicherheitsbüro war bereits in der Villa eingetroffen und hatte das Abendessen zubereitet. Der eigentliche Grund ihrer Anwesenheit bestand jedoch darin, einen Lügendetektortest durchzuführen. Sie hatte den Polygraphen in einem diskreten, cremefarbenen Koffer mitgebracht.
Fuad kam auf die Minute pünktlich. Im Dunkeln sah er klein und irgendwie schwächlich aus. Seine Haut, die unter Sonnenlicht geradezu zu strahlen schien, sah bei Nacht blass aus.
Rogers begrüßte ihn herzlich, aber der Libanese schien auf der Hut zu sein. Als er das Haus betrat, fiel sein Blick sofort auf den cremefarbenen Koffer, der im Flur stand; dann bemerkte er die Frau aus dem Sicherheitsbüro, die wie auf Abruf neben der Anrichte stand.
«Sie vertrauen mir nicht, Mr.Reilly?», fragte Fuad.
«Nicht mehr und nicht weniger als bisher», sagte Rogers. Er führte Fuad in ein großes Zimmer, von dem aus man einen Blick über ganz Beirut hatte. Weit hinten lagen die Lichter von Jounie, die ankernden Schiffe in der Bucht von St. Georges und die sternenbeleuchtete Küste vor West-Beirut.
«Ya Allah! Dann lassen Sie uns beginnen», sagte Fuad. «Wenn es Zeit ist, wieder einmal die Lügendetektormaschine zu benutzen, ich bin bereit. Ich habe nichts zu verstecken.»
Rogers steckte sich eine Zigarre an. Er hatte irgendwie erwartet, dass Fuad sich weigern würde, sich dem Test zu unterziehen, was der Operation auf der Stelle ein Ende gemacht hätte.
«Wir machen den Test später», sagte Rogers. «Im Augenblick würde ich gerne noch etwas mehr über Sie hören, ohne Sie an irgendwelche Drähte anzuschließen.»
Sie unterhielten sich bis zwei Uhr morgens. Fuad breitete die Geschichte seiner Jugend aus. Stück für Stück. Rogers hörte zu, paffte an seiner Zigarre und maß Fuads Geschichte an seinen eigenen Vorstellungen von dem, was einen verlässlichen Agenten ausmachte.
«Wir sind wie Spiegel», sagte der Libanese, als er mit dem Erzählen begann. «Wir reflektieren das, was uns gegenübersteht.»
«Ich bin nicht sicher, ob ich Ihnen folgen kann», sagte Rogers.
«Ich will damit sagen, dass ich ein Produkt meiner Umgebung bin. Meine Loyalitäten wie mein Hass wurden mir vor langer Zeit eingeprägt.»
«Erzählen Sie», ermunterte ihn Rogers.
Fuad holte seine Kummerperlen heraus, beschloss dann jedoch, dass sie ein Zeichen von Unruhe und Aberglauben seien, und legte sie auf den Tisch.
«Ich wurde in einem Dorf namens Saadiyat al-Arab geboren, zwölf Meilen südlich von Beirut und zwei Meilen vom
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