Operation Beirut
lassen.»
«Wann?»
«Wenn ich wieder in Beirut bin.»
Er nahm sich noch eine Zigarette und verschwand.
Rogers war noch in derselben Nacht wieder in Beirut – müde, aber in gehobener Stimmung.
Zwei Tage später gab der König eine Pressekonferenz, auf der er bekanntgab, dass er seinen Erlass, der den Fedajin das Tragen von Waffen in der Öffentlichkeit untersagte, «einfrieren» wollte. Die Konfrontation sei die Folge eines Missverständnisses gewesen, erklärte der jordanische Monarch. «Unsere Macht ist ihre Macht, und ihre Macht ist die unsere», sagte er über die Fedajin. Der König hatte kapituliert.
Eine Woche später ließ Jamal durch Fuad ausrichten, dass er sich mit Rogers Anfang März in Kuwait treffen würde.
Hoffman hörte sich Rogers’ Bericht von seiner Begegnung mit Jamal in Amman an und bat ihn dann, ihm alles noch einmal zu erzählen.
«Ich habe da eine Frage an Sie, Sie Kanone», sagte Hoffman, nachdem er sich die Erklärung ein zweites Mal angehört hatte. «Woher zum Teufel konnten Sie wissen, dass der König den Schwanz einziehen würde? Ich habe das in keinem der Kabel gesehen.»
Rogers schnitt eine Grimasse.
«Um ehrlich zu sein, ich wusste es nicht. Aber es schien mir eine sichere Wette zu sein.»
«Sie verarschen mich wohl!», sagte Hoffman. «Wollen Sie damit sagen, dass Sie diese Operation auf eine Eingebung hin aufs Spiel gesetzt haben?»
«Es war mehr als eine Eingebung», sagte Rogers. «Die Wahrscheinlichkeit war groß.»
Hoffman musterte seinen jungen Falloffizier mit einer Mischung aus Verwunderung und neuem Respekt.
«Sie sind verrückter, als ich gedacht habe», sagte Hoffman. «Um genau zu sein, Sie sind fast so verrückt wie ich!»
«Jamal glaubt also, die CIA hätte mitgeholfen, Druck auf den König auszuüben, damit er seine Repressalien zurücknimmt?», fragte der Stationschef.
«Schon möglich», sagte Rogers mit der Spur eines Lächelns. «Aber ich bezweifle, dass er derart leichtgläubig ist.»
Einige Tage darauf ließ Hoffman Rogers zu sich rufen.
«Raten Sie mal, wer eben die Koffer packt, um unser sonniges Beirut zu verlassen?», fragte der Stationschef mit einem Glitzern in den Augen. «Ein gewisser französischer Diplomat.»
«Scheiße», meinte Rogers.
«Warten Sie. Es ist nicht so, wie Sie denken. Die Frau war’s!»
«War was?», fragte Rogers. «Was ist passiert?»
«Sieht so aus, als hätte Madame Plateau eines Tages die Wut darüber gepackt, dass ihr Gatte ein derartiges Arschloch ist; sie hat ihm alles erzählt. Dass sie sich von einem palästinensischen Guerilla die Seele aus dem Leib stoßen lässt und das auch noch genießt. Hat ihn wohl gefragt, was er davon hält. Offensichtlich hat sie ihm nicht gesagt, wer es ist, weil die Halsabschneider vom SDECE in ganz West-Beirut herumfragen, um es herauszukriegen. Der Geschäftsträger war so wütend, dass er sie verprügelte. Sie mussten sie ins Krankenhaus bringen. Ganz Beirut spricht von nichts anderem.»
«Was passiert mit den beiden?», fragte Rogers.
«Dem französischen Botschafter ist das Ganze mucho peinlich. Es sind die Franzosen, die die Frauen der
anderen
bumsen, nicht andersrum. Wie auch immer, schaut gar nicht gut aus für Mr. und Mrs.Poilu. Man hat sie eben zu einer ausführlichen Unterredung nach Hause zurückbeordert. Sieht mir ganz nach bye-bye, Beirut, aus.»
«Und die Fotografien?», fragte Rogers.
«Ich hab es nicht übers Herz gebracht, sie dem Franzosen zu geben. Dem Kerl geht es im Moment schon schlecht genug. Er braucht nicht auch noch das Lächeln auf dem Gesicht seiner Frau zu sehen. Viel hätten wir aus ihm sowieso nicht herausquetschen können. Selbst wenn wir ihm gedroht hätten, die Bilder in die
‹An Nahar›
zu bringen. Da ist noch etwas», fügte Hoffman hinzu. «Wenn Sie sich mit Ihrem palästinensischen Freund treffen, dann sagen Sie ihm, er soll seinen Lümmel gefälligst für eine Weile in der Hose lassen. Die Leute nehmen den Sex in diesem Teil der Welt ziemlich ernst. Wenn man hier die Ware betatscht, muss man sie auch kaufen.»
Kapitel 13 Kuwait; März 1970
Rogers traf drei Tage vor dem Termin in Kuwait ein. Er wollte ein Gefühl für die Örtlichkeiten bekommen, einen Blick auf die sichere Wohnung werfen, für Essen und Trinken sorgen und sich emotionell auf die Begegnung vorbereiten. Das alles glich ein bisschen dem Training kurz vor einem Basketballspiel: Es machte einen wohl kaum zu einem besseren Spieler, aber es beruhigte die
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