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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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müssen sich diesen Scheiß einmal ansehen. Sie werden es nicht glauben!», sagte Jorgenson.
    Er wieselte zu einem Aktenschrank hinüber, schloss die oberste Schublade auf und brachte eine dicke Mappe mit Zeitungsausschnitten zum Vorschein.
    «Schauen Sie sich das an!»
    Er reichte Rogers einen Artikel mit der Überschrift «Kreml bemüht sich um mehr Häuser für Menschen».
    «Ist das zu glauben? Wenn das kein Juwel ist! Schauen Sie sich den hier an.» Jorgenson zog einen anderen Artikel heraus mit der Überschrift «Afroasiatische Völker protestieren gegen amerikanische Nahost-Politik».
    «Unglaublich! Wer denkt sich bloß diese Titel aus? Joe Stalin? Warten Sie: Ich habe noch mehr», rief Jorgenson aus. Er war mittlerweile beträchtlich in Fahrt geraten und reichte Rogers Artikel auf Artikel mit Überschriften wie «Kim-Il-Sungs massive Unterstützung des bewaffneten antizionistischen Kampfes» oder «Imperialismus schuld an Lebensmittelknappheit im Sudan».
    «Diese Russen schrecken vor nichts zurück!», sagte Jorgenson, vor Unmut schier am Bersten. «Und diese Keraler drucken diesen Mist für ein paar Denare die Woche. Es ist zum Heulen. Kein Wunder, dass wir auf der ganzen Welt im Schlamassel stecken. Glücklicherweise», fügte Jorgenson mit einem wissenden Lächeln hinzu, «habe ich selber auch ein paar Keraler. Wir sind dabei, in diesem Spielchen mitzumischen, so nach und nach. Wollen Sie was von dem sehen, was wir so unter die Leute bringen?»
    «Sind Sie sicher, dass Sie mir das zeigen dürfen?», fragte Rogers.
    «Na, klar doch. Wen interessiert das schon?»
    Jorgenson nahm eine andere Mappe aus dem Aktenschrank, um einiges dünner als die erste, und öffnete sie mit einer schwungvollen Geste.
    «Schauen Sie sich das hier an», sagte der Chef der Kuwaiter Station.
    Er reichte Rogers einen Artikel mit der Überschrift «Harte Fakten über Luftverschmutzung» und einen weiteren mit dem Titel «Ölreserven Alaskas enorm»; dann eine lange Titelgeschichte mit dem Thema «Werden die USA zur Freiwilligenarmee übergehen?».
    «Das Zeug ist raffiniert gemacht», sagte Jorgenson. «Ich bekomme es aus Langley. Zur Abwechslung mal ein kleiner Dreh in die proamerikanische Richtung. Was halten Sie davon?»
    «Großartig», sagte Rogers, dem es fast die Sprache verschlagen hatte. «Wirklich großartig.»
     
    Rogers stellte bald fest, dass Kuwait ein Musterbeispiel für die Heuchelei der Welt war. Es war ein islamisches Land, in dem den Menschen theoretisch das Trinken von Alkohol verboten war. Wenn Rogers jedoch in der Halle seines Hotels an den Kuwaitis vorbeikam, die dort auf den Couches ihr Nickerchen machten, dann konnte er in ihrem Atem den Whisky riechen. Abends sah er an der Straße den Arabischen Golf entlang Schwärme betrunkener Gastarbeiter aus Indien und Ceylon.
    Offiziell ging das islamische Kuwait auch mit dem Thema Sex sehr prüde um. Und doch erfuhr Rogers von einem geschwätzigen Hotelangestellten, dass Stewardessen während eines Aufenthalts vor dem Rückflug nach London in einer Nacht 1000 Dollar verdienen konnten, indem sie sich um kuwaitische Herren kümmerten. Selbst die örtliche englischsprachige Zeitung schien geradezu sexbesessen. Jeden Tag brachte sie auf Seite acht Pin-up-Bilder halbnackter Frauen. Am Tag, als Rogers eintraf, war das Mädchen von Seite acht eine vollbusige Blondine in Strapsen und schwarzen Strümpfen. Die Bildunterschrift lautete: «Man trägt wieder Gürtel.»
    Die Einzigen, die hier einen fleißigen und disziplinierten Eindruck machten, waren die Palästinenser, die in den Ministerien, Schulen und Krankenhäusern Kuwaits das Gros der Arbeit erledigten. Die palästinensische Bevölkerung wurde auf ungefähr 200 000 geschätzt – der kuwaitische Emir war viel zu nervös, als dass er die genauen Angaben der Volkszählung zu veröffentlichen wagte –, und sie unterstützte in überwältigendem Maße die Fatah. Die Kommandogruppe verlangte von der unschlüssigen kuwaitischen Regierung zwei Dinge: das Recht, eine siebenprozentige Steuer auf das Einkommen aller in Kuwait arbeitenden Palästinenser zu erheben; und die Zusage, sämtlichen Palästinensern – von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen – kuwaitische Pässe zu verweigern, sodass die große Masse von ihnen staatenlos und somit militant blieb.
    Genau genommen war die Fatah in der Diaspora Kuwaits geboren. Der Alte Mann hatte während der fünfziger Jahre hier gearbeitet. Ebenso der «Diplomat» und Abu

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