Operation Beirut
hätten Sie nicht vielleicht die Telefonnummer der Dame?»
«Werden Sie endlich erwachsen», sagte Hoffman.
«Die zweite Frage», fuhr der Stationschef fort, «ist, was wir mit dem Pferdeschwanz machen.»
«Jamal», warf Rogers ein, den der Verlauf der Dinge in zunehmendem Maße erschreckte.
«Richtig. Weil wir da ein ernsthaftes Problem auf der Hand haben. Entweder der Bursche rammelt sich zu Tode, oder ein eifersüchtiger Ehemann bringt ihn uns um. So oder so, er ist kein besonders dankbares Sicherheitsrisiko.»
«Ist er verheiratet?», fragte der Operationschef.
«Nein», sagte Rogers.
«So ein Jammer», sagte der Operationschef. «Da ist es natürlich schwieriger, ihn zu erpressen.»
«Interessiert es den Alten Mann, dass er jede europäische Braut nagelt, die sich in Beirut auftreiben lässt?», fragte Hoffman.
«Das bezweifle ich», sagte Rogers.
«Was ist mit seiner Mutter?»
«Chef», sagte Rogers. «Kann ich Sie einen Augenblick unter vier Augen sprechen?»
«Ja, sicher», sagte Hoffman. Er wandte sich an den Operationschef.
«Macht es dir was aus, einen Moment nach draußen zu gehen, Pete? Unser Mr.Rogers hier hätte da etwas ‹Privates›, das er gern mit mir besprechen würde.»
Der Stellvertreter warf Rogers einen finsteren Blick zu und ging hinaus.
«Schießen Sie los», sagte Hoffman, als der andere draußen war.
«Ich meine, wir sollten vorsichtig mit diesen Fotos umgehen. Sie werden den Franzosen stecken, dass wir Jamal überwachen. Und wenn der ganze Schlamassel vorbei ist, kann es uns passieren, dass wir uns selbst mehr Schwierigkeiten aufgehalst haben als dem französischen Diplomaten. Und was Jamal anbelangt, wenn Sie glauben, den können Sie mit obszönen Fotos erpressen, müssen Sie verrückt sein. Der zeigt sie bestenfalls seinen Freunden.»
«Jetzt aber mal halblang!», sagte Hoffman. «Ich stecke Ihnen das ja nicht gern, aber Fotos wie die hier sind die Muttermilch unserer besonderen Art von Geschäft. Ich habe nicht die Absicht, sie wegzuwerfen.»
«Das verlange ich ja gar nicht», sagte Rogers. «Aber es wäre mir lieber, wenn Sie etwas langsamer täten.»
«Damit Sie
was
tun können?»
«Damit ich persönlichen Kontakt mit Jamal aufnehmen kann. Das ist die einzige Möglichkeit. Andernfalls ist das Ganze ein Schuss ins Dunkel.»
«Hmmm», machte Hoffman. Endlich schaute er mal nachdenklich drein.
«Hat Jamal Ihnen nicht schon mal gesagt, dass er sich nicht mit Ihnen treffen will?», fragte der Stationschef.
«Ja», sagte Rogers.
«Nun, der überlegt sich das aber nicht anders, bloß weil Sie ihn höflich darum bitten. Genau das versuche ich Ihnen zu erklären: Bei dem brauchen Sie einen Hebel!»
«Lassen Sie es mich auf meine Art versuchen», sagte Rogers. «Ich habe da die eine oder andere Idee.»
«Na schön», sagte der Stationschef, nachdem er einen Augenblick lang überlegt hatte. «Wie wir von der Personalabteilung immer sagen: Es ist Ihr Arsch.»
Kapitel 12 Amman, Jordanien; Februar 1970
Rogers’ erster Plan war einfach; er würde es mit einem Trick versuchen. Er beschloss den nächsten Treff zwischen Fuad und Jamal, der laut Plan in einigen Tagen stattfand, abzuwarten und unangemeldet dort aufzukreuzen. Er würde bereits in der konspirativen Wohnung warten, wenn Jamal dort eintraf, würde ihn auf die Couch setzen und darauf bestehen, dass er direkt mit einem Amerikaner zu verhandeln hätte. Das Schlimmste, was passieren konnte, war, dass die Beziehung auf der Stelle in die Brüche ging, was allemal besser wäre, als monatelang zu warten, um dann feststellen zu müssen, dass Jamal gar nicht die Absicht hatte, das Spiel mitzuspielen.
Der festgesetzte Tag kam. Der Treff sollte in einer Wohnung in Ramlet el-Baida, in der Nähe der Küste, stattfinden. Rogers kam früher als vorgesehen in die sichere Wohnung, wartete auf Fuad und sagte ihm, dass man den Plan ein wenig abgeändert hatte. Sie würden sich an diesem Tag beide mit Jamal treffen. Er erklärte nicht, warum, und Fuad fragte nicht.
Rogers und Fuad saßen fünf Stunden lang in der freudlosen Wohnung, rauchten Zigaretten und warteten auf den Palästinenser. Er kam nicht.
Rogers befürchtete, man habe sie hintergangen. Seine Befürchtungen wurden jedoch von einer Information zerstreut, die am nächsten Tag eintraf. Die Beiruter Station hatte von einer Quelle aus dem Deuxième Bureau erfahren, dass eine Reihe führender Fatah-Funktionäre – einschließlich Jamal – in aller Eile nach Amman
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