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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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als ein Straßenballett, dessen Schönheit in der Präzision und der Ökonomie seiner Choreographie lag. Es bereitete ihm eine Riesenfreude, zu sehen, mit wie wenigen Leuten pro Überwachungsteam er eine angemessene Kontrolle des Objekts aufrechterhalten konnte. Dann saß er in seinem Büro mit einer Karte des abzudeckenden Gebietes und studierte sie wie ein Schachproblem, ob er nicht hier oder da einen Mann abziehen konnte. Er zeichnete kleine Diagramme, um die effektivste Art zu illustrieren, einen Verdächtigen zu überwachen, der etwa einen Laden mit mehreren Ausgängen betrat, oder wenn es darum ging, jemanden zu verfolgen, der Taxis oder Busse nahm und immer wieder die Richtung änderte, um seine Verfolger abzuschütteln. Hoffman betrachtete sich als einen Maestro der Straße.
    In Rogers’ Augen war das reine Pedanterie. Es war der Teil Hoffmans, der ihn einem FBI -Mann am ähnlichsten machte.
    Nach und nach wurde die Überwachung von Jamal Ramlawi auf die Beine gestellt. Eine lockere Überwachung seiner Bewegungen Tag und Nacht, damit man ein allgemeines Bild davon bekam, wohin er ging und mit wem er verkehrte. Eine sorgfältige Überwachung seines Büros, sowohl akustisch als auch optisch. Ein Spezialteam, eigens aus Europa eingeflogen, zapfte das Telefon an und baute in der Decke ein Mikrophon ein. Und indem man die Wand eines angrenzenden leeren Büros durchbohrte, gelang es, eine kleine Kamera in die Wand zu setzen – nicht größer und nicht auffälliger als ein Fliegendreck –, die ausgezeichnete Aufnahmen machte.
     
    Fuad gegenüber verschwieg Rogers die Überwachungsmaßnahmen ebenso wie die neue Einstufung der Operation. Bei ihren Treffs, zweimal die Woche, beschränkte er sich darauf, Handwerkliches zu besprechen. Sie einigten sich auf die Standorte mehrerer toter Briefkästen in der Innenstadt Beiruts, in denen man schnell und diskret Botschaften hinterlegen konnte. Sie gingen Evakuierungsmaßnahmen durch, um Fuad und Jamal in einem Notfall so schnell wie möglich aus Beirut herauszubringen. Rogers hielt Fuad dazu an, seine Tarnung als propalästinensischer libanesischer Geschäftsmann auszubauen, indem er sich auch mit anderen Funktionären der Fatah abgab. Jeder zusätzliche Fatah-Mann in Fuads Bekanntenkreis, so betonte er, sei ein zusätzlicher Schutz für Jamal.
    Die Überwachungsberichte gingen nach und nach ein. Die Verfolger, die hinter Jamal her waren, beschrieben ihr Objekt als arabischen Playboy. Er blieb bis in den frühen Morgen in Diskotheken und Nachtclubs, fast immer in Gesellschaft schöner Frauen. Er wachte erst spät am anderen Vormittag auf, oft im Bett einer jungen Dame, ging nach Hause in seine Wohnung, um sich zu duschen und zu rasieren, und kam dann gegen elf Uhr vormittags ins Büro.
    Er war wurzellos, fast bohemehaft, was seinen Lebensstil betraf; er trieb zwischen seinem Büro und diversen Wohnungen von Freunden, Mitarbeitern und Geliebten hin und her. Fast alle seine Mahlzeiten nahm er in Restaurants ein; und immer hatte er ein dickes Bündel Banknoten dabei. Das Seltsamste an seinem Lebenswandel, so berichteten die Überwacher, war, dass er gelegentlich nachmittags in die Bibliothek der Amerikanischen Universität Beirut ging und las. Nur las! Wissenschaftliche Bücher, politische Magazine, Musikzeitschriften. Bücher über Amerika und die Sowjetunion. Sogar Bücher über Israel.
    Dann war da noch etwas, sagten die Überwacher: Er kaufte für sein Leben gerne Geschenke, je teurer, desto besser. Auf dem Wege zu einer Verabredung ging er oft in einen Laden und kaufte für seinen Gastgeber etwas Obst, Blumen oder Süßigkeiten, ja sogar Bücher. Zuweilen ging er zu teuren Damenausstattern in der Rue Hamra und kaufte Geschenke für seine Freundinnen: flaschenweise Parfum, ein Dutzend Seidenschals, ein halbes Dutzend goldener Ohrringe.
     
    «Eines kann ich Ihnen über unseren Bubi sagen», meinte Hoffman, nachdem die Überwachung einige Wochen am Laufen war.
    «Und das wäre?», fragte Rogers und glaubte die Antwort bereits zu kennen.
    «Dieser Bursche steht auf Weiber!»
    Rogers stöhnte.
    «Nein, wirklich! Kommen Sie her. Schauen Sie sich diese Bilder hier an. Wenn dieser Bursche den Leuten sagt, dass er im Büro
hart
arbeitet, dann meint er das wörtlich!»
    Über Hoffmans Schreibtisch ausgebreitet waren etwa ein Dutzend Hochglanzfotografien, die man aus Hunderten von anderen ausgewählt hatte; sie waren mit der in Jamals Bürowand versteckten Kamera gemacht

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