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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Stationschef und wandte sich ab, nachdem er eine gute Minute mit völliger Hingabe zugeschaut hatte.
    «Himmel nochmal! Wo kriegen wir nur diese Mädchen her?» Hoffman zündete sich eine Zigarette an; dann bemerkte er, dass er bereits eine andere brennen hatte.
    «Ich stimme Ihnen zu, dass unser Geschäft einfach ist», sagte Rogers und machte dort weiter, wo sie stehengeblieben waren. «Aber ich sehe es anders. Jemanden anzuwerben hat für mich mehr damit zu tun, dass man ihn dazu kriegt, das zu tun, was man will, als ihn einfach zu etwas zu zwingen, was er nicht tun will. Ich habe vor langer Zeit gelernt, dass es einfach ist, Menschen zu manipulieren – wenn man weiß, was man von ihnen will, und ihnen nicht auf die Nase bindet, warum man so freundlich zu ihnen ist.»
    Hoffman richtete sich auf seinem Stuhl auf und starrte mit zusammengekniffenem Auge in Rogers’ Richtung.
    «Sagen Sie das nochmal», sagte er.
    «Bei mir», fuhr Rogers fort, «funktioniert das folgendermaßen, wenn ich Macht über jemanden haben will: Man trifft sich mit einem, den man als Agenten haben will, unterhält sich mit ihm über seine Familie, seine politische Haltung. Er fühlt sich geschmeichelt. Man ist ein Amerikaner aus der Botschaft. Er ist immer noch auf der Hut, weil man ja ein Spion sein könnte, aber man geht die Sache langsam an. Man ist höflich, diskret. Man bringt ihm ein Geschenk für sein Kind mit.
    Dann geht man hin und besucht ihn ein zweites Mal. Es ist ihm nicht ganz angenehm, einen wiederzusehen. Aber was soll er tun? Er ist Araber; er muss höflich sein. Sie besuchen ihn ein drittes Mal. Und dann tun Sie ihm einen Gefallen. Nichts Spektakuläres, aber eine nette Geste. Er steht in Ihrer Schuld. Er weiß das, aber keiner spricht es aus. Es ist einfach Freundschaft, Gastfreundschaft. Dann besucht man ihn ein viertes und fünftes Mal, und man dirigiert das eine oder andere kleine Geschäft in seine Richtung. Er fühlt sich gut. Er macht gern Geschäfte mit einem.»
    «Genau», sagte Hoffman. «Und dann nehmen Sie ihn bei den Eiern.»
    Rogers musste unwillkürlich lachen.
    «Darf ich Ihnen eine Geschichte erzählen?», fragte Rogers.
    «Sicher. Solange keine Hunde drin vorkommen.»
    «Vor einigen Jahren, während des Bürgerkriegs im Jemen, brauchte ich ganz dringend einige Informationen. Es gab da einen Scheich, von dem ich glaubte, dass er sie mir liefern könnte, aber er galt allgemein als absolut feindselig gegenüber dem Westen und als nicht rekrutierbar.
    Ich dachte, ich versuche es trotzdem einmal. Also fuhr ich zwei Tage durch die Wüste, um ihn zu besuchen. Ich ging allein und unbewaffnet. Ich war mir noch nicht einmal darüber im Klaren, warum ich überhaupt hinging. Als ich ankam, war ich erschöpft. Der Scheich gab mir Kaffee und verpflegte mich. Es war das Mindeste, was er tun konnte. Wir begannen uns zu unterhalten. Er konnte es einfach nicht glauben, dass ich fließend Arabisch sprach. Immer wieder rief er seine Diener, um mich vorzuführen und mich bewundern zu lassen. Ganz offensichtlich arbeiteten die Russen immer mit Dolmetschern. Wie auch immer, wir blieben die ganze Nacht auf, unterhielten uns und kauten
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. Bis zum Morgen war der Bursche – ohne es zu merken – ein Mitarbeiter der CIA geworden. Er versorgte mich über ein Jahr lang mit Leckerbissen.»
    «Wir haben in unserem Geschäft einen Namen für das, worüber Sie da sprechen», sagte Hoffman. «Wir nennen es einen ‹Rapport›.» Er betonte das Wort auf eine gezierte Weise.
    «So wie ich das sehe, halten Sie nicht viel davon», sagte Rogers. «Um ehrlich zu sein, ein ‹Rapport› ist für mich das Gleiche wie ein schlaffer Schwanz. Aber es ist Ihr Fall. Was raten Sie mir?», fragte Rogers.
    «Wir sollten probieren, Ihren Mann irgendwie zu fassen zu kriegen. Wir überwachen ihn ein bisschen, zapfen ein paar Leitungen an, machen ein paar Bilder. Mal sehen, mit wem wir es zu tun haben. Wenn wir was in die Finger kriegen, greifen wir zu. Wenn nicht, werden wir schon sehen.»
    Hoffman besah sich noch einmal die billig aufgedonnerte Besatzung der
Schwarzen Katze
.
    «Ich mache Ihnen einen Vorschlag», sagte der Stationschef. «Machen wir, dass wir aus diesem Schlamassel hier rauskommen.»
     
    Hoffman kümmerte sich persönlich um Jamals Überwachung. Er bestand darauf, die Einzelheiten selbst in die Hand zu nehmen, obwohl Rogers protestierte.
    Hoffman liebte Überwachungen. Er betrachtete sie als die reinste Form der Nachrichtenarbeit,

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